Ist Fasten noch modern?
In der traditionellen religiösen „Fastenzeit“ - von Aschermittwoch bis zum Ostersonntag – fasten rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland. Seit 1983, als einige evangelische Theologen zu einer Fastenaktion aufriefen, ist die Aktion „7 Wochen ohne” auch wieder bei den evangelischen Christen populär geworden, nachdem das Fasten nach der Reformation abgelehnt wurde und in Vergessenheit geraten war.
Deshalb fasten die Protestanten weniger (rund 14 Prozent) als die Katholiken (rund 35 Prozent), was auch insgesamt der stärkeren Glaubensverbundenheit zu ihrer katholischen Kirche entspricht.
Im (religiöseren) Westen wird stärker gefastet als im überwiegend konfessionslosen Osten. Trotzdem zeigt sich speziell in Ostdeutschland, dass die Zahl derjenigen, die die Fastenzeit nutzen, allmählich zunimmt. Vor vierzehn Jahren haben dort nur 9 Prozent gefastet.
Die neuesten Zahlen aus der forsa-Umfrage 2010 zeigen aber auch einen anderen Trend. Es wird nicht mehr nur vor dem Hintergrund der religiösen Überzeugung gefastet, sondern es kommen andere Beweggründe hinzu wie Wellness, Beauty und Gesundheit. Dies wird auch in der anderen Fragestellung des forsa-Institutes deutlich (Ist Fasten sinnvoll?). Das Fasten wird ebenso wie das Pilgern kaum noch vor dem religiösen Hintergrund, sondern mehr als Modeerscheinung wahrgenommen. Im Jahr 2006 haben 23 Prozent der erwachsenen Bevölkerung die Zeit zum Fasten genutzt, nur 18 Prozent hatten dabei auch den religiösen Sinn des Fastens vor Augen.
Die Grundverteilungen und Unterschiede entsprechen dabei den Zahlen, die das Institut für Demoskopie in Allensbach für 2003 und noch einmal für 2006 dargestellt hat.
Nach der forsa-Studie aus dem Jahr 2010 ergab sich, dass insgesamt 48 Prozent, insbesondere Frauen und formal höher Gebildete, den über mehrere Wochen andauernden Verzicht auf bestimmte Konsumgüter oder Genussmittel für sinnvoll halten. Ca. 51 Prozent der Befragten halten dies für wenig bis gar nicht sinnvoll.
Ungefähr 34 Prozent haben noch nie gefastet und würden dies auch nicht tun. Auch bei der Altersstruktur fällt auf, dass jüngere und formal höher Gebildete eher zu einer Fastenzeit bereit sind als die Älteren und die formal niedriger gebildeten Personen, für die Fasten nicht in Frage kommt.
Diejenigen, die dem Fasten positiv gegenüber stehen wurde weiter gefragt, worauf sie dabei am ehesten verzichten würden.
Die häufigste Nennung hierbei war Alkohol und Süßigkeiten. 39 Prozent würden auf Rauchen verzichten und 37 Prozent auf Fleisch. Circa ein Drittel würde auf Fernsehen und ca. ein Viertel auf Computer und Internet verzichten. Vom Auto hingegen wollen sich die wenigsten trennen. Nicht einmal jeder Siebente wäre bereit, es in der Fastenzeit stehen zu lassen und andere Verkehrsmittel zu benutzen.