Konfessionslose und Glauben an Gott
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich 1992 in ihrer dritten Erhebung über Kirchenmitgliedschaft auch speziell mit den Konfessionslosen beschäftigt. Um mögliche Unterschiedlichkeiten in ihren Orientierungen abzuklären, wurden die Konfessionslose in „Ausgetretene“ (Konfessionslose der 1. Generation) und „Ungetaufte Konfessionslose“ (Konfessionslose der 2. oder weiterer Generationen) aufgeteilt.
Diese Unterteilung führt zu zwei deutlich voneinander unterschiedenen Gruppen.
Von den Konfessionslosen der 2. (und weiteren) Generation, den Ungetauften, die „schon immer konfessionslos“ sind, glaubt keiner mehr an einen christlichen Gott. Knapp die Hälfte - sowohl im Westen (45 %) wie im Osten (47 %) - sind überzeugt, dass es keinen Gott gibt. Dabei fallen in den Neuen Bundesländern die Ansichten entschiedener ‚unchristlich’ aus, als in den Alten Bundesländern.
Die Konfessionslosen der 1. Generation (die „Ausgetretenen“) haben sich deutlich weniger vom Christentum gelöst. Im Westen glauben 18 % dieser Konfessionslosen an einen christlichen Gott, im Osten sind es 9 %. Im Westen glaubt knapp die Hälfte (46 %) an eine „höhere Kraft, aber nicht an einen Gott, wie ihn die Kirche beschreibt“.
Die Konfessionslosen der 1. Generation in den Neuen Bundesländern haben sich dagegen entschiedener von der Religion entfernt. Die Mehrheit von zwei Dritteln (32 % + 32 %) glaubt weder an einen Gott, noch an eine höhere Kraft bzw. ist überzeugt, dass es keinen Gott gibt.
Anmerkung: Die Beeinflussung durch christliche Glaubensvorstellungen lässt sich anscheinend nicht so einfach ‚aus dem Kopf schütteln’ wenn man getauft (und vermutlich kirchlich sozialisiert) wurde.
Während die „Schon immer Konfessionslosen“ - die vermutlich, wenn überhaupt, nur marginal mit amtskirchlichen/christlichen Vorstellungen in Berührung gekommen sind - sich eindeutig ‚gottlos’ positionieren, glauben von den Ausgetretenen im Westen knapp die Hälfte immer noch an eine „höhere Kraft“ und im Osten sind es noch ein gutes Viertel, die sich - trotz Kirchenaustritt - von diesen Vorstellungen nicht lösen können.
Die ähnlichen Unterschiede wie Verteilungen in West und Ost verweisen auf ein gleiches Phänomen, wenn auch die unterschiedlichen Niveaus darauf hinzuweisen scheinen, dass im Osten kirchliche Vorstellungen weniger kulturell / im Alltag gegenwärtig sind, als es im Westen der Fall ist. In dieser Hinsicht braucht es im Westen vermutlich eine weitere Generation, damit die Konfessionslosen sich eindeutiger von den religiösen Vorstellungen des Christentums lösen.