Pastorenmangel ab 2030
Aus der katholischen Kirche in Deutschland ist der Priestermangel hinreichend bekannt, aber das gleiche gilt ebenfalls für die evangelischen Landeskirchen, die absehbar und spätestens ab 2030 einen erheblichen Pastorenmangel haben werden, mit allen Konsequenzen für die Gemeindearbeit. Es werden voraussichtlich rund 7.000 evangelische ordinierte Theologen fehlen, d. h. mehr als ein Drittel der jetzigen Pastorenstellen.
Das Thema und abzusehende Problem war – am Beispiel der Landeskirche Hannover - bereits schon 2008 bekannt und in einem Bericht der Kirchenleitung für die Landessynode mit absehbaren Pensionierungen belegt und diskutiert, was man tun könne.
Das wurde u. a. auch 2015 in „Entwicklungen im Pfarrdienst“ wieder thematisiert.
Auf der XII. Tagung der 25. Landessynode (2019) heißt es dann „Pfarrberuf 2030 – Wir reiten die Welle“ und seit März 2017 besteht das Werbeportal für den Pfarrberuf „Das volle Leben“.
Altersschichtung
Die Vergleiche der Altersschichtung 2007 und 2014 verdeutlichen das Thema und wie sich der Alters-Median verschiebt.
Bis 2030 werden von den 2014 ordinierten 1.800 Theologen 1.200 in Pension gehen, das sind rund zwei Drittel. Auch wenn man davon ausgeht, dass in den Jahren bis 2030 die gleiche Anzahl von Jüngeren eingestellt werden kann wie beim Stand 2014, das wären rund 400, wären es nur noch rund 1.000 ordinierte Theologen, d. h. rund 60 Prozent der Pastorinnen und Pastoren wie in 2014.
In einer fiktiven Projektion wird diese Veränderung auch grafisch deutlich.
Dass diese Altersschichtung der Landeskirche Hannover auch für andere Landeskirche zeigt das Beispiel der Nordkirche.
1.108 der 1.773 Pastorinnen und Pastorinnen der Nordkirche werden bis 2030 pensioniert, und bei einem ähnlichen Altersaufbau der Jüngeren werden voraussichtlich nur rund 660 neue Pastorinnen und Pastoren eingestellt werden können, was heißt, dass sich die Anzahl der Pastoren auf 75 Prozent des Standes von 2015 reduzieren würde.
In anderen Landeskirchen ist der Altersaufbau noch unausgeglichener, wie es die Darstellung der der Statistik der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Landesynode 2019 (S.76) zeigt.
Das heißt u. a., dass Landeskirchen der EKD sich einer ähnlichen Situation gegenübersehen wie die katholische Kirche in Deutschland („Vom Seelsorger zum Wanderprediger?“) - mit allen inhaltlichen Konsequenzen einer geringeren Betreuungsmöglichkeit der Kirchenmitglieder.
Das Jahr 2030 ist dabei auch nur ein willkürlich ausgewähltes Jahr. In einer aktuellen Ausarbeitung des Erzbistums Köln: „Sitzung des Diözesanpastoralrats 29./30. Juni 2018: Mutig mit Christus in die Zukunft“ zeigt sich, dass ab 2035 / 2040 der Pfarrermangel noch gravierender wird, als er es heute bereits ist.
(CF)