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Feiertage des Osterfestkreises?

Karfreitag–Ostern–Himmelfahrt–Pfingsten – vier christliche Feste in 52 Tagen. Um Ostern (dem wichtigsten Fest im Christentum) gruppiert sich der „Osterfestkreis“, aber wissen die Menschen von deren religiösem Ursprung/ ihrer Bedeutung? Tendenz: fortschreitend weniger und das liegt nicht nur an den Ostereiern oder dem Vatertag.

Mit dem Wissen um den Anlass bzw. die Bedeutung für religiöse Feiertage ist es schon so weit gekommen, dass der SPIEGEL meint, erläutern zu müssen, wofür „Christi Himmelfahrt“ steht und dass der Feiertag erst relativ spät zum „Vatertag“ wurde: „Religiöser Ursprung: Was wird an Christi Himmelfahrt gefeiert?

Und auch die F.A.Z. meint, als Aktualisierung eines Artikels aus dem Jahr 2022: „Nicht nur Vatertag: Das ist die wahre Bedeutung von Christi Himmelfahrt.

Aber auch „Sauftouren am Vatertag“ werden von der F.A.Z. christlich ‚eingehegt‘:

„Ob der Vatertag seinen Ursprung in Christi Himmelfahrt hat – darüber scheiden sich die Geister. Der Brauch soll seine Wurzeln sowohl in der christlichen als auch der heidnischen Kultur haben. Dem Erzbistum Köln zufolge waren neben den Bitttagen auch Flurumgänge in der Woche vor Christi Himmelfahrt üblich. Sie sollten an den Gang der Jünger zum Ölberg erinnern, wo sie sich von Jesus verabschiedet haben. Die Ausflüge am Vatertag könnten also auf diesen Gang der Jünger zurückgehen.“

Bereits 2015 hatte idea nach der Bedeutung von „Christi Himmelfahrt“ gefragt. Es ergab eine Mehrheit für den Vatertag und immerhin fünf Prozent der Befragten hielten es für eine „Luftfahrtschau“.

„Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa-Consulere im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea ergab, dass 48 Prozent der Deutschen mit dem kirchlichen Feiertag Christi Himmelfahrt den Vatertag verbinden.
Für 39 Prozent geht es an diesem Tag um die Auffahrt Jesu in den Himmel. Jeder 20. Deutsche (5 Prozent) hält Himmelfahrt für eine Luftfahrtschau.“

Und eine Aufschlüsselung nach Altersgruppen verweist auf den Traditionsabbruch im Wissen um religiöses Brauchtum.

„Je älter die Befragten sind, desto mehr bringen den Feiertag mit seiner christlichen Bedeutung in Verbindung. Bei den über 55-Jährigen stimmen der Aussage ‚Für mich ist Himmelfahrt Jesu Auffahrt in den Himmel‘ 48 Prozent zu. Bei den 45 bis 54-Jährigen sehen das 37 Prozent so, bei den 35- bis 44-Jährigen 36 Prozent, bei den 25- bis 34-Jährigen 33 Prozent und bei den unter 25-Jährigen ist es nicht einmal jeder Vierte (23 Prozent).“

Aber dann eine bemerkenswerte Information – am Muttertag bekommen Mütter Blumen – und am Vatertag die Väter? Titelzeile: 78 Prozent der Deutschen schenken nichts zum Vatertag! Aber das Wesentliche steht im ‚Kleingedruckten‘: „57 Prozent der Befragten schenkt nur deshalb nichts, weil ihr Vater tot ist.“

Pfingsten

2002 hatte das Magazin Chrismon nach der Bedeutung von Pfingsten gefragt bzw. welches Ereignis (aus einer Listenvorgabe) damit assoziiert wird.

„Der Heilige Geist kommt zu Aposteln herab“, „Auferstehung Jesu“ und „Auffahrt Jesu in den Himmel“ waren die Favoriten. Aber keine der Meinungen ist mehrheitsfähig.

2004 hatte Emnid gefragt und das Ergebnis war: „Nur jeder vierte Deutsche kennt die Bedeutung von Pfingsten.“ Das entsprach auch den Ergebnissen von 2003, 2004 und 2005.

2006 fragte Emnid und statista berichtet: Frage: „Was feiern wir an Pfingsten?“ Ergebnis: „Nur jeder Zweite kennt die Bedeutung von Pfingsten“. 47 Prozent nennen korrekt „Die Entsendung des Heiligen Geistes“, 23 Prozent haben „Keine Ahnung“, für 15 Prozent ist es die „Auferstehung Jesu“, für 12 Prozent „Mariä Himmelfahrt“ und für 4 Prozent die „Kreuzigung Jesu“. Zumindest rund Dreiviertel wissen also, dass es irgendetwas mit dem Christentum zu tun hat.

2009 war es dann gleichgeblieben: „Nur jeder Zweite kennt die Bedeutung von Pfingsten“.

