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Düsseldorf: Religionszugehörigkeiten 1861 - 2018

Düsseldorf hat durch die Jahrhunderte eine recht bewegte Geschichte der Religionsgemeinschaften, die – als große Linie -, dadurch gekennzeichnet wird, wie sich die Evangelischen Anerkennung und Gleichberechtigung mit den Katholiken erstreiten. Zu Beginn der Volkszählungen (1816)  befinden sich in der Stadt 22.653 römische Katholiken, 2.440 Evangelische, 303 jüdische Mitbürger sowie 1 Sonstige(r). In Anteilen: 88 – 11 – 1 – 0.

1823 haben die Katholiken ihren Höchstanteil (89 Prozent der Bevölkerung), danach verringern sich die Anteile kontinuierlich. Im Zuge der Industrialisierung, in der Düsseldorf zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ wird, wächst die Bevölkerung bis 1961 kontinuierlich, aber die absolute Zahl der Evangelischen und damit ihr Anteil wächst relativ stärker als die römischen Katholiken. (Hypothese: Die Evangelischen stellen mehr kaufmännische Angestellte als die seinerzeit „bildungsferneren“ Katholiken?) 1961 erreichen die Evangelischen ihren Spitzenwert mit 293.000 Einwohnern (= 42 Prozent), seitdem verringern sich absolute Zahlen und Anteile kontinuierlich. Ende 2014 zeigte sich, dass die beiden großen ‚Amtskirchen‘ nicht mehr die Mehrheit haben (49,8 Prozent). Ende 2018 sind es noch 29 Prozent Katholiken und 17 Prozent EKD-Evangelische (= 46 Prozent).

Ein weiteres Diagramm (Liniendiagramm) zeigt diese Entwicklungen noch deutlicher: 1. Die kontinuierliche Verringerung der Anteile der römischen Katholiken, 2. den Anstieg der evangelischen Anteile bis 1961, und 3. die gleichsam parallele Reduzierung der Anteile der römischen Katholiken und der EKD-Evangelischen seit 1970.

Diese „Parallelität“ gilt es, kurz genauer zu betrachten, ob sich dieser Eindruck im Detail bestätigt. Betrachtet man die absoluten Zahlen der Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (von 1989 bis 2018) der katholischen sowie der evangelischen Kirchenmitglieder, dann bleibt es – im Großen und Ganzen gesehen – bei dieser erstaunlichen Parallelität der Mitgliederverluste (abgesehen von 2010 bis 2012 bei den Evangelischen). In den Veränderungen der Mitgliederzahlen bilden sich als Saldo mehrere Einflussgrößen ab (Geburten, Taufen, Verstorbene, Kirchenaustritte und -eintritte, Ab- und Zuwanderung). Es wäre eine genauere Untersuchung wert, warum z. B. die seit 2010 bekanntgewordenen Missbrauchsfälle anscheinend keine besondere Bedeutung für die katholischen Kirchenmitglieder in Düsseldorf haben. Und wenn die katholische Kirche mehr als die evangelische von der Zuwanderung profitiert, warum hat sie weitestgehend die gleichen Mitgliederverringerungen wie die evangelische Kirche in Düsseldorf?

Die „Sonstigen“, also alle weiteren Religionsgemeinschaften neben den beiden Groß-Kirchen und die Konfessionsfreien bleiben bis 1961 deutlich unter 10 Prozent, was auch ein Hinweis darauf sein kann, dass Düsseldorf keine ausgeprägte Arbeiterschaft besaß, die nach Ende des Kaiserreichs antiklerikal aktiv war. Zwischen 1970 und 1987 erfolgt dann ein ‚Sprung‘ um 15 Prozentpunkte (von 10 auf 25 Prozent), dessen Aufwärtstrend sich seitdem kontinuierlich fortsetzt. Seit dem Jahr 2014 stellen die beiden großen christlichen Kirchen nicht mehr die Mehrheit in der Bevölkerung (49,8 Prozent), bis Ende 2018 hat sich der Anteil auf 45,5 Prozent verringert.

Zensus 2011

Hinsichtlich der Frage, ob dieser Trend sich umkehren wird, zeigt ein Blick auf die Altersgliederung der Religionsgemeinschaften/Konfessionsfreien, dass dafür nichts spricht.

Die „Anderen“ Körperschaften des öffentlichen Rechts (Ev. Freikirchen, Orthodoxe, Jüdische Gemeinde, u. a. m.) haben 2011 einen Anteil von 9,5 Prozent, wobei die jüngeren Altersgruppen überdurchschnittlich größer sind mit Anteilen von 10,5 bis 15,1 Prozent. Das gleiche gilt für die Gruppen, die keine K.d.ö.R. sind (vor allem Konfessionsfreie und Muslime).

Gerade die unterdurchschnittlichen Zahlen in den jüngeren Altersgruppen für die EKD-Landeskirche und die römischen Katholiken lässt keine Trendumkehr erwarten.

Kirchenaustritte

Ebenso wie der geringere Nachwuchs zeigen auch die in den letzten Jahren wieder ansteigenden Zahlen der Kirchenaustritte - die für beide Großkirchen parallel verlaufen -, dass die Verringerung der Anzahl der römisch-katholischen sowie der evangelischen Kirchenmitglieder weiter voranschreiten wird.

(CF)