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Kirchenaustritte in Bielefeld, 1994-2003

Die unterschiedlichen Größenordnungen (= Kurven) der absoluten Zahlen sind kein Unterschied in der Austrittshäufigkeit der Evangelischen Bzw. der Katholiken in Bielefeld - die Austrittswahrscheinlichkeit liegt für beide Kirchen gleichermaßen bei 1 Prozent pro Jahr - sondern sie zeigen die unterschiedlich großen Bevölkerungsanteile: Evangelische = 45 Prozent, Katholische = 17 Prozent.

Die beiden Grafiken zu den absoluten Zahlen der Kirchenaustritte in Bielefeld sind für 1994 (obere) und 2003 (untere Grafik), unterteilt nach Religionszugehörigkeiten, Geschlecht und Altersgruppen. Mehrere Unterschiede werden deutlich:

  • Die Zahl der Austritte hat sich von 1994 (1.454 Evangelische, 556 Katholische) im Vergleich zu 2003 verringert (1.010 / 392).
  • Die Altersgruppen haben sich - nach einem ähnlichen steilen Beginn bei den 20 bis 30-Jährigen - in 2003 auf ältere Altersgruppen ausgeweitet.
  • Die Austrittszahlen von Frauen sind generell geringer als die der Männer.
  • Das Austrittsverhalten gleicht sich an.

Die These, dass mit Erreichen der Erwerbsfähigkeit - wenn mit den ersten Lohn- und Gehaltszahlungen auch die Kirchensteuer abgezogen wird - der Aspekt der Vermeidung der Kirchensteuer der entscheidende Aspekt zum Kirchenaustritt sei, lässt sich falsifizieren.

  • Die höchsten Austrittszahlen befinden sich den Altersgruppen der 25 bis 35-Jährigen, d.h. es sind die Kirchenmitglieder die bereits seit mehren Jahren berufstätig (= Kirchensteuerpflichtig) sind.
  • Die Anzahl in den Altersgruppen unter 35 Jahren stellen nur die Hälfte aller Austritte

Die These, dass die Frauen erst später aus der Kirche austreten, weil sie erst noch abwarten, dass für die Kinder der Besuch der konfessionellen Kindertagestätte beendet ist, lässt sich ebenfalls falsifizieren.

  • In der Umsetzung der absoluten Zahlen in Prozentwerte der jeweiligen Gruppe und der ansteigenden Kumulation dieser Anteile (in den folgenden Grafiken) zeigt keinen Unterschied hinsichtlich Frauen und Männern in den relativen Anteilen der geschlechtsspezifischen Altersgruppen.
  • Auch wenn bei den evangelischen Männern der Schwerpunkt der Austritte - im Vergleich mit den Frauen - deutlicher bis zum 35. Lebensjahr erfolgt, ist die Verteilung der Frauen gleichmäßiger

Gerade der (gleich) hohe Anteil der älteren Altersgruppen an den Austritten lässt - zumindest als ausschlaggebende, wichtigste Gründe - die Zahlung der Kirchensteuer und den sozialen Pragmatismus als primäre Gründe ausschließen.

Die Altersgruppen der 20 - 35-Jährigen ist gemeinhin die ‚Phase der Lebensorientierung’ - und so wäre es nicht verwunderlich, wenn sie beinahe alle Austritte stellen würden - was jedoch nicht der Fall ist.

Die besondere Bedeutung der austretenden Jüngeren liegt nicht so sehr in ihrer Anzahl, sondern in der Bedeutung, dass damit auch die erwerbstätigen Kirchensteuerzahler die Kirchen verlassen.