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Ehebruch des Mannes - Verhaltensbeurteilung, 2002

In der Beurteilung der Verhaltensweise „Ein verheirateter Mann hat mit einer anderen Frau ein Verhältnis“, sind sich die Befragten im Großen und Ganzen recht einig.

Die deutlichsten treten Unterschiede in der Bewertung „sehr schlimm“ auf, in der die Reihenfolge dieser Bewertung am ausgeprägtesten bei den katholischen Frauen ist (43 Prozent), gefolgt von den evangelischen Frauen (40 Prozent) und den konfessionslosen Frauen (32 Prozent). Bei den Männern ist die Reihenfolge parallel dazu, dass die katholischen Männer es stärker als „sehr schlimm“ betrachten (27 Prozent) als die evangelischen Männer (21 Prozent) und die konfessionslosen Männer (16 Prozent).

In einer Zusammenfassung der beiden Kategorien „sehr schlimm“ und „ziemlich schlimm“ sind die Katholiken (78 Prozent) negativer wertend als die evangelischen (72 Prozent) und die konfessionslosen Befragten (63 Prozent).[1]

Bei aller Ähnlichkeit der Bewertungen zeigt sich darin der Ausdruck einer religiösen Zuordnung, die sich auch in der Religiosität der Befragten zeigt. (Tabelle auf der folgenden Seite.) Je negativer die Bewertungen sind, desto höher ist in der jeweiligen Bewertungsgruppe der Mittelwert der Religiosität.

Dass dieser Aspekt des Einflusses der Religiosität insbesondere für Frauen eine Rolle spielt, zeigen die deutlichen Unterschiede zwischen Männer und Frauen bei der Bewertung „sehr schlimm“ und die sehr geringen Unterschiede bei Männern und Frauen in der Bewertungsgruppe „gar nicht schlimm“.

Bei den Befragten, die Mitglied in einer der in Deutschland kleineren Religionsgemeinschaften sind - und deren Antworten hier aufgrund der geringen Fallzahlen nur als Hinweis verstanden werden sollen - zeigt sich bei den evangelischen Freikirchen eine nicht nur insgesamt negativere Bewertung, sondern bei den Frauen eine gleichsam exklusive Verurteilung (96 Prozent „schlimm“).

Bei den anderen christlichen Religionsgemeinschaften (überwiegend Orthodoxe) und den nicht-christlichen Religionsgemeinschaften (überwiegend moslemisch) zeigt sich parallel, dass die Männer den männlichen Ehebruch deutlich ausgeprägter negativ bewerten als die Frauen dieser Religionsgemeinschaften. Als Hypothese ließe sich formulieren, dass für beide Gruppen das klassische „Patriarchat“-Denken mit vorgeblichen männlichen „Vorrechten“ die weiblichen Mitglieder den männlichen Ehebruch zurückhaltender bewerten lässt.

Hinsichtlich der Bewertung in den Altersgruppen steigt die Verurteilung mit den älteren Altersgruppen an, jedoch sind es nicht die Jüngsten - die 18-29-Jährigen -, die einen männlichen Ehebruch „nicht so schlimm“ finden, sondern die Altersgruppe der 30-44-Jährigen.


[1] Dass die Frauen generell ablehnender bewerten ist nicht überraschend, da es sich bei der Frage explizit um die eheliche Untreue eines Mannes handelt. Die Frage, wie Frauen und Männer die gleiche Verhaltensweise (außereheliches Verhältnis) bei einer Ehefrau beurteilen würden, lässt sich aus den vorliegenden Bewertungen nicht ableiten.