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Akzeptanzstudie der britischen Humanisten

Die British Humanist Association wollte es wissen, beauftragte das Umfrageinstitut YouGoV, und bekam Ergebnisse, die bemerkenswert und zukunftweisend sind. 22 Prozent der Bevölkerung Großbritanniens können als vorhandenes Potential einer humanistischen Weltanschauung betrachtet werden. Das sind rund die Hälfte der Größenordnung von Personen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen.

Die Eingangsfrage, ob und falls ja, welcher Religionsgemeinschaft man angehöre, wird in ähnlichen Größenordnungen beantwortet, wie im British Social Attitudes Survey (2015). Der Anteil der Personen ohne Religion liegt mit 44 bzw. 49 Prozent deutlich über 40 Prozent. Die Unterschiede rühren zum Teil daher, dass die YouGov-Studie nur Großbritannien (England, Wales und Schottland) betrachtet, also ohne Nord-Irland.

Die Verteilungen sind so, wie sie auch in anderen Ländern sichtbar werden. Männer sind häufiger ohne Religion als Frauen (49 : 39) und die älteren Geburtsjahrgänge sind ansteigend anteilig mehr Kirchenmitglied als die Jüngeren, von denen die 18-24-Jährigen zu knapp zwei Drittel (62 Prozent) sagen, dass sie keiner Religionsgemeinschaft angehören.

In der Selbstbeschreibung (durch die Auswahl vorgegebener Begriffe) nur der Personen ohne Religion, bezeichnet sich die Mehrheit (42 Prozent) als Atheisten, ein Fünftel (21 Prozent) ordnet sich keinem Begriff zu, 16 Prozent sehen sich als Agnostiker und 12 Prozent als Humanisten.

In Anbetracht der Tatsache, dass nur 44 Prozent zu diesen Begriffen befragt wurden, belaufen sich die Anteile für die Gesamtbevölkerung auf etwas weniger als die Hälfte. Für die Humanisten heißt das, dass sich rund 5 Prozent selbst als Humanisten bezeichnen.

Die Frage ist aber nun, was diese ‚Etiketten‘ inhaltlich aussagen. Um das für den Humanismus zu klären, hat die British Humanist Association mehrere Aussagen formuliert und nach Zustimmung bzw. Ablehnung dieser Aussagen gefragt. Dabei ging es um das Verständnis des Universums und Fragen nach dem Zustandekommen von richtig oder falsch.

Der Aussage: „Wissenschaft und Evidenz sind der beste Weg, um das Universum zu verstehen“, stimmen 61 Prozent zu, mit der schon benannten Unterschiedlichkeit von (mehr) Männern und (weniger) Frauen sowie Variationen im Altersaufbau.

Der Aussage, „Was richtig und was falsch ist hängt davon ab, welche Wirkungen es für die Menschen hat und welche Konsequenzen für die Gesellschaft und die Welt“, stimmt die Mehrheit zu (55 Prozent). Dabei mit gleichen Anteilen bei den Frauen wie den Männern, aber in deutlichen Altersunterschieden (je älter, desto geringer ist die Zustimmung). Ein Viertel der Befragten ist dagegen der Meinung, dass die Frage, was richtig oder falsch ist, „unveränderlich“ sei, mit deutlich ansteigender Zustimmung in den älteren Altersgruppen.

Dass man „religiöse Unterweisungen“ brauche, um zu verstehen, was richtig und was falsch ist, dem stimmt nur eine Minderheit von 11 Prozent zu. 70 Prozent dagegen vertrauen auf Empathie und Mitgefühl, um zu verstehen, was richtig oder falsch ist, dabei etwas mehr Frauen als Männer.

Die drei humanistischen Sichtweisen sind: „Wissenschaft und Evidenz sind der beste Weg, um das Universum zu verstehen“ und „Was richtig und was falsch ist hängt davon ab, welche Wirkungen es für die Menschen hat und welche Konsequenzen für die Gesellschaft und die Welt“ sowie „Empathie und Mitgefühl geben uns ein Verständnis dafür, was richtig und falsch ist.“

Diesen drei Aussagen werden von einem Drittel aller Befragten (33 Prozent) zugestimmt. Das sind mehr als die Anzahl derjenigen, die sich der anglikanischen Kirche von England zurechnen.

Die Verteilungen in den Altersgruppen (je älter desto weniger) sprechen für eine Nähe zu den Personen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, aber ein Drittel dieses Drittels geben an, einer Religionsgemeinschaft anzugehören. (Ergebnisse wie in Berlin hinsichtlich der Zustimmung zu einer säkularen Lebensauffassung.)

Um das nun zu klären, geht die British Humanist Association einen konsequenten weiteren Schritt, indem diejenigen, die diesen drei humanistischen Sichtweisen zugestimmt haben, direkt gefragt werden, ob sie dem zustimmen oder ablehnen, dass sie Humanist seien. 20 Prozent (dieses Drittels) stimmt voll und ganz zu, Humanist zu sein, 52 Prozent tendieren dazu, zuzustimmen, dass sie Humanist seien.

Rechnet man diese Zustimmung auf die Gesamtbevölkerung um, so sind es rund 22 Prozent der britischen Bevölkerung, die humanistische Ansichten haben und sich als Humanisten verstehen. Das sind mehr als die Katholiken in Großbritannien.

Ein Medienbericht, der zu den Ergebnissen der Studie titelt: „Britische Gesellschaft steht hinter humanistischen Werten“ ist in der Überschrift eine Fake-News in der propagandistischen Übertreibung der Befunde. 33 bzw. 22 Prozent sind bekanntlich keine Mehrheit.

(CF)