76 Prozent der Bundesbürger für Sterbehilfe
Ungeachtet des Beschlusses der Mehrheit des Deutschen Bundestages für die Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Sterbehilfe (6.11.2015) befürworten gleichbleibend Dreiviertel der Bundesbürger das Recht auf aktive und passive Sterbehilfe.
Das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach hat im Auftrag der ROLAND Rechtsschutz-Versicherung den alljährlichen ROLAND RECHTSREPORT für 2016 erstellt, der in Teil 2 auch Einstellungen zur aktiven und passiven Sterbehilfe erfasst.
Im Herbst 2015 wurde in Deutschland die Frage der Sterbehilfe gesellschaftlich und politisch diskutiert. Im November 2015 befragte das IfD Allensbach 1.448 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger in persönlichen Interviews („face to face“) nach ihrer Auffassung.
Der Auffassung: „Ich möchte nicht, das mit allen medizinischen Mitteln versucht wird, mein Leben zu verlängern“ stimmen 76 Prozent zu, 7 Prozent sind für lebensverlängernde Maßnahmen, 17 Prozent sind Unentschieden/machen dazu keine Angabe.
Aktive Sterbehilfe
In der Frage ob man für die „aktive Sterbehilfe“ sei, d. h. „dass man das Leben schwer kranker Menschen, die keine Chance mehr zum Überleben haben, auf deren eigenen Wunsch hin beendet“, sind 63 Prozent der Befragten für eine aktive Sterbehilfe, 15 Prozent sind dagegen und 22 Prozent sind in dieser Frage unentschieden/geben keine Antwort.
Befürwortung aktiver Sterbehilfe nach Regionen, Alter, Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit und Kirchenbesuch.
Hinsichtlich der Befürwortung einer aktiven Sterbehilfe von 63 Prozent der Befragten insgesamt, ist diese Zustimmung in den östlichen Bundesländern ausgeprägter (70 Prozent), was sich vermutlich durch die konfessionellen Unterschiede erklärt.
Zwischen Männern und Frauen gibt es in dieser Thematik keine Meinungsunterschiede.
Bei den Altersgruppen zeigt sich eine gleichbleibende Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe (65/66 Prozent), die sich jedoch bei der ältesten Befragtengruppe, den 60-jährig und Älteren, auf 58 Prozent reduziert. Mit dieser Thematik konkreter konfrontiert, wird sich vermutlich der Anteil der „Unentschieden“ erhöht haben.
Die deutlichsten Unterschiede werden bei der Konfessionszugehörigkeit und Kirchenbindung sichtbar.
Während die evangelischen Kirchenmitglieder insgesamt mit 61 Prozent Zustimmung im durchschnittlichen Mittel liegen, reduziert sich die Zustimmung der katholischen Kirchenmitglieder auf 51 Prozent, was allerdings heißt, dass es auch unter Katholiken eine leichte Mehrheit für die aktive Sterbehilfe gibt.
Bei Protestanten und Katholiken werden die Unterschiede deutlicher, wenn nach der Häufigkeit des Kirchenbesuchs, d. h. der Kirchenbindung gefragt wird.
Während die regelmäßigen Kirchenbesucher sich in zwei etwa gleich große Gruppen aufteilen (38 Prozent vs. 41 Prozent), ist bei den gelegentlichen Kirchenbesucher, die Zustimmung (46 Prozent) weitaus größer als die Ablehnung (26 Prozent). Und bei den Kirchenmitgliedern, die selten oder nie in die Kirche gehen, ist die Zustimmung (71 Prozent) sogar überdurchschnittlich.
Konstant hohe Zustimmung zur passiven Sterbehilfe
Bei der „passiver Sterbehilfe“ - die bedeutet, dass der Arzt lebensverlängernde Maßnahmen einstellt, wenn der Patient ausdrücklich erklärt, dass er das wünscht -, ist die Zustimmung seit 2004 konstant bei rund Dreiviertel der Befragten.
Der auch hier ungewöhnlich hohe Anteil von Befragten, die auf dies Frage nicht beantworten (12 bis 16 %) verweist auf die nicht einfache Beantwortung.
Unterschiede im Meinungsbild der Zustimmung geringer als bei der aktiven Sterbehilfe
„Die Unterschiede im Meinungsbild der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind bei der passiven Sterbehilfe noch geringer als bei der aktiven Sterbehilfe. Über alle Bevölkerungsgruppen hinweg spricht sich eine überwältigende Mehrheit dafür aus, dass der Arzt lebensverlängernde Maßnahmen einstellen darf, wenn der Patient ausdrücklich erklärt hat, dass er solche Maßnahmen nicht wünscht.
Dies gilt auch für die Mitglieder der beiden großen Konfessionsgemeinschaften: 74 Prozent der Katholiken und sogar 79 Prozent der Protestanten sprechen sich für die passive Sterbehilfe aus. Selbst von den regelmäßigen Kirchgängern sind 68 Prozent für die passive Sterbehilfe, nur 14 Prozent sind dezidiert dagegen.“