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Mekka-Pilger

Die Pilgerreisen nach Mekka (Hadsch und Umra) können ausschließlich über eine akkreditierte Agentur gebucht werden, die von der Saudischen Botschaft gelistet sind. Nur Muslime bekommen einen Pilgerpass. Frauen brauchen eine männliche Begleitung und dürfen Gesicht und Hände nicht verhüllen. Wer eine Reise nach Mekka über ein normales Reisebüro bucht, hat keinen Zugang zu den heiligen Stätten des Islam. Die Anzahl der nationalen Pilgerkontingente und die Visaerteilung wird genau geregelt, es geht um große Kontingente von Pilgern und finanziellen Umsätzen.

Die Preise liegen nach Angaben der ALMADINA TRAVEL SERVICE GmbH in Berlin für das Hadsch-Luxus-Programm bei 4.350 Euro bzw. bei der Agentur Muslimreisen bei 4.600 Euro (Halbpension, 4-Bett-Zimmer) plus, falls gebucht, Doppelzimmerzuschlag von 500 Euro pro Person und 110 Euro für ein Opfertier.

Zahl der Hadsch-Pilger

Die Pilgerreise nach Mekka ist Pflicht für jeden Muslim, der körperlich und finanziell dazu in der Lage ist. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Hadsch-Pilgerreise, die nur zu bestimmten Tagen stattfinden kann und als eine der fünf Säulen des Islam bezeichnet wird. Die „fünf Säulen“ sind 1. Schahāda (islamisches Glaubensbekenntnis), 2. Salāt (Pflichtgebet), 3. Zakāt (Almosengabe), 4. Saum (Fasten im Ramadan) und 5. Hadsch (Pilgerfahrt nach Mekka).

Die Hadsch-Pilgerreise ist die ‚große Pilgerreise‘, die nur vom 8. bis 12. Tag des zwölften islamischen Monats (Mondkalender) Dhū l-Hiddscha möglich ist und deren Höhepunkt das islamische Opferfest am 10. Dhū l-Hiddscha, der „Tag der Schlachtung“ ist. Entsprechend dem Mondkalender ist das Datum – bezogen auf den christlichen Kalender – variabel. Der Hadsch 2017 wird vom 3. August bis 4. September 2017 stattfinden.

Während es in früheren Zeiten recht beschwerlich (und gefährlich) war, mit einer Karawane nach Mekka zu reisen, hat sich das mit den zunehmenden Flugmöglichkeiten vereinfacht. Die Zahl der ausländischen Mekkapilger während des Hadsch hat sich von 1995 bis 2012 nahezu verdoppelt. Die geringeren Zahlen für 2013 bis 2015 beruhen auf einer sicherheitspolitischen Verringerung der Visakontingente, da die zentrale Moschee in Mekka erweitert und umgebaut wurde.

In der Kulturstatistik der Türkei sind für 2013 die Anzahl der Mekkapilger aus der Türkei nach Altersgruppen und Geschlecht dargestellt, sowohl für den Hadsch wie für die Umra.

Der Anteil der Frauen ist durchgängig etwas bzw. deutlich höher als der der männlichen Pilger. Eine Verteilung die bei den Umra-Pilgerreisen noch deutlicher ist.

Beiden Pilgerreisen ist gemeinsam, dass die Anteile der Älteren ansteigen („Einmal im Leben…“). Ein Unterschied liegt in der Anzahl. Sie ist – wie es auch die Gesamtzahlen besagen – bei den Umra-Reisen mehr als doppelt so hoch. Die ‚Umra-Saison‘ ist zum einen länger als der kurze Hadsch-Zeitraum, zum anderen kosten sie (von Deutschland aus) auch nur ein Drittel der Hadsch-Reisen.