2020 meldet – aufgrund einer INSA-Umfrage – das evangelikale Medienportal idea: „Die meisten Deutschen wissen nicht, was an Pfingsten gefeiert wird.

„Die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) weiß nicht, was an Pfingsten gefeiert wird. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Die Befragten konnten aus neun vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wählen. Nur 39 Prozent nannten als Anlass zutreffend die Sendung des Heiligen Geistes an die Jünger Jesu. 17 Prozent gaben an, mit dem Fest werde der Aufstieg Jesu in den Himmel (Christi Himmelfahrt) gefeiert. Acht Prozent tippten auf die Auferstehung Jesu. Ein Prozent gab an, zu Pfingsten werde der Kreuzigung Jesu gedacht. Zwei Prozent nannten den Aufstieg Marias in den Himmel oder einen anderen Anlass. Fast ein Viertel (23 Prozent) antwortete mit „Weiß nicht“, sieben Prozent machten keine Angabe. Jüngere Befragte gaben deutlich seltener die richtige Antwort als ältere: Bei den 18- bis 29-Jährigen waren es 25 Prozent, bei den über 60-Jährigen 48 Prozent.“

Und 2023 gibt es im „Ratgeber“ des NDR dann Nachhilfeunterricht: „Pfingsten: Welche Bedeutung hat das Fest?

„Pfingsten ist ein wichtiger christlicher Feiertag, trotzdem kennen viele seine Bedeutung nicht. Was genau feiern Gläubige mit dem „Fest des Heiligen Geistes“, das 2023 auf den 28. und 29. Mai fällt?“

Ebenfalls 2023 titelt ausgerechnet die „Achse des Guten“: „Ausgerechnet Pfingsten! Jeder Dritte will aus der Kirche austreten!

„Was der kirchliche Polit-Aktivismus im Großen und Ganzen als Folge zeitigt, macht jetzt eine Umfrage deutlich, die das Meinungsforschungsinstitut INSA im Auftrag des Radiosenders Kontrafunk zum Thema Kirchenaustritte in Deutschland und Österreich gemacht hat. Die Ergebnisse zeigen ein für die Kirchen desaströses Bild: Jeder dritte will austreten, nur noch jeder 5. bejaht das Kirchensteuersystem. Die Gründe liegen unter anderem in der einseitigen Politisierung der Kirchen. Die Unterstützung von Schlepperorganisationen, die ergriffenen Corona-Maßnahmen und die Solidarisierung mit Klimaaktivisten entfremden viele Menschen von den Kirchen.“

Kontrafunk, in Eigendarstellung „Die Stimme der Vernunft“ - wobei solche Selbstbezeichnungen bereits skeptisch machen sollten – schreibt: „zum Thema Kirchenaustritte berichtet Kirchenexperte und Journalistenurgestein Peter Hahne“. Und in der „Sonntagsrunde“ (vom 21.5.2023) über die „Wahlvolksformung“ ist Burkhard Müller-Ullrich im Gespräch mit Hans-Georg Maaßen, Ulrich Vosgerau und Wolfgang Koydl:

„Der Journalist Wolfgang Koydl (Weltwoche) und die Juristen Hans-Georg Maaßen (ehem. Präsident des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz) und Ulrich Vosgerau (Privatdozent an der Uni Köln) diskutieren mit Burkhard Müller-Ullrich über die von der deutschen Regierung geplante Herabsetzung des Wahlalters, Senkung der Anforderungen bei Einbürgerungen und Einrichtung von Bürgerräten, über die Korruptions-Organigramme der transatlantischen Deutschland-Plünderung durch Wärmepumpenpflicht und Ukrainerüstungsfinanzierung sowie über das Queersein als Hauptanliegen von CDU und CSU.“

Peter Hahne, ein überzeugter evangelikaler Prediger und Hans-Georg Maaßen, Rechts-Konservativer, als „Stimmen der Vernunft“ zu bezeichnen, hat auch bereits absurde Züge – für ein EKD-Bashing scheint es jedoch zu reichen.

Andere sind es aber zufrieden: „Mecklenburg-Vorpommern: Quartiere zu Himmelfahrt und Pfingsten gut gebucht“.

„Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat eine aktuelle Befragung von rund 350 Anbietern durchgeführt, darunter die meisten Beherbergungsbetriebe, und in dieser Umfrage wurde festgestellt, dass die Unterkünfte zu Himmelfahrt und Pfingsten 2023 zu einem Großteil ausgebucht sein werden.“

In einem Vergleich mit anderen Feiertagen zeigt sich – so eine YouGov-Umfrage 2021, welche Feiertage am beliebtesten sind (3 Nennungen waren möglich) -, dass Weihnachten die beliebtesten Feiertage sind. Das war bereits 2012 so und dabei ist es geblieben. Pfingsten ist zumindest halbwegs bekannt.


(CF)