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Werte - Wichtigkeit und Vermittlung, 2005

In der Bewertung der Wichtigkeit von (vorgegebenen) Werten sind sich die Befragten sehr einig. Auf die Frage „Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Werte?“ wird mit großer Übereinstimmung (Mittelwerte der Angaben) genannt: „Ehrlichkeit und Fairness“, „Gerechtigkeit“, „Treue und Verlässlichkeit“, Verantwortung und Pflichtbewusstsein“ sowie „Respekt und Anstand“. „Solidarität und Mitgefühl“ sowie „Courage“ werden zwar auch als „wichtig“ betrachtet, fallen jedoch gegen die erstgenannten fünf Werte leicht ab.

Hinsichtlich der Fragen, wer denn nun diese Werte maßgeblich vermitteln soll und wer den Befragten diese Werte tatsächlich vermittelt hat, treten bemerkenswerte Diskrepanzen auf. (vgl. Grafiken auf der folgenden Seite.)

Auf die Frage „Wer soll maßgeblich diese Werte vermitteln? antworten beinahe so gut wie alle Befragten (95 Prozent) „“Eltern und Familie“. Auch „Lehrer“ (84 Prozent) sollen maßgeblich diese Werte vermitteln.

Deutlich geringer werden „Parteien und Politiker“ (62 Prozent), „Medien“ (59 Prozent) und „Kirchen“ (59 Prozent) genannt. „Prominente“ werden zwar auch genannt (42 Prozent), werden aber für noch weniger maßgeblich gehalten als die vorher Genannten.

In der Nachfrage, „Wer hat Ihnen die Werte hauptsächlich vermittelt?“ gehen Wunsch und Realität teilweise weit auseinander. Am besten schneiden dabei die „Eltern“ ab (minus 3 Punkte). Am weitesten klafft Wunsch und Realität bei den Politikern (minus 56 Punkte) und den „Medien“ (minus 43 Punkte) auseinander, die so sehr anders sind, als es dem Sollen entsprechen würde. Aber auch „Prominente“ (z.B. Schauspieler und Sportler, minus 32 Punkte) und „Kirchen“ (minus 31 Punkte) entsprechen weniger dem Wunsch, dass sie maßgeblich Werte vermitteln sollen.

Für einen speziellen Wertebereich - kirchlich-religiöse Einstellungen - hat die Evangelische in Deutschland 1992 ihre Mitglieder nach den dafür wichtigen Sozialisationspersonen befragt. Die Ergebnisse sind nicht ohne Überraschung.

Für diesen Aspekt der spezifisch religiösen Sozialisation wurden (aus einer vorgelegten Auflistung von zehn verschiedenen Vorgaben) eindeutig Personen aus dem familiären Zusammenhang als die bestimmenden Personen für das eigene Verhältnis zu Religion, Glauben und Kirche genannt.

Mit weitem Abstand vor allen anderen Personen sind es die Eltern, die von 75 Prozent der Befragten genannt werden. PfarrerInnen bzw. PastorInnen werden in gleicher Zahl genannt (23 Prozent) wie andere Verwandte (21 Prozent). Das ist insofern überraschend, weil dadurch die von den Kirchen vorgehaltenen institutionelle religiöse Unterweisung im Religions- und Konfirmationsunterricht in ihrer Bedeutung als vergleichsweise gering erlebt wird.

Die Unterschiede in den Altersgruppen zeigen bei den Älteren eine stärkere Bedeutung der „traditionellen“ Sozialisationspersonen wie Eltern, PastorInnen, Verwandte und Lehrer - deren Bedeutung sich insgesamt bei den Jüngeren verringert. Für die Jüngeren haben - neben den Eltern - auch Freunde und der eigene Weg dagegen eine größere Bedeutung bekommen.

Anmerkung: Die Antworten verweisen auf die nach wie vor zentrale Rolle der Eltern für die allgemeine Wertevermittlung in der Gesellschaft wie auch für die religiöse Sozialisation. Darin zeigt sich, dass Eltern auch der Kern eines „religiösen Milieus“ sind, also deren Bedeutung gar nicht hoch genug eingestuft werden kann. Unter diesem Gesichtpunkt gilt: Wer die Eltern verloren hat, geht auch der Kinder verlustig.