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Religionszugehörigkeiten 2023

Nach den Veröffentlichungen der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD zu ihren Mitgliederzahlen und weiterer Recherchen lassen sich die Religionszugehörigkeiten in Deutschland zum Jahresende 2023 beschreiben. Dies geschieht nachfolgend sowohl mit Blick auf die formalen Zugehörigkeiten als auch mit Blick auf die Glaubenspraxis. Demnach gab es Ende 2023 in Deutschland erstmals ebenso viele konfessionsfreie Menschen (46 Prozent) wie römisch-katholische und evangelische Kirchenmitglieder zusammengenommen (24 bzw. 22 Prozent). Religiös aktiv sind nur noch rund 5 Prozent der Bevölkerung.

1. Vorbemerkung und Ergebnisse
2. Formale Zugehörigkeiten
    2.1. Sichere Daten: EKD-Evangelische und römische Katholiken
3. Weiß man es? Weitere Religionsgemeinschaften
     3.1. Muslime
    3.2. Kleinere Religionsgemeinschaften
    3.3. Orthodoxe
4. Glaubenspraxis: Nur wenige praktizieren ihren Glauben

1. Vorbemerkung und Ergebnisse

Die folgenden Daten sind – wie auch bereits in den Vorjahren beschrieben – eine Mischung aus relativ genauen Daten und Schätzungen verschiedenster Qualitäten. Auf Grund unzureichender statistischer Datenerhebung durch öffentliche Stellen – insbesondere im Zusammenhang der Erhebung muslimischer Bevölkerungsanteile – liegen keine exakten Daten vor, bei denen es sich lohnen würde, um die Promillepunkte hinter dem Komma zu verhandeln, vielmehr handelt es sich um belastbare Trends mit unterschiedlicher Fehlervarianz.

Eine ‚sichere Bank‘ sind die Daten für die EKD-Evangelischen und die römischen Katholiken mit den Auszählungen aus den Melderegistern. Im Bereich der kleineren Religionsgemeinschaften hingegen besteht eine große Unübersichtlichkeit und – gestützt auf mehrere abgeschlossene Recherchen – wurde die Anzahl der Mitglieder kleinerer Religionsgemeinschaften für dieses Jahr genauer analysiert. Das führte zu leichten Verringerungen bis hin zu größeren Reduzierungen bei den Orthodoxen.

Die generelle Thematik der Problematik von Prozentangaben zu den Religionszugehörigkeiten in Deutschland hat sich 2024 erweitert. Aufgrund der seinerzeit bekannten ‚Unschärfen‘ der Melderegister hatte fowid bereits für 2017 entschieden, im großen Kreisdiagramm keine Nachkommastellen mehr anzugeben, um nicht eine unzutreffende Exaktheit zu suggerieren, da „die staatlichen Melderegister eine Ungenauigkeit von bis zu drei Prozent aufweisen“. Das lässt sich jetzt noch genauer belegen. Die Angaben des Statistischen Bundesamtes (im Januar 2024) zur Bevölkerung Ende 2023 von 84,7 Mio. Personen, wurde (im Juni 2024) aufgrund der Feststellungen des Zensus 2022 für das Jahresende 2023 auf 83.445.000 (= 1,6 Prozent weniger) berechnet.

Bei den Großstädten haben vier (Stuttgart, Berlin, Frankfurt/Main und Hamburg) eine Abweichung von   -3,4/-3,5 Prozent und Köln von - 5,9 Prozent.

Mit dem Zensus 2022 wurde die Gesamtzahl der Bevölkerung aufgrund der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 ab 2022 korrigiert. Eine rückwärtige Umrechnung der publizierten Daten über die Religionszugehörigkeiten für die vergangenen Jahre bis 2022 wird jedoch nicht erfolgen. Die Hauptursache für die zu hohen Fortschreibungen würden vor allem aufgrund der hohen Anteile von Ausländern (71 Prozent) beruhen, die sich in den Melderegistern nicht abgemeldet hätten.

Welche Auswirkungen das hat, insbesondere auch für die Anzahl/Anteile von Religionszugehörigkeiten, lässt sich jedoch nicht erschließen, also auch nicht neu berechnen. Durch das „Rückspielverbot“ im Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1983 „Zur Verfassungsmäßigkeit des Volkszählungsgesetzes 1983“ (BVerfGE 65/1) sind die Daten des Zensus und der Melderegister getrennt zu halten und zu bearbeiten. Das heißt, die Erkenntnisse aus den Stichproben des Zensus dürfen nicht zur Korrektur der Melderegister verwendet werden.

