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Glaubensbekenntnis bei Katholiken und Protestanten, 1989

Hinsichtlich der Fragen nach dem „Glauben an Gott“ oder nach der „Konfession“ bleibt stets die Frage, was der Fragesteller mit seinen Vorgaben verbindet und was der Befragte eigentlich antwortet. Um diese Interpretationen zu umgehen wurden in einer Allensbach-Umfrage 1989 „inhaltlich valide Indikatoren stärker auf das für die beiden christlichen Großkirchen in Deutschland verbindliche Glaubensbekenntnis“[1] bezogen.

Dazu wurden aus dem gemeinsamen Apostolischen Glaubensbekenntnis - der einzige Unterschied ist die Übersetzung von „ecclesia catholica“, das evangelisch mit „christlicher Kirche“ und katholisch mit „katholische Kirche“ übersetzt wird - neunzehn Kernaussagen herausgenommen.[2]

Den Befragten wurden diese Kernaussagen vorgelegt und sie konnten in drei Kategorien antworten: 1. Glaube es nicht, 2. teilweise / nicht sicher, 3. glaube (es ganz). Die dritte Kategorie wurde als Zustimmung zu dieser Aussage des Apostolischen Glaubensbekenntnisses - dem Kern der beiden christlichen Kirchen - gewertet. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend.

Weniger als ein Viertel der Protestanten (21,6 Prozent) glauben an das gesamte Glaubensbekenntnis. Von den Katholiken über 16 Jahren sind es ein gutes Drittel (38,0 Prozent) die an dieses Glaubensbekenntnis tatsächlich glauben.

Auf unterschiedlichen Niveaus verlaufen Glaube bzw. Zweifel / Nicht-Glaube an die einzelnen Aussagen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses für die Mitglieder beider Religionsgemeinschaften größtenteils parallel miteinander.

Von den Katholiken glaubt jeder Sechste (16,3 Prozent) nicht an „Gott“, von den Protestanten jeder Vierte (28,5 Prozent). Bei spezifischen Gott-Attributen wird der Glaube daran noch geringer.

Gottes-Attribute wie „Vater (der Menschen)“ glauben nur noch 60,7 bzw. 47,5 Prozent der katholischen bzw. evangelischen Christen und der Glaube „Gott ist allmächtig“ hat ähnlich geringe Werte (62,6 bzw. 50,9 Prozent).

Am geringsten ist der Glaube an die „Empfängnis durch den Heiligen Geist“ (35,4 bzw. 24 Prozent), und dass die Kirche die „Gemeinschaft der Heiligen“ sei (42,7 bzw. 25,5 Prozent). Der Glaube „Jesus wird kommen zu richten“ (43,3 bzw. 26,2 Prozent) findet ebenso wenig eine Mehrheit der Zustimmung, wie die Auffassung von der „heiligen (katholischen / christlichen) Kirche“ (44,9 bzw. 27,8 Prozent).

Unter den drei Aussagen, die am Schluss des Glaubensbekenntnisses dem Menschen zugesprochen werden (abgesehen vom ‚Strafgericht’ - die „Vergebung der Sünden“, die „Auferstehung von den Toten“ und „ewiges Leben“) findet die „Vergebung der Sünden“ (55,9 bzw. 45,2 Prozent) die größte Zustimmung.

Bei aller Ähnlichkeit der Glaubensauffassungen von Katholiken und Protestanten zeigt sich doch ein deutlicher Unterschied.

Während von den Katholiken mehrheitlich (d.h. mehr als 50 Prozent) an elf der neunzehn Aussagen des Glaubensbekenntnisses glauben, sind es bei den Protestanten nur fünf Aussagen, die (1989) mehrheitlich geglaubt wurden.

In diesem Sinne würde das evangelische Glaubensbekenntnis mehrheitlich lauten: „Ich glaube an den gekreuzigten, gestorbenen und beerdigten Gott, Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, als allmächtiger Gott.“ Alle weiteren vierzehn Aussagen sind nicht mehr mehrheitsfähig.

Das katholische Glaubensbekenntnis würde in diesem Sinne mehrheitlich lauten: „Ich glaube an Gott, den gekreuzigten, gestorbenen und beerdigten Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Gott ist allmächtig, hat Himmel und Erde geschaffen, vergibt den Menschen ihre Sünden, und so wie Jesus von der Jungfrau Maria geboren wurde und vom Tode auferstanden ist, haben auch wir ein ewiges Leben.“


[1] Christian Zwingmann, Helfried Moosbrugger und Dirk Frank: „Der gemeinsame Glaube der Christen: Empirische Analysen zum Apostolischen Glaubensbekenntnis“, in: Christian Zwingmann, Helfried Moosbrugger (Hrsg.) Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung. Münster: Waxmann, 2004, Seite 107-130, hier Seite 107.
[2] a. a. O. Seite 130.