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Coronapandemie und Statistik - II

Der Statistik-Beobachter: In der Berichterstattung zu den steigenden Fallzahlen der Coronapandemie hat sich auch im Verlauf der vergangenen Monate nicht viel verändert. Immer noch werden weitestgehend die absoluten Zahlen der Infektionen und der Toten berichtet, ohne sie auf ihre Aussagekraft genauer hin zu betrachten. Auch wenn diese Daten für sich genommen richtig sind, so ist eine derartige Berichterstattung – ohne Bezug auf die Einwohnerzahl - irreführend.

Von Carsten Frerk.

Bereits in einem früheren fowid-Artikel (vom 10. April 2020) wurde auf die Thematik hingewiesen. Mit Bezug auf die USA heißt es in der Berichterstattung (22.11.2020):

„Nach CDC-Angaben gab es bisher in den USA 11,84 Millionen bestätigte Infektionen und 254.000 Todesfälle. Welche Zahlen man auch heranzieht: Unbestritten ist, dass es in den USA mit seinen rund 330 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bisher mehr bestätigte Infektionen und Todesfälle gegeben hat als in jedem anderen Staat.“

Eine derartige Sichtweise wird auf den ersten Blick durch die WHO-Statistik bestätigt: Die Reihenfolge der Staaten nach der absoluten Zahl der gemeldeten Infektionen.

Aber bereits in einer Darstellung nach der Anzahl der mit Corona in Verbindung gebrachten Toten zeigt sich eine andere Rangfolge: Die USA, Brasilien und Indien bleiben die TOP 3, aber Mexiko, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien sind angestiegen.

Und die Rangfolge hinsichtlich der Toten in den letzten 24 Stunden zeigt für den 19.11.2020 den Höchstwert in Frankreich.

Diese absoluten Zahlen kann man noch weiter sortieren, eine Annäherung an die Realität – wie groß die ‚Betroffenheit‘ der Einwohner ist – wird damit jedoch nicht genannt. Das geht erst, wenn die Anzahl der Infektionen und der Toten auf die Anzahl der Einwohner bezogen und dadurch diese absoluten Zahlenangaben miteinander vergleichbar werden.

In dieser Hinsicht sind am stärksten von der Coronapandemie betroffen: Belgien, Tschechien und Israel sowie die USA.

Nimmt man als Beispiel die USA, so lauten die Rangfolgen (für absolute Zahlen / Infektionen pro 100.00 Einwohner / Tote pro 100.000 Einwohner): 1 / 4 / 11. Für Deutschland lauten diese Rangfolgen dann: 13 / 29 / 32.

Für die Länder der EU sowie das Vereinigte Königreich lautet ein typischer Satz in der Berichterstattung: „Großbritannien hat die höchste Zahl an Corona-Toten in Europa: Mehr als 54.600 Infizierte starben hier bereits.“

Mit den Zahlen des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDPC - European Centre for Disease Prevention and Control) lassen sich die Zahlen für absolute Anzahl der Infektionen und der Toten sowie die Zahlen der letzten 14 Tage pro 100.000 Einwohner finden.

In den absoluten Zahlen befindet sich das Vereinigte Königreich bei der Anzahl der Toten tatsächlich auf Rang 1, bei den Infektionen jedoch auf 3, bei den auf die Einwohner bezogenen Infektionen der letzten 14 Tage auf Rang 18, bei den Toten auf Rang 15.

Will man sich über die Zahlen der deutschen Bundesländer informieren, so ist eine Übersicht über die Anzahl der Todesfälle je 100.000 Einwohner, so findet man diese bei Statista.com.

Nach Stand 20.11.2020 ist das Bundesland Bayern der ‚Spitzenreiter‘ (25,5), gefolgt vom Saarland (23,7). Baden-Württemberg (21,7) und Hamburg (17,9). Das vielfach gescholtene Bundesland Berlin meldet 11,5 Corona-Todesfälle auf 100.000 Einwohner.