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Ehebruch des Mannes - Verhaltensbeurteilung, 2012

In der Beurteilung der Verhaltensweise „Ein verheirateter Mann hat mit einer anderen Frau ein Verhältnis“, sind sich die Befragten im Großen und Ganzen recht einig und ca. drei Viertel finden das „sehr“ bzw. „ziemlich schlimm“.

Bei denen ohne religiöse Bindung sind jedoch erheblich mehr Befragte, die das „weniger schlimm“ empfinden. „Gar nicht schlimm“ bewerten das durchgängig weniger als 10 Prozent.

In einer Zusammenfassung der beiden Kategorien „sehr schlimm“ und „ziemlich schlimm“ sind sich Katholiken und evangelische recht einig (75 Prozent), bei den konfessionslosen Befragten sind es 62 Prozent.

Der religiöse Einfluss auf diese Verhaltensbeurteilung wird auch deutlich, wenn die Befragten kleinerer Religionsgruppen (Freikirchen, andere Christliche und Nichtchristliche Religionen) einbezogen werden.

Durch die geringen Fallzahlen sollten diese Einschätzungen zwar nicht überbewertet werden, aber sie geben einen Trend wieder. Die Beurteilung eines Mannes, der ein Verhältnis hat, fällt bei diesen streng religiösen Gruppen vernichtender aus. 85 bis über 90 Prozent bewerten dies „sehr oder ziemlich schlimm“.

Bei der Verhaltensbeurteilung durch Männer und Frauen scheint sich in den vergangenen 10 Jahren etwas getan zu haben. Unabhängig von religiösen Zuordnungen bewerten weniger Frauen als Männer dieses Verhalten als „sehr schlimm“, als „ziemlich schlimm“ empfinden es etwa gleich viele Männer und Frauen (etwa 42 Prozent). Und mehr Frauen (28 Prozent) sind der Meinung, dass es „weniger schlimm“ ist (Männer: 17 Prozent).

Im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2002 gibt es hier eine deutliche Verschiebung bei der Beurteilung durch die Frauen. Während 2002 noch über 78 Prozent der Befragten es als „sehr bzw. ziemlich schlimm“ angesehen haben, sind es 2012 nur noch 66 Prozent der Frauen. Dagegen ist bei den Männern eine strengere Beurteilung dieses Verhaltens zu sehen. Inzwischen sind knapp vier Fünftel der Männer der Meinung, dass dies recht schlimm ist (2002 waren es zwei Drittel). → siehe Datenblatt Verhaltensbeurteilung Ehebruch des Mannes 2002

Es könnte sein, dass sich Frauen inzwischen ihrer Freiheiten, insbesondere der finanziellen als auch der der Partnerwahl, bewusst werden. Neben der beruflichen und finanziellen Unabhängigkeit kommt nun mehr Toleranz gegenüber einem Ehebruch dazu. Betrachtet man die altersmäßige Verteilung, dann sind es besonders die mittleren bis älteren Jahrgänge (45 bis 74 Jahre), die einen Ehebruch eher „verschmerzen“ können. Aber auch Änderungen bezüglich des Partners werden nicht mehr als Katastrophe aufgefasst.

Quelle:

ALLBUS 2012, Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, Gesis- Datenarchiv für Sozialwissenschaften, Studien-Nr. 4614.