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Wohlfahrts- und Pflegeeinrichtungen der Katholischen Kirche

Wohlfahrts- und Pflegeeinrichtungen kath. Kirche weltweit

In der „Agenzia Fides” dem Presseorgan des päpstlichen Missionswerks werden unter anderem Zahlen veröffentlicht, die den Umfang und die Größenordnung der missionarischen Tätigkeiten belegen sollen. Der Fidesdienst existiert seit 1927 und war der erste Nachrichtendienst der Katholischen Kirche, der mit der Verbreitung von Informationen die geistliche Gemeinschaft und vor allem die Spendeneinnahmen fördern sollte. Die Nachrichten des Fidesdienstes dokumentieren seit über 80 Jahren die Evangelisierungstätigkeit der Kirche weltweit, vor allem in Asien und Afrika.

Die „freie Liebesthätigkeit“ der katholischen Kirchen hat bereits seit dem Mittelalter im Rahmen der Armenfürsorge und Krankenpflege Tradition. Selbst im 19. Jahrhundert prägte sie neben einer kommunalen Armenfürsorge weitestgehend das Sozialwesen. Dabei ist das Motiv der katholischen Kirche nach wie vor die christliche Nächstenliebe. Dieser Gedanke verhinderte jedoch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Zusammenarbeit mit staatlichen Wohlfahrtseinrichtungen. 1897 wird in Freiburg der „Caritas-Verband“, das Pendant zur Diakonie der evangelischen Kirchen, gegründet, um die katholischen Aktivitäten zu bündeln.

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg hatte man die Möglichkeit gesehen, den armen Ländern der südlichen Erdhälfte partnerschaftliche Zusammenarbeit anzubieten, um existentielle Nöte der Menschen und soziale Ungerechtigkeiten zu mildern oder zu beseitigen. Dass dabei die kirchliche Entwicklungsarbeit und pastorale Missionsarbeit in Asien, Afrika, Lateinamerika und Ozeanien im Vordergrund stand, wird gern hinten an gestellt. Für diese Missionierungsarbeit werden immer wieder Spendensammlungen durchgeführt und auch staatliche Mittel beantragt und bewilligt, wie z. B. für internationale Entwicklungshilfe.

Während sich in dem Zeitraum von zwischen 1997 und 2014 bei der weltweiten Betrachtung nur bei der Anzahl der Altenheime, Kindergärten und Waisenhäuser Erhöhungen zeigen, haben sich die Zahlen der Krankenhäuser, Krankenstationen und Apotheken nur wenig geändert. Die Änderungen, bezogen auf die einzelnen Kontinente, sind dagegen sehr unterschiedlich.

Grafik und Tabelle weltweit

In Europa sind es vor allem die Alten- und Behindertenheime, auf die durch die katholische Kirche besonderes Augenmerk gelegt wurde. Diese Einrichtungen werden überdurchschnittlich von der Katholischen Kirche betrieben. Doch auch die Anzahl der Waisenhäuser und Kindergärten sind gestiegen. Bei Krankenstationen und Apotheken ist ein rückläufiger Trend zu sehen. Trotz, dass es kaum noch Leprakranke in Europa gibt, ist die Zahl der Leprastationen in den letzten Jahren gestiegen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es in Europa seit 20 Jahren eine etwa gleichbleibende Zahl von Lepra-Kranken. In Spanien leben ca. ein Drittel aller registrierten Krankheitsfälle, die von der WHO in der europäischen Lepra-Statistik erfasst werden. Weltweit wird die Erkrankung jedes Jahr bei einer viertel Million Menschen neu diagnostiziert. Auch in Deutschland kommt es gelegentlich zu importierten Krankheitsfällen, wie dem Epidemiologischen Bulletin (3/2016) zu entnehmen ist.

Europa-Entwicklung der Pflegeeinrichtungen

In Afrika sind es alle Formen der medizinischen Betreuung und Pflege, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewannen. Wobei diese nur als Objekte zahlenmäßig erfasst wurden und nichts über deren Größe und die Anzahl der Beschäftigten aussagen. Bei den Krankenstationen wurden auch die Apotheken hinzugezählt.

Die Zahl der katholisch betreuten Krankenhäuser sind in dieser Region auf 150 Prozent in den letzten 17 Jahren gestiegen. In ähnlichen Größenordnungen haben sich die Alten- und Behindertenheime, Waisenhäuser und Kindergärten entwickelt.

