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Pilger auf dem Jakobsweg

Der Jakobsweg besteht aus verschiedenen Strecken. Wer als Pilger gezählt wird, der hat mindestens die letzten 130 Kilometer bis Santiago de Compostela zu Fuß oder 200 km per Fahrrad zurückgelegt und dort im Pilgerbüro seinen abgestempelten Pilgerpass vorgelegt. Damit ist man dann kirchlich anerkannter Pilger auf dem Jakobsweg geworden.

Für diese Pilger, die auf eine ‚offizielle Anerkennung‘ Wert legen, werden vom Pilgerbüro einige demografische Informationen erfasst (Alter, Geschlecht, Nationalität, etc.), so dass dafür langjährige, umfangreiche Statistiken vorliegen. Alle anderen Pilger, die nur Teilstrecken wandern oder keinen Wert darauf legen, offiziell anerkannt zu werden, sind in diesen Statistiken nicht enthalten.

Die Hauptstrecke des Jakobsweg sind die rund 800 km von Saint-Jean-de-Pied-de-Port (in den französischen Pyrenäen) bis nach Santiago de Compostela, der „Camino Frances“. Nach den Berichten diverser Quellen braucht ein Pilger dafür 31 bis 35 Tage, auch schon deshalb, da man in den Pilgerherbergen nur einmal übernachten darf – es sei denn, man ist krank. Das sind rund 24 km pro Tag, mit Gepäck – für die „richtigen Pilger“, denn die „falschen Pilger“ lassen ihr Gepäck am Morgen per Taxi zur nächsten Station bringen.

Seit den 1990er Jahren steigen die Anzahl der jährlichen Pilger beständig. Waren es 1989/1990 rund 5.000 Pilger im Jahr, sind es zehn Jahre später das Zehnfache, 55.000 Pilger und weitere zehn Jahre weiter (2009) 146.000 Pilger. Im vergangenen Jahr (2015) ließen sich 262.459 Frauen und Männer als Pilger registrieren.

Besondere Jahre in dieser kontinuierlichen Steigerung sind die „Heiligen Jahre“ (1993, 1999, 2004 und 2010) bei denen sich eine vielfache bzw. mehrfache Zahl von Menschen auf den Weg machten, als in den anderen Jahren.

Herkunftsländer und Monatszahlen

Den größten Teil der Pilger stellen in allen Jahren die Spanier mit mehr als 50 Prozent. In den „Heiligen Jahren“ sind es besonders viele Spanier (1999: 88 Prozent, 2004: 76 Prozent, 2010: 69 Prozent). Aber bereits dieser sinkende Anteil der Spanier deutet darauf hin, dass sich der Pilgertourismus auf dem Jakobsweg immer mehr internationalisiert.

Nach den Spaniern sind es in der Anzahl die Pilger aus Frankreich, Deutschland und Italien, die alle zusammen (2015) rund Dreiviertel (73 Prozent) der Pilger stellen. Die Internationalisierung zeigt sich darin, dass es 1989 nur 10 Prozent der Pilger waren, die aus anderen als diesen vier Staaten kamen, 2015 sind es 27 Prozent.

Wenn man schauen will, wann das Buch (und der Bestseller) von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ über seine Wanderung auf dem Jakobsweg erschienen ist, der kann es in der Grafik sofort erkennen: die rote Säule (Pilger aus Deutschland) steigt 2007 schlagartig um 70 Prozent nach oben – also ist das Buch 2006 erschienen.

Parallel zur Internationalisierung verläuft auch ein anderer Trend, der damit vermutlich zu tun hat: Der Anteil der religiösen Motivation für diese Pilgerreise. 1989 waren 83 Prozent der Pilger religiös motiviert, 2015 sind es 37 Prozent. Entsprechend steigt der Anteil der religiös-kulturellen Motivation von 12 Prozent (1989) auf 54 Prozent (2015).

