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Jugendsexualität und Herkunft

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) führt seit 1980 regelmäßig Befragungen zur Jugendsexualität durch, seit 2005 auch einschließlich Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In der Studie „Jugendsexualität 2015“ wird u. a. deutlich, welche Unterschiede im Sexualverhalten von Jugendlichen deutscher Herkunft und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besteht.

„Zum insgesamt achten Male wurde im Frühjahr/Sommer 2014 eine großangelegte Studie unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt. Sie knüpft an Vorläuferstudien aus den Jahren 1980 bis 2010 an.“ (Hier die Studien.)

„Ziel der Studie ist es, zuverlässige Daten über Einstellung und Verhalten von Jugendlichen und ihren Eltern sowie von jungen Erwachsenen in der Bundesrepublik Deutschland in Fragen der Sexualität und Kontrazeption zu ermitteln. Schwerpunktthemen sind Aufklärung in Schule und Elternhaus, erste sexuelle Erfahrungen und Verhütungskenntnisse sowie -verhalten.“

Auch wenn der Migrationshintergrund nicht genauer aufgeschlüsselt wird, lässt er doch einen Raum für kulturelle bzw. religiöse Unterschiede hinsichtlich der Herkunft der Jugendlichen. Eine politische Debatte, die ja auch unter dem Thema der „Zulässigkeit von Kinderehen in Deutschland“ geführt wird, bei der auch explizit auf den unerwünschten Geschlechtsverkehr von minderjährigen Flüchtlingen Bezug genommen wird.

In Deutschland haben die 17-jährigen Mädchen deutscher Herkunft zu zwei Dritteln (65 Prozent) bereits Erfahrungen mit Sexualität, bei den Mädchen mit Migrationshintergrund sind es 44 Prozent der 17-Jährigen, die Geschlechtsverkehr-Erfahrungen haben. Während dieser Anteil bei den Mädchen/Frauen deutscher Herkunft kontinuierlich ansteigt – von den 19-Jährigen haben neun von zehn Erfahrungen mit Sexualität – so steigt unter den Mädchen/Frauen mit Migrationshintergrund dieser Anteil erheblich langsamer und erreicht erst mit 24 Jahren den Anteil der Frauen deutscher Herkunft.

Bei den Jungen/Männern sind diese Unterschiede nicht sichtbar, ihr Anteile verlaufen weitestgehend parallel zueinander. Bei den 17-Jährigen Jugendlichen sind es 58 bzw. 55 Prozent, die sexuelle Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr haben.

Darin zeigen sich zwei Unterschiede. Zum einen sind die Mädchen/Frauen deutscher Herkunft sexuell aktiver als die Jungen/Männer, mit einem zeitlichen Unterschied von rund zwei Jahren, den sie den Männern in sexuellen Erfahrungen voraus sind. Zum anderen haben die Jahrgänge der Mädchen/Frauen mit Migrationshintergrund beinahe durchgehend geringere Anteile in den Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr als die Jungen/Männer mit Migrationshintergrund.

Weitere Informationen, z. B. zum religiösem Hintergrund, liegen nicht vor. In der Studie wurde allerdings diejenigen der Altersgruppen, die als Mädchen/junge Frau noch keine Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr hatten, nach den „Gründen für Zurückhaltung bei sexuellen Aktivitäten“ gefragt. (Es waren Mehrfachantworten möglich.)

In beiden Gruppen ist das „Fehlen des/r Richtigen“ das wesentlichste Element (59 zu 67 Prozent). Dann zeigen sich aber die Unterschiede. Während von den Mädchen/jungen Frauen deutscher Herkunft vorrangig „zu schüchtern“ (34 Prozent), „bin noch zu jung“ (29 Prozent) und „Angst vor Ungeschick“ (28 Prozent), „fehlendes Interesse“ (20 Prozent) als die meistgenannten Gründe genannt werden, so sind es bei den Mädchen/ jungen Frau mit Migrationshintergrund die Gründe „bin noch zu jung“ (29 Prozent), „vor der Ehe nicht richtig“ (28 Prozent), „zu schüchtern“ (26 Prozent) und „Angst vor den Eltern“ (20 Prozent).

(CF)