 Insofern bleiben die ‚Schieflagen‘ der Melderegister im Datensatz des Zensus erhalten und können im Zeitverlauf inhaltlich nicht aufgeschlüsselt werden. Die Melderegister werden ‚täglich‘ durch die Meldebehörden bearbeitet und verändern sich fortlaufend, was für den Zensus-Datensatz nicht gilt. Wie diese Thematik gelöst werden kann, wird sich zeigen müssen. Mit den Ungenauigkeiten muss man leben.

Die EKD hat ihre (vorläufigen, geschätzten) Mitgliederzahlen am Ende 2023 bereits am 2. Mai 2024 gemeldet: „Mitgliederzahl und Kirchensteueraufkommen 2023 niedriger als im Vorjahr“. Am 27. Juni 2024 publizierte dann auch die Bischofskonferenz die „Kirchenstatistik 2023“. Basis für EKD-Schätzung und DBK-Zahlen sind die Auszählungen aus den Melderegistern am Jahresende 2023. Die Zahl der Kirchenmitglieder in den Landeskirchen und den Bistümern belaufen sich demnach auf 46 Prozent. Daraus und aus weiteren Rechercheergebnissen ergibt sich die folgende Übersicht über die religiös-weltanschauliche Verteilung in Deutschland (Ende 2023): Katholiken stellen 24,0 Prozent, EKD-Evangelische 21,9 Prozent, Muslime 3,8 Prozent, weitere Religionsgemeinschaften 4,1 Prozent, Konfessionsfreie 46,2 Prozent der Bevölkerung. Damit ergibt sich eine Relation von 46:46 von Römischen Katholiken/EKD-Evangelischen vs. Konfessionsfreie.

Um zu verdeutlichen, dass es sich bei den Zahlenangaben nicht um ‚exakte Zahlen‘ handelt, werden die Zahlenangaben in der folgenden Grafik ohne Kommastellen eingesetzt. Es soll hier keine Exaktheit suggeriert werden, die unter der gegebenen, lückenhaften Datenlage schlechthin nicht möglich ist.

In den nachfolgenden Punkten werden wir uns die einzelnen Aspekte dieser Analyse etwas genauer anschauen.

2. Sichere Daten: EKD und römische Katholiken

Hatten in den vergangenen Jahren die EKD-Evangelischen einen vergleichsweise stärkeren Mitgliederrückgang zu verzeichnen, so sind es 2023 – wie bereits 2021 und 2022 – wiederum die römischen Katholiken: Sie verlieren 591.000 Mitglieder, die EKD 540.000. Das ist zum dritten Mal – für beide Kirchen zusammen – ein Verlust von mehr als einer Million Mitglieder.

Eine Aufschlüsselung für die katholische Kirche zeigt, dass weiterhin die Kirchenaustritte diese Entwicklung maßgeblich begleiten. Allerdings spielen auch die unterschiedlichen Zählweisen zwischen staatlichen Melderegistern und kircheninternen Statistiken des kirchlichen Lebens eine Rolle: Er liegt im dritten Jahr bei rund 100.000 Mitgliederverringerung Differenz. Dieser Unterschied ergibt sich vor allem aus der Differenz zwischen Sterbefällen und nicht-kirchlichen Bestattungen, da die Statistiken des kirchlichen Lebens nicht die Zahlen der verstorbenen Kirchenmitglieder ausweisen (können), sondern nur die Zahlen der kirchlichen Bestattungen. Eine fowid-Ausarbeitung zu diesem Thema („Gestorbene und kirchliche Bestattungen“)  hat für beide großen Kirchen eine Bestattungsquote von 66 Prozent ermittelt. Das heißt: Ein Drittel der verstorbenen Katholiken ließ sich nicht kirchlich bestatten, was wir als „stille Austritte“ bezeichnet haben. Die Differenz zwischen Melderegister und Kirchenstatistik von 99.700 Mitgliedern lässt sich zum Großteil durch solche „stillen Austritte“ erklären. Der Rest ergibt sich aus der Zu- und Abwanderung von Kirchenmitgliedern.


3. Weiß man es? Weitere Religionsgemeinschaften

Das besondere Augenmerk der Auswertung lag in diesem Jahr bei den kleineren Religionsgemeinschaften. In mehreren Recherchen konnte geklärt werden, wie die Mitgliederentwicklung und der Mitgliederbestand bekannt bzw. evidenzbasiert einzuschätzen ist. Für den Anteil der Muslime bekamen wir eine unerwartete Bestärkung. Die Anzahl der kleineren christlichen und anderen Religionsgemeinschaften wurde leicht reduziert. Sie verlieren Mitglieder parallel zu den beiden großen Kirchen Die Zahl der Orthodoxen wurde stärker korrigiert, da sich keine Belege für die bisherigen höheren Angaben finden ließen.

3.1. Muslime

In den vergangenen Jahren wurde in den fowid-Texten zur Religionszugehörigkeit ausführlich begründet, warum eine Unterscheidung zwischen „Kultur-Muslimen“ und „Konfessionsgebundenen Muslimen“ vorgenommen wurde. (Hier für 2022, für 2021 und 2020). Das soll hier jetzt nicht alles noch einmal wiederholt werden. Eine wesentliche Veränderung war zudem, dass fowid (2020) den Anteil der Kultur-Muslime aufgrund verschiedener Studien von 20 auf 40 Prozent erhöht hat und die Aleviten in Deutschland aus der Anzahl der Muslime herausgerechnet wurden, da sie ein eigenständiges Religionsverständnis haben.

Für diesen Aspekt ist neu hinzugekommen, dass die große Religionsstudie der EKD und der katholischen Kirche (6. KMU, 2022) den Anteil der Muslime in Deutschland auf 3,9 Prozent beziffert, was in einem Beitrag des Mitarbeiters im Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD, Dr. Egon Wunder, im Artikel „Die aktuelle Verteilung der Religionszugehörigkeiten in Deutschland. Eine komplizierte Rechenaufgabe mit vielen Unbekannten“ begründet wird. In einer Zusammenfassung der EZW „Wie viele Muslime gibt es in Deutschland?“ heißt es:

„Wenn man von 100% deutscher Bevölkerung 51,7% Christen und 42,7% Konfessionslose abzieht, bleiben rechnerisch 5,6% übrig. Für Edgar Wunder ist es eine plausible Annahme, dass davon 0,2% auf die autochthone Bevölkerung entfallen (also z. B. deutsche buddhistische Gruppen) und 3,8 bis 4,5% auf den Islam sowie 0,9 bis 1,6% auf andere nichtchristliche Religionsgemeinschaften. Wesentlich genauere Zahlen gibt es nicht und sind wegen der konzeptionellen Probleme auch nicht realistisch zu erwarten.“

Inhaltlich beachtenswert ist zudem, was zu den Ergebnissen der 6. KMU bereits für die „Orientierungstypen“ veröffentlicht wurde: 25 Prozent der Muslime haben eine religiöse Orientierung.

„Die Hälfte der befragten Muslima und Muslime sind Religiös-Distanzierte. Jeweils zu einem Viertel handelt es sich um Säkulare oder um Menschen mit einer religiösen Orientierung, die der der Kirchlich-Religiösen entspricht. Alternative sind unter ihnen kaum vorhanden.“

Aufgrund der Daten zu den Religionszugehörigkeiten in den Asylerstanträgen im Jahresbericht des BAMF für 2023 (S. 23) wurde die Anzahl der Muslime um 110.000 auf 3,2 Mio. (= 3,8 Prozent) erhöht.

3.2. Kleinere Religionsgemeinschaften

Die Datenproblematik bei den „kleineren Regionsgemeinschaften“ beruht darauf, dass häufig nur Schätzungen berichtet werden, die von Funktionären der Religionsgesellschaften geäußert wurden. Schätzungen über Mitglieder/Teilnehmerzahlen haben nun aber die bekannte Eigenart, dass die berichtende Organisation – aus dem Eigeninteresse von Wichtigkeit durch hohe Zahlen – das Doppelte und mehr schätzen als neutrale Beobachter ohne Eigeninteressen.

Dazu gibt es einen aktuellen fowid Artikel „Kleinere Religionsgemeinschaften“, der in drei Herangehensweisen das empirische Material dazu referiert und zu den Schlussfolgerungen kommt, dass zu einen die kleineren Religionsgemeinschaften eine vergleichbare Verringerung ihrer Mitgliederzahlen erleben wie die beiden großen Kirchen und, zum anderen, dass der Anteil aller „sonstigen Religionsgemeinschaften“ sich in der Größenordnung von drei bis vier Prozent bewegt.

In Parallelität zu diesen Ergebnissen für die christlich-evangelischen ‚kleineren Religionsgemeinschaften‘ gibt die EKD für 2022 (ohne die Orthodoxen) 864.000 Mitglieder an, für 2023 sind es 657.000. Das sind 0,8 Prozent der Bevölkerung. Reduziert man die Anzahl und Anteile der Orthodoxen auf die plausiblen 1,5 Prozent (= rund 1,2 Mio. Personen), so verbleiben – bei der Annahme von 4 Prozent - für die nicht-christlichen kleineren Religionsgemeinschaften (Jüdische Gemeinden, Hindus, u.a.m.) 1,7 Prozent (= rund 1,4 Mio. Personen), als Summe rund 3,5 Mio. Personen. Entsprechend wurde der Anteil der Anteil der „Anderen Religionen“ um einen Prozentpunkt verringert, was besonders die Anzahl der Orthodoxen betrifft.

