Kirchenbesuch zu Weihnachten
Auch bei einem kontinuierlichen Rückgang der regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer ist/war der Kirchenbesuch an Weihnachten traditionell auch für die „Drei-Tages-Christen“ – die nur zu Ostern, Erntedank und Weihnachten in die Kirche gehen –, ein fester Bestandteil der Weihnachtsfeiertage. Diese Traditionen verändern sich, wenn auch nur langsam, so doch beständig.
In der Zählung der EKD zum Gottesdienstbesuch/Kirchgang an verschiedenen Sonn- bzw. Feiertagen ist der Gottesdienstbesuch an Weihnachten das ‚Glanzlicht‘. Im Vergleich zu allen anderen Terminen ist der Kirchenbesuch am Weihnachtsabend der am besten frequentierte Termin.
Über die drei Bezugsjahre 1999, 2009 und 2019 zeigt sich einerseits dieser hohe Anteil und die Tendenz, dass an allen anderen Terminen die absoluten Teilnehmerzahlen und die Anteile an den Kirchenmitgliedern sinken, an Weihnachten die Teilnehmerzahlen zwar auch sinken, aber die Anteile an den Kirchenmitgliedern leicht steigen.
Dabei ist zu beachten, dass die Anzahl der Gottesdienste von 1999 bis 2019 stark verringert wurde, Weihnachten aber nur gering.
Die Einzelstellung der Kirchenbesuche zu Weihnachten zeigt sich besonders deutlich in der Anzahl der Kirchenbesucher im Vergleich zu den anderen Terminen.
Vergleicht man diese Entwicklung mit den Veränderungen in den Mitgliederzahlen der EKD, zeigt sich, dass der Kirchenbesuch sich stärker verringert, als die Mitgliederzahl.
In den beiden Zehn-Jahres-Zeiträumen (1999-2009 sowie 2009-2019) verstärken sich die Verringerungen. Sind es bei den Mitgliedern 9,8 und 14,4 Prozent Verringerung, so sind es bei den Kirchenbesuchen von rund 12 auf rund 27 Prozent. Die Anzahl der Kirchenbesucher zu Weihnachten, die sich im ersten Jahrzehnt nur gering verändert (- 2,9 Prozent), reduziert sich zweiten Jahrzehnt ebenfalls ausgeprägter (- 11,8 Prozent).
Dabei zeigt sich ein Nord-Süd-Unterschied im Kirchenbesuch zu Weihnachten (in einer YouGov-Umfrage 2016), den man auch hinsichtlich der Unterschiede im Gottesdienstbesuch evangelisch/konfessionsfrei bzw. katholisch erläutern kann.
Die Veränderungen im Zeitverlauf zeigen sich auch in weiteren publizierten Umfragedaten. Die „Weihnachtsstudien“ (von Prof. Rauschnabel, Universität der Bundeswehr) dokumentieren diese Entwicklung ebenfalls.
Waren es 2019 noch 24 Prozent der Befragten, die in die Kirche gehen wollten, so sind es 2022 nur noch 15 Prozent.
In der Kommentierung der „Weihnachtsstudie 2022“ wird diese Veränderung allerdings nicht in einem langfristigen Trend gesehen, sondern auf die Corona-Zwangspause bezogen.
„Der traditionelle Weihnachtsgottesdienst könnte dieses Jahr etwas weniger stark besucht ausfallen. Während 2019 noch 24% der befragten Personen den Gang in die Kirche planten, ist dieser Wert in diesem Jahr auf 15% gefallen. ‚Nach zwei Jahren Kontaktbeschränkungen haben sich einige Menschen wohl damit abgefunden und möglicherweise ihre Traditionen angepasst‘, so Rauschnabel, ‚Menschen sind sich bewusst, dass Heiligabend ein vollgepackter Tag ist, der für viele Menschen stressig ist. Dann wird hinterfragt, ob man nach zwei Jahren Zwangspause doch wieder in die Kirche geht, oder lieber gemeinsam einen Film schaut‘.“
Im Dezember 2020 hatte YouGov sich dem Thema gewidmet und hinsichtlich der Corona-Beschränkungen waren es nur 8 Prozent der Befragten, die einen weihnachtlichen Gottesdienstbesuch planten.
Es ist die Frage, was mit Weihnachten überhaupt verbunden wird und inwiefern ein Kirchenbesuch dazu gehört?
In der „Weihnachtsstudie 2021 – Deutschland im zweiten Corona-Weihnachten“ der Universität der Bundeswehr wurde auch gefragt: Was trägt aus Ihrer Sicht zu einem schönen Weihnachtsfest bei?“ (Mehrfachantworten waren möglich)
Die genannten Elemente sind: Zeit füreinander zu haben, Gutes Essen in Ruhe, schöne Weihnachtsdekoration und kein Streit in der Familie. Ein Gottesdienstbesuch gehört (auch bei Mehrfachnennungen) nicht zu den Prioritäten für ein schönes Weihnachtsfest und wird nur von 16 Prozent der Befragten genannt, was allerdings auch dem (geringen) Anteil derjenigen entspricht, die einen Kirchenbesuch planen.
Die Prioritäten, die – vor allem in den Erinnerungen (der Erwachsenen) – mit Weihnachten verbunden sind, werden in einer „Begriffswolke“ deutlich.
Auch wenn man sucht, Kirche oder Gottesdienst kommen dabei nicht vor. Oder, wie es die Süddeutsche Zeitung – hinsichtlich der Beliebtheit von Weihnachtsfilmen - kommentierte: „Netflix sei mit Euch“. Allerdings müsste man sich fragen, ob die Filmauswahl zu den häufigsten Streitthemen zu Weihnachten gehört? Denn immerhin bei einem Viertel der Befragten kommt es (2021) immer oder gelegentlich zu Streitereien.
(CF)