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Priesterweihen in Deutschland 1962 – 2015

Im Jahr 2015 wurden in Deutschland noch 58 Männer zu Priestern geweiht. Das ist – zumindest bezogen auf die vergangenen 50 Jahre – ein Allzeittief. Es liegt allerdings in einem generellen Trend in Deutschland, der nur im Zeitraum von 1977 bis 1990 gegenläufig war, d. h. steigende Zahlen hatte.

Nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz hat sich der Trend des Rückgangs der Priesterweihen in Deutschland fortgesetzt.

Nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung treten seit fast 40 Jahren mehr Pfarrer in den Ruhestand, als junge Seelsorger nachfolgen. Weitere starke Weihejahrgänge erreichen jetzt die Altersgrenze. Im Bistum Rottenburg-Stuttgart werden jährlich rund zehn Priester pensioniert, aber nur drei bis fünf neue lassen sich weihen. In diesem Jahr werde im Bistum nur ein Mann geweiht und so sehe es auch in Speyer, Essen und Berlin aus.

Rund 2.300 Priester kommen mittlerweile aus dem Ausland. Ihr Anteil liegt bei 30 Prozent. Zur einen Hälfte sind es Männern aus Indien, zur anderen Hälfte stammen sie aus afrikanischen Ländern.


Gründe?

Für die Frage nach den Gründen für diesen Trend gibt es bisher keine schlüssigen Antworten.

Einen ersten Hinweis könnte es geben, wenn man in Betracht zieht, dass eine Priesterausbildung in Deutschland bis zur Weihe 7 bis 8 Jahre dauert (1 Jahr Propädeutik, 5 Jahre Theologiestudium, 1-2 Jahre Pastoralkurs). Gibt es also für den Zeitraum 1977 bis 1990 (Anstieg der Zahl der Weihen) einen um 7-8 Jahre zurückversetzten parallelen Trend bei der Zahl der Priesterkandidaten?

Setzt man also die Priesterweihen sieben Jahre zurück zeitversetzt zu den Priesteramtskandidaten (1972 Kandidat, 1979 geweiht), so zeigt sich zum einen diese Parallelität.

Es wäre also zu klären, was in diesen Jahren im katholischen Milieu passiert war, dass mehr junge Männer sich für den Priesterberuf entschieden haben und warum diese Entwicklung 1986 beendet war. Eine Hypothese könnte sein, dass der „Aufbruch“ der „1968er“, nach dem II. Vatikanum (Konzil vom 11. Oktober 1962 bis 8. Dezember 1965) auch in die katholische Kirche als Aufbruchsstimmung der Erneuerung hineinwirkte („Aggiornamento“ - Heutigwerden).

Zum anderen wird sichtbar, dass die Abbruchquote zwischen Kandidaten und Priesterweihen durchgängig bei etwa 2 : 1 liegt, d. h. dass Zweidrittel der Kandidaten diese Ausbildung vor dem Erreichen der Priesterweihe beendete.

Insofern spricht die aktuelle Anzahl der Priesterkandidaten nicht dafür, dass es in Deutschland in den kommenden Jahren eine Trendwende geben könnte. Was heißt, dass der von Einigen erwartete „Franziskus-Effekt“ – eine Zuwendung zum Priesterberuf aufgrund der Begeisterung für die Einfachheit und Menschlichkeit des (seit März 2013) Papstes Franziskus – in Deutschland nicht stattfindet.

Weltweites Phänomen?

Der Rückgang von Priesterweihen ist jedoch kein weltweites Phänomen. Nach den Statistiken des Vatikans ist die Zahl der Diözesanpriester weltweit relativ gleichbleibend. mit einer aktuellen Tendenz, leicht anzusteigen. Die Zahl der Priesterweihen hat zudem in den vergangenen vierzig Jahren deutlich zugenommen.

Im Unterschied zu den Diözesanpriestern verringert sich (von 1970 bis 2014) die Anzahl der Ordenspriester weltweit (um 9 %). Noch stärker ist die Verringerung der Anzahl der Ordensbrüder (minus 30 %) wie der Nonnen (ebenfalls minus 30 %).