Sie sind hier

Religion in Spanien 2021

Fowid-Notiz: Nach den neuesten Zahlen der Religionszugehörigkeit in Spanien hat sich der Anteil der Nicht-Religiösen auf 37 Prozent erhöht. Die entscheidende Rolle spiele dabei der Generationseffekt, da 64 Prozent der 18-24-Jährigen sich nicht mehr als religiös verstehen. Diese Veränderungen zeigen sich auch im Bildungswesen, in den Heiratsstatistiken und in der Verringerung der Spenden vom Einkommen, die der katholischen Kirche zugeschrieben werden.

Die Stiftung Francesc Ferrer i Guàrdia, benannt nach dem liberalen spanischen Reformpädagogen Francesc Ferrer i Guàrdia, hat ihr Jahrbuch über den Säkularismus vorgestellt: den Ferrer-Guàrdia-Bericht 2021. „In der Studie werden die wichtigsten Daten zur Religiosität in Spanien und Katalonien zusammengetragen und integriert, um die Entwicklung des Glaubens in der Gesellschaft zu analysieren.“

Zu den verschiedenen Quellen zählen die Daten des Centre d’Investigacions Sociològiques (CIS), des Centre d’Estudis d’Opinió (CEO) sowie weitere staatliche und kirchliche Statistiken.

Zentrale Ergebnisse sind u. a., dass die spanische Gesellschaft immer weniger religiös ist. Eine der Hauptursachen sind die Generationsunterschiede.

„Die jüngeren Spanier werden immer weniger gläubig. Zum ersten Mal in der Geschichte sind Atheisten und Agnostiker bei den unter 34-Jährigen mit 56,2 % in der Mehrheit, eine Zahl, die bei den 18- bis 24-Jährigen auf 63,5 % ansteigt. Mit zunehmendem Alter steigt auch der Anteil der religiösen Bevölkerung. Unter den über 65-Jährigen machen die Nichtgläubigen nur 21,2 % aus.
Auch die Zahl der Menschen, die eine Religion ausüben, ist rückläufig. Der Anteil der Bevölkerung, die sich für eine bestimmte Religion entscheidet und sich als regelmäßige Kirchgänger bezeichnet, ist auf 18,3 % gesunken.“

Die „Agnostiker“ (11,6 Prozent), die „Indifferenten/Nicht-Gläubigen“ (10,8 Prozent) und die „Atheisten“ (14,6 Prozent) werden zu „Nicht-Religiöse“ (37,0 Prozent) zusammengefasst. Ungewöhnlich – für deutsche Begrifflichkeiten – ist dabei, dass nicht von Religionszugehörigkeit die Rede ist, sondern von „Optionen zur Bewusstseinsbildung“.

Die demografischen Effekte zeigt sich deutlich in der Altersverteilung, die eine kontinuierliche Verringerung der Religiosität beinhaltet.

Die Entwicklung des Anteils der Nicht-Religiösen hat eine vergleichsweise stetige Tendenz. Waren es 1980 8,5 Prozent, so waren es 2015 bereits 25,2 Prozent und 2021 schließlich 37 Prozent.

Parallel dazu zeigen sich auch weitere Veränderungen:

  • „Laut den Daten des Ministeriums für Bildung und Berufsbildung für das Schuljahr 2018-2019 ist der Anteil der Grundschüler, die alternative Aktivitäten zur Religion wählen, auf 36,1 % gestiegen.“
  • „Trotz des fortschreitenden Verlusts von Schülern, die das Fach Religion belegen, stieg die Zahl der Religionslehrer im Schuljahr 2018-2019 auf 35.294. Betrachtet man den Zeitraum seit dem Schuljahr 2013-2014, in dem es 25.660 Lehrer gab, ist dies ein Anstieg von 37,5 % in den letzten sechs Jahren. Diese Daten stammen aus dem Jahresbericht über die Aktivitäten der katholischen Kirche in Spanien.“
  • „Nach den neuesten Steuerdaten des Finanzministeriums sank 2018 die Zahl der Personen, die in ihrer Einkommenssteuererklärung nur das Feld ‚Katholische Kirche‘ ankreuzten, auf 11,3 %. Dies ist die niedrigste Zahl, die verzeichnet wurde, wenn man bedenkt, dass 1998 36,6 % der Steuerpflichtigen diese Möglichkeit wählten. Nimmt man die Personen hinzu, die sowohl das katholische als auch das Sozialhilfekästchen ankreuzen, ist der Anteil der Beitragszahler mit 32,7 % ebenfalls der niedrigste in der Reihe. Mit anderen Worten: Nur 3 von 10 Steuerzahlern finanzieren die katholische Kirche mit ihrer persönlichen Einkommenssteuer.“
  • „Nach den neuesten Zahlen für 2020 ist die Zahl der zivilen Eheschließungen auf 9 von 10 Ehen gestiegen.“

(CF)