3.3. Orthodoxe

Die Anzahl der Orthodoxen insgesamt wird 2023 im Vergleich zu 2022 um rund 600.000 Mitglieder reduziert – von 2,2 auf 1,5 Prozent – und insofern erscheint es angebracht, sich die Entwicklung in den vergangenen Jahren etwas ausführlicher zu vergegenwärtigen.

2010 hieß es in einer Meldung der KNA - zur Gründung einer Orthodoxen Bischofskonferenz -, diese „repräsentiert rund 1,5 Millionen orthodoxe Christen verschiedener Herkunft in Deutschland, darunter der russischen, rumänischen, serbischen, georgischen, ukrainischen, griechischen und altorientalischen Tradition.“ Anlässlich Weihnachten 2022 nennt der Deutschlandfunk unter: „Die anderen Geschwister“, die Zahl von „rund 3 Millionen“. Die EKD beziffert zum Jahresende 2022 dann 3,9 Millionen (3.876.000) und die Deutsche Welle zitiert (Juli 2024) im Artikel „Immer mehr orthodoxe Christen in Deutschland: ‚Wir sind da‘“ den griechisch-orthodoxen Vikarbischof Emmanuel von Christoupolis, der die Gemeinde in Berlin leitet, denn der „spricht sogar von mindestens ‚vier Millionen orthodoxen Gläubigen in Deutschland - Frauen, Männer, Kinder‘. Sie gehörten - das ist ihm wichtig - nicht einer der orthodoxen Kirchen an, sondern ‚der orthodoxen Kirche‘.“

REMID (Religionswissenschaftlicher Informations- und Mediendienst) geht auch für die Orthodoxie einen transparenten Weg und schreibt: „Mitgliederzahlen: Serbisch-Orthodoxe Kirche: 310.000 / 2022 / REMID (Destatis: Fachserie 1 Reihe 2.2, Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2021; Faktoren nach Volkszählungen in Serbien 2011: 84,6%, Kroatien 2011: 4,4%, Bosnien-Herzegowina 2013: 30,7%, Kosovo 2011: 1,49%). Mitglied OBKD.“

Im Mikrozensus 2021 sind für Serbien 337.000 Personen angegeben, davon sind in der serbischen Volkszählung 2011 84,6 Prozent „serbisch-orthodox“, d.h. 337.000 x 0,846 = 285.102 Personen, etc. Nach der Volkszählung 2022 sind es noch 81,1 Prozent, d.h. 273.000 Orthodoxe – auf der Basis, dass alle in Deutschland lebenden Serben tatsächlich so glauben. Das kann sein, aber auch nicht.

Das kann man auch als ‚Erbsenzählerei‘ (oder Schlimmeres) betrachten, aber das Erstrebenswerte ist eine möglichst hohe Genauigkeit der Daten. Das bisher Genannte sind Schätzungen und entspringen wohl eher einem Wunschdenken der Kleriker als der Realität.

So ist z. B. der Unterschied zwischen den offiziellen, staatlichen Angaben des Zensus im Iran bekannt: 99,4 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, in einer verlässlichen Umfrage hingen sind es nur 32 Prozent („Konfessionsfreie im Iran“). Für die Ukraine konnte analysiert werden („Konfessionen in der Ukraine“), wie einerseits die Unterschiede der Angaben weit auseinanderklaffen und zum anderen, wie die große Gruppe der zwar Religiösen aber kirchlich Ungebundenen schließlich den Orthodoxen subsummiert wurden, die dadurch zur vorgeblich größten Konfession werden.

