Wichtigkeit von Religion und Kirche 2023

27.02.2025

Im ALLBUS 2023 ist in den Fragen zur Wichtigkeit von neun Lebensbereichen die Frage nach „Religion“ und „Kirche“ einzeln gestellt worden. Ergebnis: 77 Prozent bewerten den Lebensbereich Kirche als „unwichtig“. Je jünger die Befragten sind, desto unwichtiger ist ihnen die Kirche. Bei den Wahl-/ Parteipräferenzen sind fast alle Parteisympathen zu rund 75 Prozent dieser Auffassung, nur die CDU/CSU-Wähler sind kirchenaffiner: Nur zwei Drittel von ihnen (65 Prozent) halten die Kirche für „unwichtig“.

1. Datenbasis
2. Das Konzept
3. Einzelne Ergebnisse
    3.1. Lebensbereiche im Vergleich
    3.2. Wichtigkeit von Religion und Kirche unter Kirchenmitgliedern/Konfessionsfreien
    3.3. Wichtigkeit von Kirche nach Altersgruppen
    3.4. Wichtigkeit von Religion+Kirche insgesamt
    3.5. Wichtigkeit des Lebensbereichs Kirche nach Wahlpräferenzen
4. Ausblick: Rückblick 1982-2023

1. Datenbasis

Datenbasis sind die Ergebnisse des ALLBUS 2023 (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften). Erhebungszeitraum: April bis September 2023, Grundgesamtheit: Personen (Deutsche und Ausländer), die zum Befragungszeitpunkt in Privathaushalten lebten und vor dem 01.01.2005 geboren sind. Anzahl der Befragten: 5.246, Anzahl der Variablen: 605.

2. Das Konzept

Den Befragten wurde eine Liste vorgelegt:

„Hier sehen Sie verschiedene Lebensbereiche. Wir hatten gerne von Ihnen gewusst, wie wichtig für Sie die einzelnen Lebensbereiche sind. Bitte geben Sie anhand der Skala an, wie wichtig der jeweilige Lebensbereich für Sie ist. Der Skalenwert 1 bedeutet, dass dieser Lebensbereich für Sie unwichtig ist. Der Skalenwert 7 bedeutet, dass der betreffende Lebensbereich für Sie sehr wichtig ist. Mit den Zahlen dazwischen können Sie Ihre Antworten abstufen.“

Als Lebensbereiche wurden genannt: Eigene Familie und Kinder / Beruf und Arbeit / Freizeit und Erholung / Freunde und Bekannte / Verwandtschaft / Religion / Kirche / Politik und öffentliches Leben / Nachbarschaft. Eine weitere Erläuterung wurde nicht gegeben, so dass es den Befragten überlassen war, womit sie den jeweiligen Lebensbereich assoziierten.

Für die Lebensbereiche „Religion“ und „Kirche“, die im Mittelpunkt dieser Auswertung stehen, kann angenommen werden, dass mit „Religion“ u. a. verbunden wurde: Persönlicher Glaube, Glaubensgemeinschaft, Jesus, Gottvater, Schutzengel, ‚Nächstenliebe‘; für „Kirche“: Kirchengemeinde, Kirchliches Leben der ‚Kasualien‘ (Taufe, Konfirmation/Firmung, Trauung, Beerdigung, Gottesdienstbesuch), Seelsorge, Pfarrerin/Pfarrer, Bischöfe und (katholisch) Papst / Vatikan, politische Stellungnahmen, etc.

3. Einzelne Ergebnisse

3.1. Lebensbereiche im Vergleich

Drei der neun abgefragten Lebensbereiche unterscheiden sich von den anderen: Die eigene Familie und Kinder sind „sehr wichtig“, Religion und Kirche sind unwichtiger. (s. Tabelle 1)

Diese Besonderheit der beiden Lebensbereiche Religion bzw. Kirche zeigen sich noch deutlicher, wenn man drei Antwort-Gruppen bildet: Aus der 7er-Skala die Antworten 1-3 als „unwichtig“, die mittlere 4 als „sowohl als auch“ und die 5-7 als „wichtig“.

3.2. Wichtigkeit von Religion und Kirche unter Kirchenmitgliedern/Konfessionsfreien

Die Annahme, dass die Kirchenmitglieder Religion bzw. Kirche mehrheitlich als wichtig betrachten, bestätigt sich nicht. Rund ein Viertel der Kirchenmitglieder bewerten die Wichtigkeit als „1 = (schlicht) unwichtig“. (s. Tabelle 2)

Fasst man die Angaben der 7er Skala wiederum in drei Gruppen zusammen, so sind es 58 Prozent der EKD-Evangelischen, die Religion als „unwichtig“ betrachten, und von den römischen Katholiken sind es 55 Prozent. (s. Tabelle 2)

Für den Lebensbereich „Kirche“ sind die Bewertungen als unwichtig noch ausgeprägter – auch unter den Kirchenmitgliedern. (s. Tabelle 3)

Von den Konfessionsfreien sind es beinahe alle (96 Prozent), die Kirche als „unwichtig“ bewerten. Nur bei den evangelischen Freikirchen und den anderen christlichen Religionen (Orthodoxe) halten sich die Bewertungen von „unwichtig“ und „wichtig“ in etwa die Waage.

Vergleicht man die Bewertungen der beiden Lebensbereiche Religion bzw. Kirche, so ist in allen weltanschaulichen Gruppen die Bewertung der Kirche als unwichtig ausgeprägter. Zwei Drittel (65 Prozent) der EKD-Evangelischen und der römischen Katholiken bewerten (ihre) Kirche als „unwichtig“.

3.3. Wichtigkeit von Kirche nach Altersgruppen

In den Altersgruppen ist die Tendenz eindeutig: Je jünger die Befragten, desto kontinuierlich unwichtiger ist für sie die Kirche. Von den 18-29-Jährigen betrachten sieben Prozent die Kirche als „wichtig“, von den Über-89-Jährigen sind es 41 Prozent. (s. Tabelle 4)

3.4. Wichtigkeit von Religion+Kirche insgesamt

Fasst man die getrennten Bewertungen für Religion bzw. Kirche in einer Bewertung zusammen – sozusagen als ‚Mittelwert‘ – betrachten zwei Drittel der Bevölkerung (68 Prozent) den Lebensbereich Religion+Kirche als für sie „unwichtig“. (s. Tabelle 5)

3.5. Wichtigkeit des Lebensbereichs Kirche nach Wahlpräferenzen

Nach den Wahlpräferenzen (Befragung 2023), die man als ‚Parteinähe‘ sehen kann, sind sich die Parteisympathisanten weitestgehend einig: Mehr als Dreiviertel von ihnen (78-88 Prozent) bewerten den Lebensbereich Kirche als „unwichtig“. Nur die CDU-Sympathisanten – mit einem älteren Wählerstamm – schätzen das geringer ein, allerdings sind es unter ihnen auch zwei Drittel (65 Prozent), die „Kirche“ als für sich „unwichtig“ betrachten. (s. Tabelle 6)

4. Ausblick: Rückblick 1982 – 2023

In einer weiteren Ausarbeitung (Teil 2) wird das Augenmerk darauf liegen, dass die Bewertungen im Jahr 2023 einem längeren Trend folgen.

In den ALLBUS-Umfragen ist diese Frage nach der Wichtigkeit von Lebensbereichen in den Umfragen 1982, 1992, 2012 und 2023 gestellt worden. Das ermöglicht detailliere Analysen.

Als ‚Ausblick‘ seien hier zum einen die Verteilungen in den vier Umfragen nach Jahren genannt. (s. Tabelle 7)