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Lebenszufriedenheit, 2014

In Sachen Lebenszufriedenheit befindet sich Deutschland auf relativ hohem Niveau. Nach einer Umfrage des Allensbach Instituts liegt das „Glücksniveau” (2014) bereits zum vierten Mal in Folge bei einem Wert von 7,0 auf einer Skala von 0 bis 10. Der Wert hat sich trotz guter Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in den letzten Jahren kaum geändert. Im Vergleich zu 2003 (6,6) fühlen sich die Deutschen heute zufriedener.

Der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland ist in den letzten Jahren kleiner geworden, jedoch hat sich die aktuelle Lücke derzeit zwischen den beiden Landesteilen auf 0,36 Punkte vergrößert (im Vorjahr 0,32 Punkte). Zwei Jahre zuvor betrug der Ost-West-Abstand sogar nur 0,2 Punkte. Ursachen für die geringeren Zufriedenheitswerte der Ostdeutschen sind höhere Arbeitslosigkeit, geringeres Einkommen und Vermögen.

Im Ranking der 19 Regionen liegt nach wie vor der Nordwesten der Republik vorn. Die zufriedensten Menschen mit einem Glücksindex von 7,3 leben in Schleswig-Holstein, Hamburg (7,18) und dem nördlichen Niedersachsen (7,14). Ausnahme bildet Hannover. Es liegt zwar im hervorragend platzierten Nordwesten, schaffte es aber nur auf Rang 11 (im Vorjahr Rang 4). Mit dem Kölner Rheinland und Westfalen rangiert es am Schluss der westdeutschen Länder. Bei den ostdeutschen Regionen sind Berlin mit 6,83 Punkten und Sachsen mit 6,76 in diesem Jahr die Bestplatzierten.

Der von der Deutschen Post in Auftrag gegebene „Glücksatlas” 2014 befasst sich mit gesellschaftlichen Faktoren, die die Lebenszufriedenheit der Menschen beeinflussen: Lohnentwicklung, Gesundheit, persönlicher Wohlstand und Alter, sowie der Grad einer Pflegebedürftigkeit. Es werden ebenso die Variablen Lebenszufriedenheit, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Anzahl der engen Freunde, Bildungsstand, Erwerbsstatus, Erwerbs- und Schwerbehinderungen, Nettoverdienst, gegenwärtiger Gesundheitszustand, Anzahl der Arztbesuche und Krankmeldungen erforscht. Zudem fließen noch persönliche Merkmale wie Risikobereitschaft, Vertrauen in andere Menschen und ehrenamtliches Engagement ein.

Ein Schwerpunktthema war in diesem Jahr die Frage nach der Zufriedenheit behinderter Menschen. Inwieweit man in Deutschland von einer inklusiven Gesellschaft sprechen kann, hat das Forsa-Institut erforscht und hat dafür Daten von 1405 Personen zu Aspekten rund um das Thema Inklusion erhoben.

Menschen mit und ohne Behinderung unterscheiden sich deutlich in ihrer Lebenszufriedenheit. Für Menschen mit Behinderungen ist die gesundheitliche Situation die größte Hürde für mehr Lebenszufriedenheit in Deutschland. Sie sind auch weniger zufrieden mit Einkommen, Familienleben und Arbeit, wie der Sonderschwerpunkt des aktuellen Glücksatlas zeigt. Insgesamt gibt es neun Prozent der Deutschen, die mit einer schweren Behinderung leben müssen. Diese sind rund einen Punkt weniger zufrieden mit ihrem Leben als der Gesamtdurchschnitt (6,1).

Verbesserte gesellschaftliche Teilhabe steigert die Lebenszufriedenheit von Menschen mit Behinderung. Ca. 23 Prozent der Zufriedenheit sind dabei unabhängig von der Gesundheit. Diese Lücke lässt sich zu etwa zwei Drittel durch Inklusion schließen.

In den letzten Jahren ist die Lebenszufriedenheit von Menschen mit Behinderung größer geworden. Jedoch hat sich, im Vergleich zum Jahr 2000, der Abstand zu den Menschen ohne Behinderung nur unwesentlich verringert. Politische und gesellschaftliche Bemühungen für eine bessere Teilhabe von Menschen mit Behinderung in puncto Lebenszufriedenheit haben sich demnach bisher nicht niedergeschlagen.

Ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ist für 98 Prozent der Befragten wichtig, für 70 Prozent sogar sehr wichtig. Dennoch glaubt nur etwa ein Drittel daran, dass es überhaupt erreicht werden kann. Von den 66 Prozent derer, die eine Inklusion für nicht erreichbar halten, geben 43 Prozent Desinteresse und Egoismus der Menschen ohne Behinderung als Grund an. Ein Viertel nennt als Ursache die Einschränkungen durch die Behinderung, etwa jeder Achte das Verhalten der Unternehmen und nur wenige glauben, dass es an den vorhandenen Vorurteilen, staatlichen Hürden, Berührungsängsten oder zu großen Unterschieden zwischen Menschen mit und ohne Behinderung liegt.

Die Mehrheit befürwortet die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz. 54 Prozent der Befragten haben kein Verständnis dafür, wenn größere Unternehmen keine Menschen mit Behinderung gemäß der gesetzlichen Vorgaben einstellen und stattdessen Abgaben in Kauf nehmen.

Eine Mehrheit von 64 Prozent befürwortet den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung. Lediglich ein reichliches Viertel spricht sich dagegen aus.

Grundsätzlich ist Inklusion in hohem Maße erwünscht, es besteht aber eine Abweichung zwischen dem Wunsch und der wahrgenommenen Umsetzbarkeit einer inklusiven Gesellschaft in Deutschland. Aus Sicht der Bevölkerung bilden Desinteresse und Egoismus in der Gesellschaft das größte Hemmnis. Eine wichtige Voraussetzung auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft ist der verstärkte Kontakt und Austausch zwischen Menschen mit und ohne Behinderung.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland deutlich hinter den Spitzenreitern Norwegen (8,8), Schweden (8,2) und Niederlande (7,9).

Grundlage für den 2010 erstmals herausgegebenen „Glücksatlas” ist das seit 1984 erhobene „Sozio-oekonomische Panel” des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dafür wurden im jährlichen Rhythmus Privathaushalte zu Finanzen, Gesundheit und Lebenszufriedenheit befragt. (2011 18.195 Fallzahlen, Hauptfrage: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?”, Antwortskala 1-10, Befragte ab 18 Jahre).

Weitere Daten lieferte eine repräsentative, bundesweite Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach vom Frühsommer 2014 (6.094 Befragte ab 16 Jahre, „Wenn Sie einmal alles in allem nehmen, wie zufrieden sind Sie insgesamt zurzeit mit Ihrem Leben?”, Antwortskala 1-10).

Die Sonderbefragung zum Thema Inklusion bei 1.405 Deutschen. Hauptfrage: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?”, Antwortskala 1-10). Für die internationale Erhebung wurden Daten von TNS-Infratest bei ca. 1.000 – 1.500 Befragten ausgewertet. „Sind Sie insgesamt mit dem Leben, das Sie führen – sehr zufrieden, ziemlich zufrieden, nicht sehr zufrieden, überhaupt nicht zufrieden?”.

Quellen: