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81 Großstädte: Kirchenmitglieder Ende 2023

Für 81 Städte in Deutschland mit mehr als 100.000 Einwohnern („Großstädte“) stehen jetzt die Daten mit den Religionsmerkmalen Römisch-Katholisch, EKD-Evangelisch (= Kirchenmitglieder) sowie „Andere“ am Jahresende 2023 zur Verfügung. In 13 dieser Großstädte (= 16 Prozent) stellen die Kirchenmitglieder 2023 noch die Mehrheit. 2027 wird es voraussichtlich keine Großstadt in Deutschland mit einer Mehrheit von Kirchenmitgliedern geben.

Von Carsten Frerk und Eberhard Funk

1. Vorbemerkung
2. Datenquellen
3. Ergebnisse

1. Vorbemerkung

Die Religionspolitik in Deutschland leidet u. a. an einer fehlenden Datenbasis. Auch in weitverbreiteten Online-Lexika, wie z. B. Wikipedia, sind die referierten Daten zur Religionsstatistik der Großstädte normalerweise veraltet. In seiner Aufgabenstellung als Dienstleister und Archiv für evidenzbasierte Informationen zum Themenbereich „Weltanschauungen“ stellt fowid nun die Daten für die Großstädte zur Verfügung, um den möglichst aktuellen Informationsstand zu ermöglichen. Insofern ist es die Fortschreibung der 2023-Recherche zu „Kirchenmitglieder in Großstädten, die Daten“ sowie „Kirchenmitglieder in Großstädten, Auswertungen“, die sich allerdings – aus Kapazitätsgründen – auf die 40 ‚großen Großstädte‘ mit mehr als 200.000 Einwohnern beschränkte. Nun sind es alle Großstädte.

2. Datenquellen

Die Daten sind die Auszählungen aus den kommunalen Melderegistern zum Jahresende 2023 und 2022. Sie werden gelegentlich auf den Internetseiten der Städte veröffentlicht, wurden meist jedoch auf fowid-Anfrage von den Ämtern für Statistik übermittelt. Entsprechend sind die Prozentangaben auch auf die jeweilige kommunale Statistik bezogen.

Zwischen den Auswertungen der kommunalen Melderegister und den Fortschreibungen der Bevölkerungszahlen auf der Basis des Zensus 2011 bestehen Unterschiede. Durch die Ergebnisse des Zensus 2022 (Beginn der Publikationen ab Juni 2022) ist dieses Thema wieder aktuell geworden. Fowid wird sich dieser Thematik in einer gesonderten Ausarbeitung widmen.

3. Ergebnisse

Diese 81 (von 82) Großstädten repräsentieren rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland. (Vgl. Tabelle 1 im Anschluss des Textes.) Gegenüber den Kirchen-Anteilen in Deutschland insgesamt am Ende des Jahres 2023 (21,9 Prozent Evangelische, 24,0 Prozent römische Katholiken) sind sie sowohl für die EKD-Evangelischen (19,4 Prozent) wie für die römischen Katholiken (21,3) um 2,4 bis 2,7 Prozentpunkte geringer.

Die Unterschiede zwischen den ‚großen Großstädten‘ (mehr als 200.000 Einwohner) und den ‚kleineren Großstädten‘ (100.000-199.999 Einwohner) sind marginal (Tabelle 2).

Sowohl von den ‚großen‘ wie von den ‚kleinen‘ Großstädten haben 16 bzw. 15 eine katholische Tradition/Vergangenheit und 15 bzw. 14 eine evangelische Tradition. Religiös ‚ausgeglichen‘ (mit Unterschieden von weniger als fünf Prozentpunkten) sind 9 bzw. 12 Großstädte.

Hatten 2022 von den 82 Großstädten 22 (= 27 Prozent) eine Mehrheit von Kirchenmitgliedern, so sind es 2023 noch 13 Großstädte (= 16 Prozent). (Tabelle 3).

Setzt man für eine Prognose des weiteren Geschehens die Veränderungsdifferenz von 2022 auf 2023 an, so wird in vier Jahren keine Großstadt in Deutschland eine Kirchenmehrheit haben. (Tabelle 10)

Siegen, Osnabrück, Oberhausen und Koblenz unterschreiten diese Mehrheit im Jahr 2024. Recklinghausen, Regensburg, Mönchengladbach, Würzburg und Paderborn werden voraussichtlich Ende 2025 keine Mehrheit der Kirchenmitglieder haben, Hamm und Münster 2026 und schließlich Trier 2027.

Die stärksten Veränderungen – mit Bezug auf die Höhe der Prozentpunkte der Veränderung von 2022 auf 2023 – mit mehr als zwei Prozentpunkten haben 20 Städte (Tabelle 4). 14 Städte dieser 20er-Gruppe haben eine katholische Tradition/Vergangenheit, 2 eine evangelische und 4 sind religiös ‚paritätisch‘.

Auch wenn die evangelische Kirche höhere Verluste in den Großstädten hat (3,6 Prozent) als die römischen Katholiken (3,2 Prozent), so sind wiederum von den 15 Großstädten in denen die Kirchen einen überdurchschnittlichen Mitgliederverlust von mehr als vier Prozent haben, 9 mit katholischer Tradition/Vergangenheit, 3 mit evangelischer und 3 sind paritätisch. (Tabelle 6).

Tabellen
(Im Anhang befindet sich eine Excel-Datei mit den auslesbaren Daten der Tabellen.)