Laizismus, christliche Präsenz und religiöse Sonderrechte

Eine tiefergehende statistische Analyse der fowid-Studie „Elf Fragen zu ‚Staat-Gesellschaft-Weltanschauung‘ 2025“ zeigt, dass sich weltanschauliche Einstellungen in Deutschland entlang dreier zentraler Dimensionen strukturieren lassen. Auf dieser Grundlage kommt eine Clusteranalyse zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) einer säkularen Orientierung folgen, während ein knappes Drittel (31 Prozent) ein „christlich-abendländisches Profil“ aufweist.
Von Luisa Lenneper und Tobias Wolfram
1. Faktorenanalyse: Drei zentrale Dimensionen
2. Drei prototypische Einstellungsprofile
3. Externe Validierung
4. Robustheitsprüfung
5. Diskussion und Fazit
6. Forschungsdesign
1. Faktorenanalyse: Drei zentrale Dimensionen
Das Antwortverhalten auf thematisch verwandte Aussagen kann nicht nur einzeln gedeutet, sondern auch nach gemeinsamen Mustern untersucht werden. Die Korrelationsmatrix gibt einen ersten Überblick über diese Zusammenhänge. Je stärker zwei Items korrelieren, desto häufiger werden sie gemeinsam bejaht oder abgelehnt.

Die Matrix zeigt, dass die meisten Items untereinander substanziell zusammenhängen. Die Frage zum Abtreibungsverbot in katholischen Krankenhäusern bildet hier eine Ausnahme. Ihre Korrelationen mit den übrigen zehn Items bleiben durchweg schwach. Am stärksten hängt sie mit der Frage zu kirchlichen Sonderrechten zusammen (r ≈ 0,28), was sich inhaltlich als allgemeine Akzeptanz institutioneller Autonomie religiöser Träger deuten ließe. Ein klares Einstellungsmuster zeichnet sich jedoch nicht ab, weshalb dieses Item im Folgenden nicht als Kernindikator herangezogen wird.
Die beobachtete Korrelationsstruktur lässt sich mit einer Faktorenanalyse systematisch verdichten. Das Verfahren fasst die Items, die häufig gemeinsam bejaht oder abgelehnt werden, zu wenigen Dimensionen (Faktoren) zusammen.
Die Anzahl der Dimensionen wurde datengeleitet bestimmt (u. a. Parallel‑Analyse/Scree). Die Analyse ergab drei zentrale Dimensionen:
1. Säkularismus/Staatliche Neutralität: Dieser Faktor umfasst Items zur Zustimmung zu weltanschaulicher Neutralität staatlicher Einrichtungen und Politik. Höhere Werte bedeuten hier eine stärkere Präferenz für einen laizistischen Staat.
2. Christlich-Abendländische Identität: Diese Dimension spiegelt die Haltung zu christlicher Identität im öffentlichen Raum wider (z. B. Kreuze in Schulen, Gottesbezug im Amtseid). Höhere Werte stehen für eine stärkere Befürwortung christlicher Symbolik und Dominanz im öffentlichen Raum.
3. Einstellung zum Islam: Hier geht es um Themen wie Kopftuchverbot und ob religiöse Privilegien auch dem Islam zugänglich gemacht werden sollten. Höhere Werte bedeuten eine islamfreundliche Haltung (Kopftuch im öffentlichen Dienst, Privilegien auch für Islam).
Gemeinsam erklären sie einen substanziellen Teil der Antwortunterschiede (Größenordnung: 24 % / 17 % / 9 % für Faktor 1/2/3). Die Faktoren dürfen korrelieren (oblique Rotation), weil weltanschauliche Haltungen inhaltlich zusammenhängen (hier z. B. Faktor 1 und Faktor 2 ≈ -0,54; Faktor 1 und Faktor 3 ≈ -0,05; Faktor 2 und Faktor 3 ≈ -0,14).

