Deutsche möchten am Liebsten zu Hause sterben
Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (für den DAK-Pflegereport 2016) möchten die meisten Menschen am liebsten zu Hause sterben. Doch die Realität sieht anders aus. Danach sterben etwa 75 Prozent der Menschen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen oder Hospizen.
In den letzten Jahren machten sich viel mehr Menschen Gedanken darum, wie sie die letzten Jahre ihres Lebens verbringen wollen. Angeregt durch die öffentlichen Diskussionen um die Sterbehilfe führt es zu Überlegungen, wie man selbst die letzte Phase verbringen möchte und vor allem: wo?
Inzwischen haben mehr als ein Viertel der Bevölkerung eine Patientenverfügung, bei den über 60-Jährigen sogar fast die Hälfte. Darin kann man unter anderem für sich festlegen, ob man im Krankenhaus, im Hospiz oder zuhause bzw. in vertrauter Umgebung sterben möchte.
Bereits in früheren Befragungen wollten die Wenigsten im Krankenhaus sterben, sondern lieber in der eigenen Wohnung. Die Realität sieht anders aus: Von den 2013 verstorbenen 900.000 Menschen sind über drei Viertel im Krankenhaus oder im Alten- bzw. Pflegeheim gestorben.
Auch wenn über 70 Prozent der Pflegepatienten zuhause betreut werden, endet für viele das Leben nicht zuhause, sondern sie werden für die letzten Tage oder Wochen in ein Krankenhaus oder in ein Pflegeheim gebracht. Meist sind dies Entscheidungen der behandelnden Ärzte oder Notärzte, die bei Komplikationen dies nahelegen.
Um die Möglichkeiten für ein Sterben im heimischen Umfeld zu verbessern, wurde 2007 die spezialisierte ambulante Palliativversorgung eingeführt und 2015 gesetzlich besser geregelt. Menschen mit geringer Lebenserwartung sollten zu Hause sterben können ohne auf ärztlichen Beistand verzichten zu müssen, damit Schmerzen, Atemnot und andere Beschwerden schnell gelindert werden können.
Besonderes Augenmerk muss dabei auf gute ärztlicher Versorgung und ausreichende Informationen gerichtet werden, die die palliative Versorgung inklusive psychologischer, sozialer und verständnisvoller Unterstützung anbieten muss. Damit würde nicht nur den Kranken geholfen werden, sondern auch den pflegenden Angehörigen und Freunden.
Befragte sind der Meinung, dass das Sterben in den eigenen vier Wänden und in gewohnter Umgebung erträglicher und die familiäre Begleitung enger sei. Dennoch ist das eigene Heim besonders für Alleinlebende kein guter Ort zum Sterben. Etwa zwei Drittel der Befragten befürchten, zuhause gänzlich allein gelassen, zu sterben. Laut Pflegereport der DAK waren sieben Prozent der zuhause Verstorbenen zum Todeszeitpunkt allein. Im Krankenhaus starb jeder fünfte, im Pflegeheim sogar jeder Dritte allein.
Es gibt viele Menschen, die sich zutrauen, einen Menschen bis zum Tode zu pflegen, immerhin mehr als ein Drittel der Befragten. Bei bereits pflegenden Angehörigen waren es sogar 64 Prozent. Jedoch brauchen diese Menschen Hilfe und Unterstützung durch professionelles Personal oder auch Angehörige und Ehrenamtliche.
Der Freiburger Pflegeexperte Thomas Klie, der die Studie betreute, ist der Meinung, dass viele Krankenhausaufenthalte vor dem Tod vermeidbar seien. Durch bessere Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Pflegediensten, Krankenhäusern, Notdiensten und den Familien könnten die Patienten auch zu Hause bis zum Schluss betreut werden. Ein großer Kostenteil, der die Krankenkassen derzeit belastet, könne so reduziert werden. Derzeit werden rund 83 Prozent der Gesamtaufwendungen für Menschen im letzten Quartal vor ihrem Tod von den Kassen an Krankenhäuser gezahlt.
Um jedoch dort eine Änderung herbeizuführen, muss die ambulante Versorgung neu organisiert werden. Pflegende Angehörige müssten dazu systematisch beraten und entlastet werden. In den Pflegeheimen müsste das Personal für Palliativpflege ausgebildet werden und entsprechende finanzielle Mittel dafür eingesetzt werden. Derzeit bekommen stationäre Hospize monatlich viermal mehr von den Sozialkassen für Sterbebegleitung, als Pflegeheimen zur Verfügung steht, obwohl da wesentlich mehr Patienten versterben.
Das verabschiedete Palliativ- und Hospizgesetz geht zwar in die richtige Richtung, ist aber noch lange nicht ausreichend, um den vielen Tausend Patienten in den Pflegeheimen grundlegende Verbesserung bei der Sterbebegleitung zu bringen.