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EKD und Katholiken in Deutschland im Jahr 2060

Das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Universität Freiburg hat eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland erstellt, die von der EKD gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde. Ergebnis: Bis 2060 werden sich Mitgliederbestand und Kirchensteuereinnahmen beider Kirchen halbiert haben.

Seit 2005 besteht seitens der katholischen Kirche eine Zusammenarbeit mit dem FZG: „Damals hatte der VDD von seinen Gremien den Auftrag erhalten, extern eine Langfristprognose des Kirchensteueraufkommens auf Bistums- und Bundesebene erstellen zu lassen. In Abstimmung mit der Steuerkommission des VDD wurde das FZG mit der Prognose beauftragt. Das Gutachten bezog sich auf das Basisjahr 2006 und hat die Entwicklung des Kirchensteueraufkommens in den Diözesen für die Jahre 2006 bis 2050 anhand verschiedener Determinanten prognostiziert. (…) Ziel der aktuellen Langfristprojektion ist es, tiefergehendes Know-how über die wichtigste Einnahmequelle der Diözesen zu erlangen, um die kirchlichen Haushalte auch mittel- und langfristig an die erwartete Entwicklung anpassen zu können. Wichtig und damit in Zusammenhang stehend sind außerdem die Frage der Entwicklung der Zahlen der Kirchenmitglieder und die daraus resultierenden pastoralen Implikationen. (…) Im Herbst 2017 ist die EKD schließlich mit eigenen Ressourcen in das Projekt eingestiegen.“

„Die Ergebnisse haben wir dem Grunde nach so erwartet“, erklärt Bernd Raffelhüschen. „Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass sich weniger als die Hälfte des Rückgangs mit dem demografischen Wandel erklären lässt. Einen größeren Einfluss auf die Mitgliederentwicklung hat das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten von Kirchenmitgliedern.“

Als Einleitung schreibt die EKD: „Nach den Ergebnissen der Projektion der Freiburger Wissenschaftler ist bis 2060 insgesamt ein Rückgang von rund der Hälfte der Mitglieder der evangelischen Kirche in Deutschland zu erwarten. Die Zahl würde sich demnach von 21,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 2017 auf 10,5 Millionen im Jahr 2060 reduzieren. Grafisch wird dies in den schlanker werdenden Altersbäumen erkennbar.“

„Im Startjahr der Projektion (2017) sind im Altersbaum drei mitgliederstarke Altersbereiche zu erkennen:

  • Geburtsjahrgänge 1955 bis 1965: die sogenannten Babyboomer, die 2017 um die 50 Jahre alt sind.
  • Geburtsjahrgänge vor 1940: die Eltern der Babyboomer, die 2017 um die 75 Jahre alt sind.
  • Geburtsjahrgänge Mitte der 1980er: die Kinder der Babyboomer, die 2017 um die 30 Jahre alt sind.“

Die Ursachen für sinkende Mitgliederzahlen sind zwischen EKD und Katholischer Kirche unterschiedlich. Für beide Kirchen wird zwischen demografischen Faktoren (Sterbefälle, Geburtenraten) sowie kirchenspezifischen Faktoren (Taufen, Kirchenaustritte) unterschieden. Für die EKD-Kirchen sind die demografischen Faktoren (Überalterung) ausgeprägter als für die katholischen Bistümer.

Damit ist seitens der Kirchen selber eine belastbare Prognose erstellt worden, die zwar nicht die demografischen Faktoren beeinflussen kann, aber den Handlungsbedarf für die kirchenspezifischen Faktoren unmissverständlich verdeutlicht.

Anmerkungen

Anteile an der Bevölkerung

Sofern sich die Mitgliederzahl der EKD-Evangelischen und römischen Katholiken in Deutschland halbiert, so heißt das nicht, dass sich der Anteil an der Bevölkerung mit Bezug auf 2017 auch halbiert.

Nach einer Prognose des Statistischen Bundesamtes (auf der Basis 2015) beläuft sich die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2060 auf rund 76,5 Millionen Personen. Das heißt, EKD-Landeskirchen und römische Katholiken haben mit 22,7 Millionen Mitgliedern einen Anteil von rund 30 Prozent.

Finanzstatistik: Finanzierung kirchlicher Arbeit

In einer Ausarbeitung „Werte mit Wirkung“ hat die EKD für 2014 die Finanzstatistik publiziert.

(Bei der paritätischen Behandlung der beiden ‚Amtskirchen‘ dürften die Zahlen für die katholische Kirche als parallel angesehen werden.) Daraus wird ersichtlich. dass die Kirchensteuereinnahmen 43,1 Prozent der kirchlichen Erträge darstellen. Falls sich also die Kirchensteuereinnahmen bis 2060 halbieren - und auf der Basis, dass die anderen Erträge in den Größenordnungen/Anteilen stabil bleiben -, verringern sich die Kirchensteuereinnahmen auf rund 22 Prozent der Erträge. Es ist zwar eine gravierende Veränderung aber keine Halbierung der Erträge.

(CF)