Eine Ladung zeigt, wie stark und in welche Richtung ein Item zu einer Dimension beiträgt (Richtwert: |0,30| als „substanziell“). So lädt etwa „Vereidigung ohne Gott“ stark negativ (-0,79) auf die christlich-abendländische Dimension: Wer den Gottesbezug im Amtseid befürwortet, erreicht auf diesem Faktor höhere Werte.
Die Skalen erlauben Vergleiche zwischen Gruppen, z. B. nach Parteipräferenz oder Religionszugehörigkeit. Wenn man die ersten beiden Faktoren gegeneinander plottet, spannen die beiden Faktoren ein lineares Spektrum durch alle Parteien und Konfessionen, mit Katholiken an einem Extrem (niedrig für Faktor 1, hoch für Faktor 2, also gegen weltanschauliche Neutralität und für christliche Identität im öffentlichen Raum) und Konfessionsfreien (pro Weltanschauliche Neutralität und contra christliche Identität) am anderen Ende. Die Parteipräferenten gruppieren sich dazwischen (AfD, CDU, SPD, Grüne; die Linke fügt sich nicht ganz in das Muster ein).

Faktor 1 und 3 (zweites Panel) und Faktor 2 und 3 (drittes Panel) zeigen quasi keine religiöse Stratifizierung (die Religionen sind auf der islamfreundlichen Achse sehr ähnlich, liegen nahe am Gesamtmittelwert und unterscheiden sich untereinander nicht signifikant), aber eine starke politische – es gibt einen linearen Trend der Parteipräferenten von wenig weltanschaulicher Neutralität/starke christliche Identität am einen Ende (AfD) hin zu weltanschauliche Neutralität/Ablehnung christlicher Identität im öffentlichen Raum und islamfreundlicher Haltung (Grünen- und besonders dramatisch Linkspartei-Präferenten).


2. Clusteranalyse: Drei prototypische Einstellungsprofile
Die Faktorenanalyse hat drei zentrale Dimensionen weltanschaulicher Einstellungen identifiziert. Diese Dimensionen beschreiben, wie stark einzelne Fragen zusammenhängen, sagen aber noch nichts darüber aus, wie sich konkrete Personen auf diesen Dimensionen verorten lassen und welche typischen Kombinationen von Einstellungen auftreten. Hier setzt die Clusteranalyse an. Sie gruppiert Personen anhand ihrer Faktorwerte in möglichst homogene Profile. Anders als bei der Faktorenanalyse, die stetige Dimensionen beschreibt, ordnet die Clusteranalyse jede Person genau einem Profil zu. Die Clusteranalyse erzeugt also diskrete Gruppen aus kontinuierlichen Verteilungen, auch wenn die Übergänge zwischen den Profilen in der Realität fließend sind.
Die Entscheidung fiel dabei auf eine Drei-Cluster-Lösung (siehe hierzu auch Punkt 6 Forschungsdesign). Diese integriert alle drei Faktoren der Faktorenanalyse und bildet damit die ermittelte Struktur weltanschaulicher Einstellungen vollständig ab. Die moderate bis schwache Silhouette von 0,30 (auf einer Skala von -1 bis +1, wobei Werte über 0,5 eine gute Trennung anzeigen, Werte zwischen 0,25 und 0,5 eine mittlere bis schwache Struktur und Werte unter 0,25 keine klare Struktur) spiegelt wider, dass weltanschauliche Einstellungen kontinuierliche Spektren mit graduellen Übergängen bilden. Die drei Profile sind daher als prototypische Einstellungsprofile zu verstehen, als statistisch ermittelte Schwerpunkte in einem Kontinuum.

