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Berlin – Religions- und Weltanschauungsunterricht 2019/2020

Die Daten zu den Teilnehmerzahlen am freiwilligen Religions- oder Weltanschauunterricht in Berlin stellen – aufgrund der Freiwilligkeit - eine jährliche Momentaufnahme des Religions- und Weltanschauungsinteresses der Schüler dar. Der Trend der vergangenen zehn Jahre ist gleichbleibend: Die Hälfte der Schüler nimmt an einem derartigen Unterricht teil, der evangelische und der katholische Religionsunterricht verlieren allmählich aber stetig Anteile, die humanistische Lebenskunde kann ihren Anteil kontinuierlich erhöhen.

Die Daten zu den Teilnehmerzahlen am freiwilligen Religions- oder Weltanschauunterricht in Berlin werden alljährlich von der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung veröffentlicht. (Schuljahre 2010/2011 bis 2017/2018 hier. Frühere Schuljahre hier.)

Im Rückblick auf die vergangenen zehn Schuljahre seit 2010/1011 zeigt es sich, dass die Situation insgesamt gesehen gleichbleibend ist: Rund die Hälfte der Schüler des jeweiligen Schuljahres nimmt am einem Religions- oder dem Weltanschauungsunterricht teil. Die Tendenz (2013/14: 52,1 Prozent, 2019/2020: 48,7) ist dabei leicht fallend. Das kann zum einen an der Einführung des Ethikunterrichtes liegen, zum anderen aber an einer anhaltenden Säkularisierung unter den Schülern, die sich abnehmend für Religions- oder Weltanschauungsfragen interessieren.

„Der Unterricht wird von neun Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in allen öffentlichen Schulen angeboten, in denen Interesse in der Eltern- bzw. Schülerschaft besteht.“

Der Anteil des evangelischen Religionsunterrichtes verringert sich zwischen 2010 und 2020 von 25,1 auf 21,2 Prozent, der katholische Religionsunterricht von 7,8 auf 6,4 Prozent, der islamische Religionsunterricht verbleibt bei 1,5 Prozent. Die Humanistische Lebenskunde vergrößert ihren Anteil in diesem Zeitraum von 15,6 auf 18,2 Prozent.

Die Übersicht für das Schuljahr 2019/2020 zeigt die Verteilungen auf die vier größten Anbieter: Evangelisch (21,2 Prozent), Humanistische Lebenskunde (18,2), Katholisch (6,4) und Islamisch (1,6 Prozent).

Eine Untergliederung auf die Schularten verdeutlicht noch einmal den Aspekt der Momentaufnahme für das jeweilige Schuljahr: An den Grundschulen nehmen 72 Prozent, also beinahe drei Viertel der Schüler, an einem Religions- oder Weltanschauungsunterricht teil. An den Gymnasien (23 Prozent), in der Integrierten Sekundarstufe (25 Prozent) und den Schulen mit sonderpädagogischer Förderung (35 Prozent) sind es nur ein Viertel bzw. ein Drittel. Das war auch einer der Gründe für die Einführung des Pflicht-Unterrichtsfach Ethik in den Jahrgangsstufen 7 bis 10.

Der hohe Anteil der Lebenskunde an den Grundschulen (35 Prozent) zeigt den Erfolg der besonderen Didaktik dieses Unterrichtes, zu dem Horst Groschopp schreibt:

„Das Humanismusverständnis in der Lebenskunde geht davon aus, dass es keinen vorgegebenen Sinn des Lebens gibt, aber Menschen ihrem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Dabei sind die Wissenschaften Hilfsmittel, moralisches Handeln zu verstehen und eigene Positionen im Alltag wie in existenziellen Situationen auszubilden. Im Mittelpunkt des Humanismusunterrichts stehen die Würde jedes einzelnen Menschen und ihre Wünsche, gut zu leben. Lebenskunde versucht, bei den Kindern Kraft für Toleranz und Solidarität auszuprägen und ihnen zu helfen, jedem Dogmatismus und religiösem Fanatismus zu widerstehen.“

Der immer noch in Berlin vorhandene weltanschauliche Ost-West-Unterschied zeigt sich auch in den überdurchschnittlichen Anteilen für den evangelischen Religionsunterricht in Spandau (35 Prozent) und Steglitz-Zehlendorf (30 Prozent) sowie für den katholischen Religionsunterricht in Tempelhof-Schöneberg (12 Prozent) und in Charlottenburg-Wilmersdorf (11 Prozent) – alles Bezirke im Westen der Stadt. Humanistische Lebenskunde hat die höchsten Anteile in Pankow (31 Prozent) und Treptow-Köpenick (28 Prozent) im Osten Berlins.

(CF)