Afrika Pflegeeinrichtungen

In Amerika ist bei fast allen Formen der katholischen Wohlfahrtspflege ein rückläufiger Trend seit 2010 (außer Kindergärten) zu sehen, was vermutlich dem allgemeinen Rückgang der finanziellen Mittel für das Gesundheits- und Sozialwesen geschuldet ist, da diese ja sehr oft die eigentlichen Geldgeber sind.

Amerika Pflegeeinrichtungen

In Asien, mit den wirtschaftlich aufstrebenden Ländern China, Taiwan und Japan, ist in fast allen Bereichen Zuwachs zu sehen. Bei den Krankenhäusern sind in den letzten Jahren allgemein mehr konfessionell getragene Einrichtungen hervorgetreten, dabei sind aber nicht nur katholische entstanden, sondern es haben auch buddhistische Kreise an Einfluss gewonnen. Nachdem es 1999 und 2000 einen sprunghaften Anstieg katholischer Krankenhäuser gab, ist ab 2004 bereits wieder ein rückläufiger Trend zu sehen.

Asien Pflegeeinrichtungen

In den kleineren Inselstaaten Ozeaniens haben die Missionare offensichtlich gute Arbeit geleistet, denn auch hier ist in fast allen Bereichen der katholischen Wohlfahrtspflege ein Zuwachs zu verzeichnen. Besonders bei Krankenstationen hat sich in den Jahren zwischen 1997 und 2014 die Anzahl verdreifacht, wobei man dies nicht überbewerten darf, da es sich hier ebenfalls nur um die zahlenmäßige Erfassung handelt und nichts über Größenordnung und Zahl der Beschäftigten aussagt. Auch bei den katholisch betreuten Alten- und Behindertenheimen sind zwischen 1997 und 2010 doppelt so viele entstanden. Jedoch ist seitdem ein rückläufiger Trend zu sehen. Bei Krankenhäusern und Kindergärten ist nach wie vor ein jährlicher Zuwachs zu verzeichnen.

Pflegeeinrichtungen Ozeanien
Grafik Entwicklung Katholikenzahl
prozentualer Anteil der Katholiken

In gleicher Quelle findet man Zahlen über den Zuwachs an Katholiken weltweit, da wird nur ein geringer Zuwachs der Anzahl der Katholiken in Europa verzeichnet. Es sind 2 Prozent mehr als 2005 bei einem Bevölkerungszuwachs von ebenfalls 2 Prozent. In den Ländern Ozeaniens ist das Verhältnis ähnlich - 16 Prozent mehr Katholiken bei 17 Prozent Bevölkerungszuwachs. In Asien ist die Bevölkerung um 10 Prozent in den Jahren von 2005 bis 2014 gewachsen und die Anzahl der Katholiken um 20 Prozent. In Afrika sieht das Verhältnis auf etwas höherem Niveau ähnlich aus. 24 Prozent mehr Bevölkerung und 40 Prozent mehr Katholiken.

Bei dem Vergleich der prozentualen Anteile der Katholiken an der Bevölkerung wird deutlich, dass es hier in den letzten knapp 10 Jahren kaum wesentliche Änderungen der Anteile gegeben hat. Weltweit ist der Anteil der Katholiken in dem Zeitraum um 0,5 Prozent gestiegen, dabei ist der größte Zuwachs in Asien (2 Prozent) und Amerika (1 Prozent).

Zählkatholiken?

Doch auch wenn ein Zuwachs an Katholiken zu verzeichnen ist, so ist insgesamt ein Rückgang der in Anspruch genommenen kirchlichen religiösen Rituale zu verzeichnen (siehe: „Kirchliches Leben der Katholischen Kirche weltweit“). Bei Taufen, kirchlichen Trauungen, Kommunionen und Gottesdienstbesuchen ist in allen Weltregionen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Insofern ist der Anstieg der absoluten Zahl der Kirchenmitglieder vermutlich nicht religiös begründet, sondern beruht auf formaler Mitgliedschaft, um an dem Mehrangebot der katholischen Dienstleistungen (Krankenhäuser, Kindergärten, Alten- und Behindertenheime, Hilfsprojekte, Schulen, u. a. m.) teilhaben zu können. Es wäre somit nur ein Anstieg von „Zähl-Katholiken“, nicht von Gläubigen.

Entwicklung Bevölkerungszahl und Katholiken

(SFE)