Annäherungsweise kann zur Quantifizierung dieser Gruppe die Statistik aus dem Freistaat Bayern herangezogen werden. In Bayern können Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften mit Status KdöR staatliche Zuschüsse beantragen. Für die Höhe dieser Zuschüsse sind die ‚Kopfzahlen‘/Mitglieder der Maßstab. Im Haushaltsplan 2023 des Freistaates Bayern werden (S.266/267) die Zuschüsse zu den KdöR dargestellt, die diese – unter Angabe der Mitgliederzahl – beantragt haben. Für die „Griechisch-Orthodoxe Metropolie“ wurde die erhöhte Mitgliederzahl 2022 akzeptiert (64.100 Bekenntnisangehörige), für die „Russisch-Orthodoxe Kirche“ (5.000) und die „Rumänisch-Orthodoxe Kirche“ (80.000, 2019 Erhöhung akzeptiert) „wie in den zurückliegenden Jahren“ nichts erhöht. Das heißt, in Bayern gibt es (2023) 149.100 anerkannte Orthodoxe, ein Anteil (bei einer Bevölkerung von rund 13,4 Mio.) von 1,1 Prozent. Das ist die gleiche Größenordnung wie im Bundesland Rheinland-Pfalz aufgrund der Melderegister: 1,1 Prozent („Rheinland-Pfalz: Konfessionen 2005-2024“, Tabellen 2). In der Zeitreihe 2005-2024 zeigt sich der kontinuierliche Anstieg von 392 auf 47.106 Bekenntnisangehörige. Das ist einerseits das 120-fache, andererseits aber auch nur ein Anstieg des Bevölkerungsanteils von 0,01 auf 1,12 Prozent.

Aufgrund der in den Melderegister erfassten Anzahlen/Anteilen der Orthodoxen, die im Artikel „Kleinere Religionsgemeinschaften“ (Tabelle 2) recherchiert wurden, erscheint dann ein Anteil von 1,5 Prozent als angemessen, das sind 1,3 Mio. Personen.

Diese Bewertung steht allerdings im Widerspruch zu den Angaben der EKD in ihrer Übersicht „Menschen christlichen Glaubens in Deutschland“, in der die Anzahl der Orthodoxen (2022) auf 2,3 Mio. (2.3333.000) angehoben wurde. Eine Quelle dazu wird von der EKD nicht angegeben. Die katholische Bischofskonferenz, die diese Zahlen übernimmt, nennt jedoch als Quelle: „Nach Angaben der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland“.

Betrachtet man die Entwicklung dieser Angaben, bekommen sie allerdings einen Sinn: Reduziert man nämlich die Anzahl der Orthodoxen auf evidenzbasierte Werte, so sinkt der Bevölkerungsanteil der Christen (insgesamt) unter 50 Prozent.


4. Glaubenspraxis: Nur wenige praktizieren ihren Glauben

Da die Tradition der Mitgliederzählung für die beiden großen Amtskirchen auf der formalen Mitgliedschaft beruht, ist es aufschlussreich, zu erfahren, wie viele der nominellen Religionsmitglieder ihren Glauben tatsächlich praktizieren. Ein Indikator dafür ist, dass man „regelmäßig“, d. h. zumindest einmal im Monat, an einem Gottesdienst teilnimmt. Für 2019 hatte sich hierfür (vor Corona) ein Anteil von 7,9 Prozent ergeben. Dieser schon sehr geringe Anteil der „praktizierenden Gläubigen“ ist 2022 noch einmal kleiner geworden.

Nach den Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (Eckdaten 2023/24) nahmen 2023 insgesamt 6,2 Prozent der Katholiken an den „Zählsonntagen“ am Gottesdienst teil (mit einer Spannweite in den Bistümern von 4,2 bis 11,3 Prozent). In den evangelischen Landeskirchen belief sich der Anteil der Gottesdienstbesucher (2022) auf 2,3 Prozent. Unter den Muslimen wird der regelmäßige Moscheebesuch (u. a. zum Freitagsgebet) nach Informationen der 6. KMU von rund 25 Prozent der Gläubigen praktiziert. Da bei den kleineren Religionsgemeinschaften der Gottesdienstbesuch eine größere Bedeutung hat als unter den amtskirchlichen Kirchenmitgliedern, darf eine höhere Glaubenspraxis (50 Prozent) angenommen werden.

Gesamtergebnis: Nur 5 Prozent der Bevölkerung (und aller Religionen) sind als „praktizierende Gläubige“ zu betrachten. Damit setzt sich ein langfristiger Trend fort: Hinsichtlich des „Kirchlichen Lebens 1990 und 2015“ waren es 1990 noch 26 Prozent Gottesdienstbesucher, der 2015 bereits auf 13,5 gesunken war. 2019 war es nur noch ein Anteil von 7,9 Prozent, der sich nun abermals um weitere 2,9 Prozentpunkte verringert hat. Mit anderen Worten: Von 100 Bundesbürgern nehmen inzwischen 95 nicht mehr an Gottesdiensten teil, nur 5 von ihnen besuchen regelmäßig eine Kirche, Moschee oder Synagoge. Kaum eine andere statistischen Kennzahl zeigt so deutlich, wie weit die Erosion des Glaubens bereits vorangeschritten ist.

(CF, WK, LN, MSS)

(Im Anhang finden sich die auslesbaren Daten in einer Excel-Datei)