Ökonomische Aspekte

Hadsch

Nach Berechnungen der Handelskammer von Mekka, die von der Saudi Gazette berichtet wurden, belaufen sich die Einnahmen des Königreichs aus dem fünftägigen Hadsch 2014 auf rund 8,5 Mrd. US-Dollar (= rund 8,02 Mrd. Euro). Darin sind enthalten die Kosten der Unterkünfte, Essen und Trinken, Geschenke und Telefonkosten.

Von den 1,98 Mio. Pilgern waren 2014 schätzungsweise 30 Prozent Einheimische, deren Ausgaben mit durchschnittlich $ 1.319 (= ca. 1.245 Euro) beziffert wurden und 70 Prozent Ausländer, die durchschnittlich $ 4.633 (= ca. 4.373 Euro) ausgeben würden.

Die Einnahmen aus dem Hadsch sind demnach die drittgrößte Einnahmequelle Saudi-Arabiens nach Öl und Gas.

Da 2014 zu den Jahren zählt, in denen die Reisebewilligungen (wegen umfangreicher Bauarbeiten zur Erweiterung der al-Haram Moschee) um rund 35 Prozent verringert wurden, haben sich vor dieser Begrenzung, in 2012 (auf Basis der gleichen Berechnungen) die Einnahmen von Einheimischen (1.408.641 Pilger x 1.245 Euro = 1,75 Mrd. Euro) und Ausländern 1.752.932 Pilger x 4.373 Euro = 7,67 Mrd. Euro) auf insgesamt rund 9 Mrd. Euro belaufen.

Dazu kommen noch die Kosten der Anreise (Flüge, denn die meisten Pilger kommen aus Indonesien, Pakistan und - falls erlaubt - dem Iran) und die der Pilgerkleidung, die außerhalb von Saudi-Arabien gezahlt werden.

Setzt man für die Kleidung 50 Euro an, und für die Flugkosten durchschnittlich 700 Euro, so steigt der Umsatz um weitere 1,3 Mrd. Euro, so dass die 10 Mrd. Euro-Größenordnung überschritten wird.

Umra

Die Umra ist die ‚kleine Pilgerreise‘, die nicht an den begrenzten Hadsch-Zeitraum gebunden ist, sondern während des übrigen Jahres durchgeführt wird. Es ist ein verkleinertes Programm: Nur die Kaaba wird umrundet und zwischen den Hügeln von Safâ und Marwâ wird gelaufen. (Keine Wanderung zum Berg Arafat, keine Steinigung des Teufels und kein Schlachten eines Opfertiers.)

Die Umsätze der Umra-Saison 2009 betrugen 14 Milliarden SR (Saudische Riyal) was rund 3,5 Mrd. Euro entspricht. Die Anzahl der Pilger beläuft sich auf rund 4 Millionen Pilger, also doppelt so viele wie beim Hadsch, aber die Reisekosten betragen nur rund ein Drittel der Hadsch-Kosten: Economy-Umra zu Ostern kostet (von Deutschland aus) 1.199 Euro, eine Luxus-Umra in den Osterferien 1.449 Euro und für die beliebte Umra-Pilgerreise im Ramadan zahlt man 1.750 Euro.

Da die Hadsch-Pilgerreisen schon die Grenzen der Kapazität erreicht haben, ist die Verdoppelung der Zahl der Umra-Pilger Bestandteil der „Vision 2030“ von Saudi-Arabien. Und ein Fachdienst meldet (2014): „Die hohe Bedeutung des religiösen Tourismus spiegelt sich in der Verteilung der Hotelkapazitäten wider. Von den 2012 offiziell klassifizierten 1.098 Hotels (184.833 Zimmer) in Saudi-Arabien entfielen auf die Provinzen Mekka (dazu gehört auch Jeddah) und Medina insgesamt 905 (163.831 Zimmer). In der Provinz Riad gab es nur 67 klassifizierte Hotels (9.076 Zimmer) und in der Ostprovinz (Dammam etc.) 52 (7.293). Die anderen neun Provinzen verfügten lediglich über insgesamt 74 Hotels mit 4.633 Zimmern.“

(CF)