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Kirchentage 1982 - 2016

Teilnehmer an Kirchentagen 1982-2016

Die evangelischen und katholischen Kirchentage verstehen sich als Glaubensfeste und Treffen christlicher Laien. Bei mehrtägigen Großveranstaltungen werden Themen zum christlichen Glauben, Engagement für die Zukunft von Kirche und Welt diskutiert und christliche Rituale vollzogen. In der Regel finden diese Kirchentage jeweils alle 2 Jahre statt, so dass nahezu jedes Jahr entweder der evangelische Kirchentag oder der Katholikentag stattfindet.

Historie der Kirchentage

Bereits 1848 fand der erste deutsche Katholikentag in Mainz als „Generalversammlung des katholischen Vereins Deutschlands“ statt. Initialzündung dafür war die Zusammenkunft von vielen Tausend Pilgern, die 1844 zur Ausstellung des „Heiligen Rock“ nach Trier kamen. Viele der Katholiken fühlten sich seit dem Wiener Kongress 1814–1815 von der protestantischen Regierung unterdrückt und waren von den bürgerlich-demokratischen Veränderungen ab März 1848 begeistert. Der erste Katholikentag war eine reine Delegierten-Versammlung, zu der nur Vereinsabgeordnete, einige Geistliche und wenige Laienteilnehmer eingeladen waren. Danach fanden die Katholikentage bis 1913 nahezu jährlich statt. In den Jahren bis 1920 und von 1933 bis 1947 gab es keine Katholikentage. Seit 1950 gibt es diese Veranstaltung alle zwei Jahre.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag entstand ebenfalls in Reaktion auf die Revolution von 1848. In der Schlosskirche zu Wittenberg fand im September 1848 eine „Versammlung evangelischer Männer“ statt, die als Kirchentag bezeichnet wurde. Johann Hinrich Wichern hatte hier seine Vorstellungen zur Gründung des „Centralausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche“ geäußert. Bei den weiteren 15 Kirchentagen bis 1872 waren vorrangige Themen soziale Probleme, die Erneuerung der Kirche und die Innere Mission. Danach gab es bis keine Kirchentage, weil Luthertum und preußische Union unvereinbar waren. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand eine zweite Kirchentagsbewegung. 1919 fand in Dresden ein Kirchentag statt, zu dem die einzelnen Landeskirchen mit dem Ziel der Gründung eines Kirchenbundes zusammenkamen.

1949 fand in Hannover auf Einladung des Landesbischofs eine deutschlandweit initiierte, Evangelische Woche statt, die heute als erster Kirchentag betrachtet wird. Der Präses der EKD-Synode und spätere Bundespräsident Gustav Heinemann verlas hier die Gründungserklärung eines fortan regelmäßig durchzuführenden Deutschen Evangelischen Kirchentages, der

„der Zurüstung der evangelischen Laien für ihren Dienst in der Welt und in der christlichen Gemeinde dienen sowie die Gemeinschaft und den Austausch mit den Laien der im Weltrat der Kirchen zusammengeschlossenen Kirchen fördern“ sollte.

Kirchentage in der DDR

Nach der Teilung Deutschlands 1961 wurden gemeinsame deutsche Kirchentage immer schwieriger. In der DDR fanden daher eigene regionale Kirchentage statt. 1969 wurde der „Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR“ (BEK) gegründet und damit ein eigener Weg beschritten. Die evangelische Kirche hatte sich als „Kirche im Sozialismus“ in der DDR eingerichtet und hielt regelmäßig eigene große Treffen ab. Ab 1978 wurde auch medial von den Kirchentagen berichtet und die Abschlussgottesdienste konnten mitten in den Städten stattfinden. Anlässlich des 500. Luthergeburtstages 1983 wurden die Kirchentage in mehreren Städten geplant. Unter dem Motto „Vertrauen wagen“ wurden dann sieben Kirchentage in Erfurt, Wittenberg, Frankfurt/Oder, Magdeburg, Eisleben und Rostock durchgeführt, zu denen auch Gäste aus dem Ausland eingeladen wurden. Das einzige Katholikentreffen fand 1987 in Berlin statt. Diese Kirchentage waren von einer inneren Fixierung zur Stärkung des christlichen Miteinanders in einem sozialistischen Umfeld geprägt. Dennoch boten die Veranstaltungen in der DDR Raum für kontroverse Gespräche und Aktionen, was besonders für die Jugend wichtig war.

