Glauben Christen, Juden und Muslime an denselben Gott?
Im Auftrag des Magazins chrismon fragte Emnid Anfang Dezember 2004: „Glauben Christen, Juden und Muslime an denselben Gott?“ Eine Frage, die jeder Gläubige der angesprochenen Religionen verneinen müsste, da es zu den Glaubensgrundsätzen aller drei angesprochener Religionen gehört, dass ihr einziger Gott auch exklusiv diese Ausschließlichkeit für sich beansprucht.
Der Großteil der Befragten in Deutschland ist aber anderer Meinung, da sie die Auffassung vertreten, dass Christen, Juden und Muslime an denselben Gott glauben, d. h. sie folgen der Ansicht, dass alle diese drei monotheistischen Religionen des Vorderen Orients als so genannte „abrahamitische Religionen“ (Religionen, die Abraham als Stammvater anerkennen) aus einer Quelle stammen und daher folgerichtig auch an denselben Gott glauben.
Einer der großen Unterschiede zwischen Christentum einerseits und Judentum wie Islam andererseits - das Verbot sich ein Bildnis ihres Gottes zu machen - ist auch Kernbestand des Christentums (das 2. der 10 Gebote), dort jedoch aus kirchengeschichtlichen Gründen verändert worden.
Ein Sechstel der Befragten (16 %) sehen eine christlich-jüdische Gemeinsamkeit, die sie gegen den Islam abgrenzen.
Allerdings sind es auch ein knappes Drittel der Befragten, die den Gott jeder der drei Religionen für sich belassen und nichts Gemeinsames sehen. Dieser Auffassung wird insbesondere in den Neuen Bundesländern zugestimmt (43 %), während es in den Alten Bundesländern nur ein Viertel der Befragten sind (26 %).
Entsprechend wird der Auffassung eines selben Gottes insbesondere in den Alten Bundesländern ausgeprägter zugestimmt. Während dort die Hälfte der Befragten (49 %) die Übereinstimmung des Gottes sieht, sind es in den Neuen Bundesländern nur ein knappes Drittel (29 %).
In diesen Verteilungen zeigt sich möglicherweise der Einfluss eines religiösen Umfeldes, was heißen würde, dass sich in den Alten Bundesländern mehr mit Religion beschäftigt wird, als in den überwiegend konfessionslosen Neuen Bundesländern.
Dieser Aspekt des „Wissens um Religion“ zeigt sich dann noch einmal hinsichtlich der formalen Schulbildung der Befragten. Mit längerer Schul- und Ausbildung steigt der Anteil deren, die um die „abrahamitische Gemeinsamkeit“ wissen, während die Befragten mit formal kürzerer Schulbildung den Geboten der Religion in ihrem Ausschließlichkeitsanspruch folgen.