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Kirchenaustritt, falls keine „Sozialkirche“?

Kirchenmitglieder wurden im Auftrag von fowid gefragt: „Einmal angenommen, die Kirche würde von den Einnahmen aus der Kirchensteuer nur einen sehr geringen Teil oder gar nichts für soziale Zwecke ausgeben. Wäre das für Sie persönlich ein Grund aus der Kirche auszutreten oder wäre das für Sie kein Grund?“ Die Antworten sind deutlich.

Der Trend ist recht eindeutig: Je verbundener die Kirchenmitglieder sich mit ihrer Kirche fühlen - ausgedrückt in der Häufigkeit des Kirchgangs - desto unwichtiger ist ihnen der Aspekt, ob aus den Einnahmen der Kirchensteuer viel oder wenig an sozialen Einrichtungen der Kirche finanziert wird.

Fasst man die beiden ersten Gruppen der Kirchgänger zusammen - für Evangelische dürfte der Erfahrung nach „fast jeden Sonntag“ auch ein regelmäßiger Kirchgang sein - so hat es für drei Viertel (73 %) dieser Gruppe der regelmäßigen Kirchgänger keine Bedeutung für ihre Kirchenmitgliedschaft, ob aus den Kirchensteuereinnahmen viel oder wenig für soziale Zwecke ausgegeben wird.

Auch ein anderer Indikator für Kirchverbundenheit - die Antwort auf die Frage, ob man heute als Erwachsener (wieder) in die Kirche eintreten würde - zeigt den Zusammenhang, dass den „Kirchenverbundenen“ die kirchlich finanzierte „Sozialkirche“ weniger wichtig als Mitgliedschaftsgrund ist.

Vereinfacht dargestellt ist den Kirchenverbundenen der Aspekt der aus eigenen Mitteln finanzierten  „Sozialkirche“ unwichtiger, während er mit zunehmender Kirchenferne wichtiger wird.

Abgesehen von ihrer Kirchenverbundenheit sind die erwerbstätigen Kirchenmitglieder - und diese Mitglieder sind die Kirchensteuerzahler - in dieser Frage in größerer Zahl zum Kirchenaustritt entschlossen (55 % ja, 40 % nein) als die nicht-erwerbstätigen Befragten (41 % ja, 57 % nein).

In den Altersgruppen sind es die Jüngeren, die den Anspruch einer kirchlich finanzierten „Sozialkirche“ in größerer Zahl mit dem Austritt aus der Kirche sanktionieren würden, falls wenig oder fast gar nichts aus den Kirchensteuermitteln in die Finanzierung von kirchlichen Sozialträgern fließen würde.


Anmerkung:

Die stärkere Sanktionierung der Jüngeren lässt sich auch als Hinweis annehmen, dass gerade die Jüngeren zu einem größeren Teil als die älteren Jahrgänge davon ausgehen, dass ein Großteil der Kirchensteuereinnahmen in die Sozialeinrichtungen der Kirchen fließen. Die größere Zahl der Austritte jüngerer Kirchenmitglieder könnte auch darin begründet sein, dass diese Ansicht sich als Illusion herausstellt.