Gläubige und Konfessionsfreie in Russland 2019
In einer Bevölkerungsumfrage vom Juli 2019 hat das russische Institut für die Erforschung der öffentlichen Meinung (VCIOM) nach dem religiösen Glauben gefragt. Die Ergebnisse zeigen auch für Russland ein Altersgefälle. Von den 60-Jahre-und-Älteren benennen sich 14 Prozent als nicht-gläubig, von den 18-24-Jährigen sind 37 Prozent „Nicht-gläubige“. Zudem lassen sich noch weitere Befragte ausmachen, die ebenfalls nicht gläubig sind. Einer Religion zugehörig (alle Varianten) sind bei den Älteren 78 Prozent, bei den jüngsten Altersgruppe 33 Prozent.
63 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als Angehörige eines orthodoxen Christentums, mit einer Spanne von 74 Prozent bei den 60-Jahre-und-Älteren und 23 Prozent der 18-24-Jährigen.
37 Prozent der jüngsten Altersgruppe versteht sich als „nicht-gläubig“ (Konfessionsfreie), 14 Prozent sind es in der ältesten Altersgruppe.
Zieht man den Kreis etwas größer („Nicht-Gläubige“ plus „Schwankende zwischen Glauben und Nicht-Glauben“) wird der Unterschied noch deutlicher: 53 Prozent in der jüngsten und 19 Prozent in der ältesten Altersgruppe.
Die Unterschiede sind dabei nicht ‚fließend‘, sondern die 18-24-Jährigen unterscheiden sich darin deutlich von allen anderen Altersgruppen, deren Einstellungen relativ dicht beieinander sind.
Vatikannews zitiert zu den Ergebnissen, und insbesondere zu der jüngsten Altersgruppe – der ersten vollständigen ‚Internet-Generation‘ -, einen der VCIOM-Direktoren, der laut einer Interfax-Meldung sagte:
„Bei der Analyse der Ergebnisse der Studie sollte man ernsthaft über die zunehmende Tendenz zur Bildung einer Glaubenskrise im Allgemeinen und der Orthodoxie im Besonderen nachdenken. Die Generation Z, die auch als die erste volldigitale Generation bezeichnet wird, erklärt eine beträchtliche Zunahme des Anteils der Nichtgläubigen und einen fast dreifachen Rückgang des Anteils der orthodoxen Christen.“
Und: „Die junge Generation hat viele Unterschiede zu ihren Vorgängern, aber es besteht kein Zweifel daran, dass eine der dominierenden Unterschiede darin besteht, dass es sich um Menschen aus einer neuen Kommunikationsrealität handelt, die neue Gesetze und Instrumente der Einflussnahme auf die Bildung der Lebensauffassung der Menschen hat. Die sich verlangsamende Modernisierung der alten Formate der Interaktion mit jungen Menschen kann zu einem verhängnisvollen Meilenstein bei der Identifizierung eines neuen Platzes und einer neuen Rolle der Institution des Glaubens in der Gesellschaft werden.“
Der Schwerpunkt der Umfrage lag bei den Fragen zur Taufe und daraus lassen sich weitere Indizien ableiten, warum die Zahl der Konfessionsfreien noch etwas größer als direkt angegeben ist.
Von den 63 Prozent der Befragten, die sich dem (russisch-)orthodoxen Christentum zuordnen sind 12 Prozent nicht getauft.
Von diesen (russisch) Orthodoxen, die nicht getauft sind, geben 29 Prozent an, dass sie die Taufe verweigern, weil sie nicht an Gott glauben und Atheist seien.
Weitere Merkmale dazu sind nicht publiziert. Allerdings gibt es noch einen weiteren Hinweis auf eine ‚Jugendopposition‘. Auf die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt einer Taufe antwortet eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) der 18-24-Jährigen, dass diese Entscheidung (selbstbestimmt) im Erwachsenenalter getroffen werden sollte.
(CF)