Die dreidimensionale Darstellung verdeutlicht, wie sich die drei etwa gleich großen Profile voneinander abgrenzen: Die obere Projektion zeigt zunächst nur das Spektrum der säkularen und christlich-abendländischen Positionen. Erst durch die zusätzliche Dimension der islam-bezogenen Fragen (untere beiden Projektionen) wird sichtbar, wie sich das säkulare Lager in zwei weitere Profile ausdifferenziert. Die 95%-Konfidenzellipsen markieren die Schwerpunktbereiche der drei Cluster, wobei die teilweisen Überlappungen die moderate Silhouette von 0,30 widerspiegeln.
Das christlich-abendländische Profil umfasst 31% der Befragten (N=312). Es zeigt niedrige Werte auf dem Laizismus-Faktor (M=-1,12), sehr hohe Werte bei christlich-abendländischer Identität (M=0,97) und nahezu neutrale Werte bei den islam-bezogenen Fragen (M=0,07). Personen in diesem Profil lehnen staatliche weltanschauliche Neutralität tendenziell ab und befürworten christliche Symbolik im öffentlichen Raum, etwa Kreuze in Schulen, die Formulierung „So wahr mir Gott helfe“ beim Amtseid oder die Teilnahme von Staatsvertretern an religiösen Zeremonien. Die neutrale Position bei den islam-bezogenen Fragen zeigt, dass hier die Bewahrung spezifisch christlicher Bezüge in staatlichen Kontexten im Vordergrund steht.
Das Säkular-Islamfreundliche Profil ist mit 36% (N=362) das größte. Es weist hohe Werte auf dem Laizismus-Faktor auf (M=0,41), niedrige Werte bei christlich-abendländischer Identität (M=-0,65) und sehr hohe Werte bei den islam-bezogenen Fragen (M=0,80). Dieses Profil befürwortet weltanschauliche Neutralität staatlicher Institutionen und lehnt christliche Privilegien ab. Gleichzeitig spricht es sich dafür aus, religiöse Sonderrechte auch dem Islam zugänglich zu machen und lehnt ein Kopftuchverbot ab.
Das Säkular-Islamkritische Profil umfasst 33% der Befragten (N=326). Es zeigt ebenfalls hohe Werte auf dem Laizismus-Faktor (M=0,62) und niedrige Werte bei christlich-abendländischer Identität (M=-0,21), wenngleich weniger ausgeprägt als beim Säkular-Islamfreundlichen Profil (M=-0,65). Es unterscheidet sich vom Säkular-Islamfreundlichen Profil jedoch deutlich bei den islam-bezogenen Fragen (M=-0,96). Personen in diesem Profil befürworten staatliche Neutralität und lehnen christliche Privilegien ab. Bei den Fragen zum Islam zeigen sprechen sie sich gegen eine Ausdehnung religiöser Sonderrechte auf weitere Religionsgemeinschaften aus und befürworten ein Kopftuchverbot
Die beiden säkularen Profile sind sich in allen Fragen zu staatlicher Neutralität und christlich-abendländischer Identität sehr ähnlich. Der Unterschied tritt ausschließlich bei den beiden Fragen hervor, die den Islam explizit betreffen (M=0,80 vs. M=-0,96). Da die Cluster auf standardisierten Faktorwerten basieren, fließen alle drei Dimensionen in vergleichbarer Skalierung in die Distanzberechnung ein.
3. Externe Validierung
Um zu prüfen, ob die drei Profile auch inhaltlich plausibel sind, wurden sie mit demografischen und politischen Merkmalen in Beziehung gesetzt, die nicht in die Clusterberechnung eingeflossen sind.

Die Verteilung nach Parteipräferenz zeigt erwartbare Muster. Im Christlich-Abendländischen Profil dominieren AfD und CDU/CSU mit jeweils 28%, während Grüne und Linke deutlich unterrepräsentiert sind. Das Säkular-Islamfreundliche Profil ist politisch am heterogensten verteilt, keine Partei erreicht mehr als 20%. Das Säkular-Islamkritische Profil weist mit 34% den höchsten AfD-Anteil auf, während die Linke mit nur 4% stark unterrepräsentiert ist. Da diese Anteile von der Anzahl der Parteipräferenten in der Stichprobe abhängen, ist auch die umgekehrte Perspektive aufschlussreich, die zeigt, wie sich die Präferenten jeder Partei über die Profile verteilen:

Grünen-Wähler konzentrieren sich zu 56 % im Säkular-Islamfreundlichen Profil, Linke-Wähler sogar zu 61 %. AfD-Wähler spalten sich auf: 42 % finden sich im Säkular-Islamkritischen Profil, 34 % im Christlich-Abendländischen, aber auch 24 % im Säkular-Islamfreundlichen Profil. CDU-Wähler verteilen sich am heterogensten über alle drei Profile (40 % Christlich-Abendländisch, 33 % Säkular-Islamfreundlich, 27 % Säkular-Islamkritisch). Die 24 % der AfD-Wähler im Säkular-Islamfreundlichen Profil zeigen, dass die beiden islam-bezogenen Fragen verschiedene Facetten ansprechen: Die Frage nach religiösen Sonderrechten kann prinzipiell beantwortet werden (Gleichbehandlung aller Religionen oder keine Sonderrechte), während das Kopftuchverbot eine spezifische Regulierung betrifft (bspw. Ablehnung jeglicher staatlichen Eingriffe in religiöse Praxis). Diese unterschiedlichen Ebenen führen zu unterschiedlichen Antwortmustern .

Die konfessionelle Zugehörigkeit zeigt ebenfalls erwartbare Muster. Katholiken sind mit 73% klar im Christlich-Abendländischen Profil verortet, Evangelische mit 51% ebenfalls überproportional. Konfessionsfreie spalten sich zu gleichen Teilen zwischen Säkular-Islamfreundlichen (42%) und Säkular-Islamkritischen Profil (41%) auf. Bemerkenswert ist, dass das Christlich-Abendländische Profil zu etwa 30% aus Konfessionsfreien besteht. Dies unterstreicht, dass das Profil „christlich-abendländisch“ nicht unbedingt persönliche Religiosität voraussetzt, sondern sich auch auf die Befürwortung bestimmter religiöser Bezüge im öffentlichen Raum beziehen kann, beispielsweise aus kulturell-identitären Gründen.

Das Alter unterscheidet sich signifikant zwischen den Profilen (ANOVA: p < 0,001). Das Säkular-Islamkritische Profil ist mit einem Medianalter von 55 Jahren das älteste. Das Christlich-Abendländische Profil ist mit 39 Jahren das jüngste.
Geschlecht zeigt keinen signifikanten Zusammenhang mit den Profilen (p = 0,597). Die Profile sind geschlechtsbalanciert.
4. Robustheitsprüfung
Zur Überprüfung der Robustheit wurden auch Lösungen mit zwei und vier Clustern analysiert. Eine Zwei-Cluster-Lösung auf Basis der ersten beiden Faktoren zeigt eine zweidimensionale Struktur mit einem Säkularen Profil (59%) und einem Christlich-Abendländischen Profil (41%). Diese Lösung zeigt die höchste Trennschärfe (Silhouette 0,45), bildet jedoch die bemerkenswerten Unterschiede bei den islam-bezogenen Fragen nicht ab.
Eine Vier-Cluster-Lösung spaltet das Christlich-Abendländische Profil (45% bleiben stabil, 53% bilden eine neue Gruppe) und Teile des Säkular-Islamfreundlichen Profils (66% bleiben stabil, 34% neue Gruppe). Das Säkular-Islamkritische Profil bleibt zu 90% intakt. Die neue vierte Gruppe ist leicht konservativ, aber permissiver gegenüber islam-bezogenen Fragen als das Christlich-Abendländische Profil. Die Silhouette bleibt praktisch identisch (0,29), die externe Validierung durch Parteipräferenzen wird jedoch schlechter. Die Drei-Cluster-Lösung bietet die beste Balance zwischen Parsimonie, inhaltlicher Differenzierung und externer Validierung.
5. Diskussion und Fazit
An der Clusteranalyse bewähren und konkretisieren sich die Befunde der Faktorenanalyse. Die deutsche Bevölkerung lässt sich grob entlang zweier Pole beschreiben, einem christlich-abendländischen und einem säkularen. Innerhalb des säkularen Pols zeigt sich eine Ausdifferenzierung entlang der beiden Fragen aus der fowid-Umfrage, die den Islam betreffen – hier jedoch deutlich.
Die beiden Fragen, anhand derer sich die säkularen Profile unterscheiden, lassen verschiedene Interpretationen zu. Zum Beispiel kann die Beantwortung davon abhängen, ob Befragte primär an Islam als Religion oder an politischen Islam denken, eine Differenzierung, die in früheren fowid-Studien als relevant identifiziert wurde. Diese Differenzierung wurde in der vorliegenden Umfrage nicht explizit thematisiert. Damit beschreiben die Bezeichnungen „islamfreundlich“ und „islamkritisch“ das Antwortmuster dieser Fragen, nicht notwendigerweise eine grundsätzliche Haltung gegenüber dem Islam. Trotz dieser Interpretationsspielräume zeigt die externe Validierung, dass die drei Profile inhaltlich plausibel sind und mit Parteipräferenz und Konfessionszugehörigkeit korrespondieren, jeweils entsprechend der grundsätzlich nicht hohen Trennschärfe der Drei-Cluster-Lösung.
Die Clusteranalyse identifiziert drei prototypische Einstellungsprofile in Deutschland. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lässt sich einem Christlich-Abendländischen Profil zuordnen, das christliche Präsenz im öffentlichen Raum und christliche Privilegien befürwortet. Zwei Drittel vertreten säkulare Positionen, die sich jedoch in der Haltung zu islam-bezogenen Fragen unterscheiden. Ein Drittel befürwortet die Ausdehnung religiöser Sonderrechte auf alle Religionsgemeinschaften und lehnt ein spezifisches Kopftuchverbot ab. Ein weiteres Drittel zeigt hier eine entgegengesetzte Haltung. Die Clusteranalyse zeigt damit drei statistisch unterscheidbare Schwerpunkte weltanschaulicher Einstellungen, die sich in ihrer Haltung zu religiösen Bezügen im öffentlichen Raum unterscheiden.
6. Forschungsdesign
Datengrundlage: MENTE>FACTUM für fowid, Oktober 2025, repräsentative Bevölkerungsstichprobe Deutschland, N=1.000.
Faktorenanalyse: Zur Identifikation der zugrundeliegenden Dimensionen weltanschaulicher Einstellungen wurde eine Faktorenanalyse (Minimum-Residual-Methode, oblique Rotation mittels Oblimin) durchgeführt. Als Korrelationsgrundlage diente die polychorische Korrelationsmatrix, die (im Unterschied zur üblichen Pearson-Korrelation) speziell für ordinalskalierte Likert-Antworten geeignet ist. Die Anzahl der zu extrahierenden Faktoren wurde datengeleitet durch Parallel-Analyse und Scree-Plot bestimmt. Antworten mit „Weiß nicht“ / „Keine Angabe“ wurden als fehlende Werte behandelt und im Rahmen der Faktorenanalyse durch den Mittelwert des jeweiligen Items imputiert. Die Faktorscores wurden mittels Regressionsverfahren geschätzt.
Clusteranalyse: Auf Basis der z-standardisierten Faktorwerte wurde eine k-means-Clusteranalyse durchgeführt. Die Bestimmung der Clusterzahl erfolgte durch Ermittlung der Silhouette-Koeffizienten, Within-Cluster Sum of Squares (WSS) und Between-Cluster Sum of Squares/Total Sum of Squares (BSS/TSS). Der Silhouette-Koeffizient misst die Trennschärfe der Cluster. Das BSS/TSS-Verhältnis gibt an, welcher Anteil der Gesamtvarianz durch die Clusterbildung erklärt wird.

Eine Lösung mit zwei Clustern basierend auf den ersten beiden Faktoren zeigt die höchste Silhouette (0,45) und erklärt 52,3% der Varianz. Sie differenziert klar zwischen säkularen und christlich-abendländischen Einstellungen, erfasst aber nicht die Fragen, die den Islam betreffen. Eine Lösung mit drei Clustern auf allen drei Faktoren zeigt eine Silhouette von 0,30 und erklärt 53,4% der Varianz. Sie ermöglicht eine Differenzierung entlang der islam-bezogenen Fragen bei nahezu identischer Varianzaufklärung. Eine Lösung mit vier Clustern liefert praktisch die gleiche Silhouette (0,29), erklärt mehr Varianz (60,7%), ohne jedoch klare inhaltliche Verbesserungen zu bieten.
Die externe Validierung erfolgte durch Chi²-Tests (Parteipräferenz, Konfession, Geschlecht) und ANOVA (Alter). Die Datenaufbereitung und -analyse erfolgte in der statistischen Programmierumgebung R unter Verwendung der Pakete psych, cluster, haven, dplyr, tidyr und ggplot2.