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Schweiz: Katholische Männerorden

Nach der aktuellsten Veröffentlichung des Pastoralsoziologischen Instituts der Schweiz (PSI) zur Kirchenstatistik der Männerorden verringert sich die Zahl der Mitglieder der Männerorden stetig. Der heutige Mitgliederstand entspricht nur noch etwa einem Drittel des Höchststandes der Mitgliederzahlen Mitte der 1960er Jahre. Aktuell gibt es nur noch 8 Novizen und das Durchschnittsalter ist auf rund 70 Jahre gestiegen. Änderungen nicht in Aussicht.

Die Bereitschaft, ein im christlichen Sinne „gottgeweihtes Leben“ zu führen, drückt sich unmissverständlich im „ewigen Profess“ eines Ordensgelübdes aus, dass mit dem vollendeten 21. Lebensjahr abgelegt werden kann und u. a. beinhaltet, lebenslänglich den drei „evangelischen Räten“ (Armut, Keuschheit und Gehorsam) zu folgen. Insofern kann die Anzahl der Mönche (und der Nonnen) als sicherer Indikator für die Tiefe einer Verankerung der katholischen Kirche unter ihren Gläubigen gelten, da für eine solche Entscheidung zwei Faktoren als maßgeblich gelten: die eigene persönliche Entscheidung sowie die gesellschaftliche Anerkennung bzw. familiäre Billigung einer solchen Entscheidung.

Im Januar 2018 hat das PSI die Zeitreihe der Mitglieder der Männeroden in der Schweiz bis 2012 publiziert. Seit 1950 hat sich die Zahl der Mitglieder der Männeroden in den Schweiz (von 2.341) bis zum Jahr 1965 erhöht (auf 2.899 Mitglieder), um dann bis 2012 auf 966 Mönche abzusinken, d. h. seit 1965 ist es eine Verringerung um zwei Drittel (66,7 Prozent).

Diese Entwicklung ist seitdem kontinuierlich. Sie betrifft zudem nicht nur die Schweiz, sondern ist ebenso in Deutschland wie in Österreich vorhanden. Aus Anlass dieser Entwicklung hat die katholische Kirchenleitung 2014 ein Rundschreiben verfasst, um die Situation vieler Ordensgemeinschaften zu erleichtern, die vor der wirtschaftlichen Neuordnung ihrer Werke und Immobilien stehen.

Auch wenn die Gesamtentwicklung parallel verläuft, hat sich die Zahl der Ordensbrüder etwas stärker verringert als die Zahl der Ordenspriester. 1960 gab es 820 Ordensbrüder, 2012 sind es noch 250, d. h. eine Verringerung von 70 Prozent. Die Zahl der Ordenspriester hat sich vom Höchststand 1965 (2.088 Priester) auf 716 verringert, d. h. um zwei Drittel (66 Prozent).

Bis auf wenige (und zudem kleinste) Ordensgemeinschaften betrifft diese Enzwicklung alle Ordensgemeinschaften, egal welcher Organisationsform und Ausrichtung.

(Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Männerorden werden in einer Publikation des Vatikans erläutert.)

Besonders davon betroffen von dem Nachwuchsmangel ist der „Bettelorden“ der Kapuziner, der sich traditionell der Armen- und Obdachlosenfürsorge sowie der Missionierung widmet.

In einer Übersicht zu den verschiedenen Orden und dem Status ihrer Mitglieder zeigt sich das hohe Durchschnittsalter (insgesamt 70 Jahre, Kapuziner: 73 Jahre) und der fehlende Nachwuchs, d. h. der Zahl der Novizen, der sich 2012 auf insgesamt 8 Männer belief.

Diese Nachwuchsproblematik verdeutlicht sich auch im Altersaufbau und einem Vergleich zwischen Diözesan- und Ordenspriestern. In beiden Kategorien fehlt der Nachwuchs, allerdings ist keiner der Ordenspriester jünger als 30 Jahre.

Der Schwerpunkt der Anzahl der Diözesanpriester liegt (2011/12) bei den 40- bis 49 Jährigen, d. h. den Geburtsjahrgängen 1963-1972, während der Schwerpunkt bei den Ordenspriestern bei den 60- bis 74 Jährigen liegt, d. h. den Geburtsjahrgängen 1938–1947. Das könnte als Hinweis auf die Unterschiede in der Nachkriegsgeneration zu verstehen sein, als das Leben eines Mönchs als Ordenspriester noch eine höhere Anerkennung hatte als in den folgenden Jahrzehnen. Bei den Diözesan- bzw. Weltpriestern geht die Attraktivität dieses Berufes, die sich für die Geburtsjahrgänge 1963-1972 stellte, danach wieder ‚schlagartig‘ verloren, als sich die Zahl der jüngeren Weltpriester mehr als halbierte.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung werden – sowohl in den Bistümern wie bei den Ordensgemeinschaften – dadurch bisher verdeckt, dass ein großer Teil der Priester über das ordentliche Pensionsalter von 65 Jahren hinaus bereit sind, weiterhin zumindest Teilzeit arbeitstätig zu bleiben. Nach Angaben des PSI waren (im Jahr 2012) rund 30 Prozent der in der Seelsorge tätigen Diözesanpriester 65 Jahre und älter, bei den Ordenspriestern waren es sogar 40 Prozent der in der Seelsorge tätigen Ordenspriester, die 65 Jahre und älter waren.

(CF)