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EKD und Evangelikale

fowid-Notiz: Werden die Landeskirchen der EKD von den aktiveren evangelikalen Gemeinden ‚überrundet‘? Sind sie die Zukunft? Diese Frage stellte sich eine Sozialwissenschaftlerin der EKD und schaute sich bei den Evangelikalen und Freikirchen etwas Genauer um. Aus den Ergebnissen dieses „Gemeindebarometers“ wird deutlich, dass „neue Aufbrüche“ von Frischheit und Unkonventionalität gefragt sind.

Dr. Julia Steinkühler vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in ihrer Studie „SETZEN SICH EVANGELIKALE GEMEINDEN AUF DEM MARKT DER RELIGIONEN DURCH? Eine Bestandsaufnahme der evangelischen Denominationen in Deutschland: Ergebnisse des 2. Kirchengemeindebarometers.“ dieser Titel-Frage nachgegangen. Sie hat u. a. evangelikale Gemeinden angeschaut und analysiert. Ausgangspunkt ist die Situation in den evangelischen Landeskirchen.

„Durch die sinkende Bindungskraft der Menschen an die Kirche und den zunehmenden Mitgliederschwund entstehen viele Probleme in den Gemeinden, wie z.B. die Ressourcenverknappung. Unsere Studie fragt danach, wie die Gemeinden mit dieser Situation umgehen und welche Handlungsperspektiven sie dahin gehend wahrnehmen.“

Auf die Frage, warum einige der Freikirchen so beliebt sein, antwortet sie mit Hinweis auf die Angebotsseite von Aktivitäten und einer gewissen Strenge, die Orientierung bieten kann.

„Viele freikirchliche Bewegungen sind beliebt, weil sie den Menschen attraktive Angebote machen. Sie stellen sich vielfältig auf und bieten für alle Altersgruppen und Lebenskontexte spezifische Aktivitäten an, die dazu führen, dass sich die Menschen auch langfristig an die jeweilige Kirche bzw. Gemeinde binden. Sie zeichnen sich zudem durch eine gewisse Strenge aus, die zu einer bedingungslosen Loyalität und einem unerschütterlichen Glauben der Mitglieder führt. Dies scheint für einige attraktiv zu sein, da Stabilität und ein bestimmtes Zugehörigkeits-gefühl geboten werden, was in der modernen Gesellschaft oftmals gesucht wird.“

Die Stichprobe der Studie wurde, neben den Landeskirchen, um landeskirchliche Gemeinschaften, evangelische Freikirchen und neue Gemeindeformen (vor allem Fresh-X-Projekte) ergänzt.

Hinsichtlich der Ergebnisse wird deutlich, dass die höhere Aktivität und Attraktivität von Freikirchen differenziert werden muss, da die traditionellen Freikirchen die gleichen Probleme haben wie die Landeskirchen.

„Während das Gesamtergebnis vor allem auf die charismatisch-pfingstlerischen Bewegungen zutrifft, zeigen die konfessionellen Freikirchen (Ev.-altreformierte Kirche, Selbstständige ev.-luth. Kirche) und zum Teil auch traditionelle Freikirchen wie die Herrnhuter Brüdergemeinde und die Mennoniten einen gegensätzlichen Trend, der mit den Landeskirchen einhergeht.“

Nach Ansicht der Autorin versprechen die neuen Gemeindeformen, wie die Fresh-X-Bewegung, eine vielversprechende Alternative.

Bereits 2018 hieß es in einem informationsreichen Überblicksartikel: „Fresh-X-Bewegung und Kirche. Nichts Frommes antriggern“. Ob diese überwiegend in Kleingruppen agierenden Gemeinschaften, die sich „im Sinne von keck, kreativ, unkonventionell, innovativ“ verstehen, ein „Neuer Aufbruch“ für die überalterten Pastoren der Landeskirchen sein können, wird sich erst zeigen müssen.

(CF)