Kirchentage in Deutschland

teilnehmer Kirchentage 1982-2016

Seit 1950 gibt es die Katholikentage alle zwei Jahre (abwechselnd mit dem Evangelischen Kirchentag). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist seit 1970 Träger des Katholikentags. 1992 fand in Karlsruhe der erste Katholikentag nach der Deutschen Wiedervereinigung statt.

Während der meist fünftägigen Veranstaltung finden zahlreiche Podiumsdiskussionen mit Vertretern aus Kirche, Wissenschaft und Politik zu aktuellen gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Themen statt. Kirchliche Verbände und Gruppen gestalten Workshops und Mitmachaktionen. Je nach Interesse kann man das Familienzentrum, Frauen- und Männerzentrum (Genderfragen), Jugendzentrum (2008 zum ersten Mal mit eigener Jugendkirche), das Eine-Welt-Zentrum, das Ökumenezentrum oder auch die Zentren für christlich-jüdischen und christlich-islamischen Dialog besuchen.

Teilnehmer Abschlussgottesdienste

Rechtsträger des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist der „Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e. V.“ mit Sitz in Fulda. Auch beim Evangelischen Kirchentag sind an den 5 Tagen um Himmelfahrt politisch-gesellschaftliche Themen neben dem christlichen Dialog Diskussionsgrundlage bei vielen Veranstaltungen. Inzwischen hat sich da ein relativ gleiches Ablaufschema entwickelt. Gemeinsam ist beiden Kirchentagen, dass sie am Sonntagabend mit einem großen Abschlussgottesdienst enden.

Der erste Ökumenische Kirchentag fand 2003 in Berlin statt. 2010 war München Gastgeber des zweiten Ökumenischen Kirchentages. Die ökumenischen Kirchentage werden gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK) organisiert.

Kosten und Subventionierung der Kirchentage

In den letzten Jahren wurden Stimmen laut, die nach der Finanzierung der Kirchentage fragten.

Kosten der Kirchentage und Subventionierung

Die Stadt Münster (Gastgeber des Katholikentages 2018) lehnte in einem Beschluss 2015 erstmals die Bezuschussung des Katholikentages mit Barzuschüssen ab.

Laut einer Studie von „markt.forschung.kultur” nach dem Kirchentag 2009 in Bremen („32. Evangelischer Kirchentag, Regionalwirtschaftliche Auswirkungen, 20. Mai 2009 - 24. Mai 2009, Marktforschungsstudie zum evangelischen Kirchentag in Bremen“) ist der positive wirtschaftliche Aspekt, der meist von den Gastgeberstädten in den Vordergrund geschoben wird, sehr differenziert zu betrachten. Das Kirchentagsgebiet und die Umlandgemeinden haben zwar besonders in der Gastronomie- und Beherbungungsbranche höhere Umsätze, doch läßt sich oft nicht feststellen, wer von den Mehreinnahmen tatsächlich profitiert. Zudem ist es zu hinterfragen, ob die Kirchentagsteilnehmer tatsächlich so viel Mehreinnahmen für die Region bringen. In der Studie wurde ein durchschnittlicher Tagessatz von ca. 46 Euro ermittelt, den die Teilnehmer ausgeben. Die Hälfte der Besucher wollen die Ausgaben insgesamt auf maximal 150 Euro beschränken. Davon werden bereits ca. 51 Prozent für Unterkunft und Verpflegung aufgewendet. Es wurde andererseits festgestellt, dass die Restaurants und Geschäfte der Innenstädte in dieser Zeit von den üblichen Besuchern der Stadt wegen zu hohen Menschenaufkommens gemieden werden, damit also die üblichen Umsätze wegfallen.

Geplante Ausgaben der Kirchentagsbesucher
Durchschnittliche Ausgaben zum Kirchentag
Tagesausgaben der Kirchentagsbesucher

(SFE)