Weihnachten und Suizide, 2004
Immer wieder wird die Meinung geäußert, dass die Weihnachtsfeiertage besonders Suizidgefährdet seien. Hintergrund dafür ist vermutlich die Annahme, dass Menschen, die an diesem Familienfest alleine sind, die Einsamkeit besonders bedrücke und sie deshalb in den Freitod gehen würden.
Für die Klärung, welchen Realitätsgehalt diese Meinung hat, gibt es begrenzte empirische Daten. Auf Bundesebene sind die Zahlen der Suizide (nur) nach Monaten vorhanden und auf Länderebene sind die Fallzahlen für eine Auswertung nach Tagen zu gering, um zuverlässige Aussagen zu begründen.
Jedoch ausgehend von der These, dass an den Weihnachtsfeiertagen die Anzahl der Suizide besonders hoch seien, müsste sich das in einer deutlich überdurchschnittlichen Anzahl der Freitode im Dezember darstellen.
Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Im Dezember ist die Anzahl der Freitode (777) gegenüber den anderen Monaten vergleichsweise am geringsten (Monatsdurchschnitt: 894).
Die Monate mit der höchsten Anzahl sind der März und der Juli (mit jeweils 989 Suiziden), gefolgt vom Januar (954) und August sowie Mai (933 bzw. 932 Suizide).
Auch die Auswertung nach den einzelnen Bundesländern (Übersicht auf den folgenden Seiten) zeigt kein anderes Ergebnis. Nur in zwei Bundesländern (Nordrhein-Westfalen und Saarland) ist die Anzahl der Suizide im Dezember überdurchschnittlich.
Auch wenn die Zahlen in den einzelnen Bundesländern nicht parallel zueinander verlaufen - wozu genauere Untersuchungen zur Abklärung der Unterschiede notwendig wären -, bestätigt sich jedoch die generelle Tendenz, dass im Frühjahr und im Sommer die Zahl der Suizide ansteigt., mit dem Schwerpunkt in den Sommermonaten.
Anmerkung: Diese Verteilungen sprechen eher für die These, dass - in der Verbindung der Suizide mit Depressionen -, die gefährdeten Menschen die dunkler werdende Jahreszeit als natürlich bewerten und erst ab dem Frühjahr, wenn sich ihre Gemütsstimmung mit dem Sonnenschein und der Wärme nicht wie erwartet verbessert, besonders gefährdet sind.