Eine andere Veränderung sind die Anteile der Pilgerarten, ob zu Fuß oder per Fahrrad. Während das Fahrradpilgern 1989-2002 seinen Anteil vergrößern konnte, auf 14-19-Prozent, hat es seinen Anteil bis 2015 zwar in der Größenordnung erhalten (rund 25.000 Radfahrer), konnte aber mit der Steigerung der Fußpilger (2015: 236.716) nicht mithalten und ging auf einen Anteil von 9 Prozent zurück.

Die Hauptsaison – wenn die Pilgerherbergen überfüllt sind – ist in allen Jahren in den Monaten Juli bis September, mit dem jeweiligen Spitzenwert im August. Diese Verteilungen bleiben auch im „Heiligen Jahr“ 2010 erhalten, in denen alle Monate ein höheres Pilgeraufkommen haben als in den anderen Jahren.


Alter und Geschlecht

Waren nach der Altersverteilung 1989 noch rund Zweidrittel der Pilger unter Dreißig, rund ein Drittel zwischen 30 und 60 Jahren, über 60 nur sehr wenige, ist der Trend, dass die mittlere Gruppe zunimmt. Ab dem Jahr 2000 sind es mehr 30-60-Jährige als unter 30-Jährige, 2015 ist die mittlere Gruppe doppelt so viel auf dem Weg wie die Unter-30-Jährigen. Die ältere Gruppe der Über-60-Jährigen wird ab 2010 deutlich größer und wächst 2014/15 bis auf 16 Prozent der Pilger.

In einer gewissen Parallele dazu, nimmt auch der Teil der Frauen zu, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind. Waren von den 4.918 Pilgern des Jahres 1990 ein Drittel (33,2 Prozent), d. h. 1.634 Frauen, so sind es, mit stetig steigender Tendenz, im Jahr 2015 bald die Hälfte (47,1 Prozent = 123.530) Frauen.


Wirtschaftsfaktor Pilgern

Gegenüber anderen Wallfahrten (z. B. Mekka-Pilger) ist die Anzahl der Pilger übers Jahr in einem bescheidenerem Umfang. Gegenüber den rund 6 Millionen Mekka-Pilgern  im Jahr sind die 263.459 Pilger auf dem Jakobsweg rund 4 Prozent. Zudem steht der Jakobsweg in einer alten Tradition einfacher Pilgerherbergen, auch wenn sich das allmählich erweitert.

An Kosten entstehen, aufgrund verschiedener Reiseberichte, für das individuelle Pilgern auf dem „Camio Frances“: Anreise nach Saint-Jean-Pied-de-Port 200 Euro, Rückreise von Santiago de Compostela 100 Euro. Tageskosten: 5 – 12 Euro Pilgerherberge, 2 x in der Woche in einem einfachen Hotel, Pension 30 – 40 Euro (um sich von den Schnarchern und den Frühaufstehern um 5 Uhr zu erholen), Essen und Trinken ca. 20 Euro, zusammen eine Spannweite von 32 - 40 Euro pro Tag, für 33 Tage eine Spannweite zwischen 1.056 - 1.320 Euro, mit einem Mittelwert von rund 1.200 Euro, plus An- und Abreise 300 Euro, insgesamt 1.500 Euro.

Nach der Pilgerstatistik wanderten (2015) auf dem „Camio Frances“ 172.206 (66 Prozent) der Pilger. Diese erbringen für die Region einen Umsatz in der Größenordnung von 260 Mio. Euro.

Auf den anderen Pilgerwegen des Jakobsweges sind die Umsätze geringer, da die Strecke meist kürzer sind, wie bei dem „Camino Portugues“ (von Lissabon nach Santiago de Compostela), mit einer Länge von 239 km, in 9 Tagesetappen, was bei einem gleichen Tagesaufwand (ohne die Anreise = 36 Euro mittlerer Tagessatz x 9 Tage + 100 für die Rückreise = 424 Euro) von 43.137 Pilgern (= 16 Prozent aller Pilger) auf dieser Strecke einen Umsatz von rund 18 Mio. Euro bedeutet.

Insgesamt wird der Umsatz durch die Pilger auf den verschiedenen Strecken des Jakobsweges sich 2015 auf rund 300 Mio. Euro belaufen haben.