Woran Österreicher glauben
„Wer Böses tut, kommt in die Hölle“ – dem stimmen nur 10 Prozent zu und der Aussage „Wer fromm ist und Gutes tut, kommt in den Himmel“ stimmen nur 14 Prozent der Österreicher zu. Allerdings stimmen 68 Prozent der Aussage zu: „Die Kirche hat ihre Glaubwürdigkeit verloren“ und nur 21 Prozent verneinen diese Sichtweise.
In einer Umfrage aus dem Jahr 2015 hat die österreichische Tageszeitung Der Standard insgesamt 23 Aussagen zu ‚Gott und die Welt‘ zur Bewertung gestellt.
Auch wenn die Zahl der Befragten (n = 419) von den üblichen 1.000 Befragten abweicht, heißt das aber nur, dass sich die Schwankungsbreite etwas vergrößert (bei einem 50 Prozent-Wert statt 3,1 auf 4,9 Prozent). Diese theoretische Möglichkeit von Überschneidungen innerhalb der Schwankungsbreite treten jedoch kaum auf.
Der Standard hat die Antworten in der Reihenfolge der „stimme zu“-Prozente dargestellt. Zwei der Aussagen finden die mit Abstand höchste Zustimmung: Zum einen die Aussage „Religionen gibt vielen Menschen Halt im Leben“ (91 Prozent), zum anderen „Man kann auch ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft religiös sein“ (89 Prozent). Auf dritter Position der höchsten Zustimmung (68 Prozent) folgt „Die Kirche hat ihre Glaubwürdigkeit verloren“, gefolgt (mit 61 Prozent Zustimmung“) von „Mit Papst Franziskus geht es für die Kirche wieder aufwärts.“
Diese Mischung aus Respekt vor Religiosität und Kritik an Kirche wie Glauben zeigt sich bei mehreren Themen, bei denen sich Zustimmung und Ablehnung deutlich voneinander unterscheiden. Nur hinsichtlich von drei Aussagen gibt es zwei in etwa gleich große ‚Lager‘: „Ich selbst bin ein gläubiger Menschen“ stimmen 41 Prozent zu und 49 Prozent nicht (Schwankungsbreite +/- 5 Prozent). „Ich glaube an Jesu Christi Tod und Auferstehung“ (40 vs. 41), sowie „Durch die Religion kommt mehr Schlechtes als Gutes auf die Welt“ (40 vs. 47 Prozent).
Unsicherheiten
Das größte Charakteristikum der Antworten liegt darin, dass bei einem Drittel der Antworten (7 von 23) der Anteil derjenigen, die „weiß nicht“ antworten, mehr als ein Fünftel der Befragten ausmachen.
Die unterschiedlichen Muster verweisen auf eine Diffusität in den christlichen Glaubensvorstellungen, die ergänzt bzw. verworfen werden oder Zustimmung finden. So sind ein Fünftel (19 Prozent) der Meinung, dass es eine Wiedergeburt gibt, während ein gutes Drittel (35 Prozent) sich dahingehend unsicher sind. Die Zustimmung zu der Auffassung, dass „die Frommen und Guten in den Himmel kommen“ ist nur marginal (14 Prozent), die Ablehnung dieser Aussage groß (60 Prozent) und die Unsicherheit beachtlich (26 Prozent).
Allerdings stimmt die Hälfte (51 Prozent) nicht der Auffassung zu, dass es keinen Gott und kein ewiges Leben gibt, während die Unsicheren (25) und die Zustimmenden (24 Prozent) gleich auf sind.
Altersverteilung
Bei knapp der Hälfte der Aussagen (10) wird eine Altersverteilung deutlich, die auf eine weitaus größere Distanz zu Religion und Kirche bei den Jüngeren hinweist. Der Auffassung „Hauptsache man ist religiös“ stimmen nur 17 Prozent der Jüngeren, aber 49 Prozent der Älteren zu. Ein glückliches Leben verbinden nur 8 Prozent der Jüngeren mit Gottgefälligkeit, von den Älteren sind 28 Prozent.
Diese Skepsis der Jüngeren zeigt sich jedoch nicht durchgehend, denn wenn es darum geht, dass die „Bösen in die Hölle“ kommen und die „Frommen und Guten in den Himmel“, dann stimmen die Jüngeren, mit weniger Lebenserfahrung, dem mehr zu (22 bis 27 Prozent), als die Älteren mit mehr Lebenserfahrung (5 bis 8 Prozent).
(CF)
Mit besonderem Dank an den Standard/Conrad Seidl für die Übermittlung der Auswertungstabellen der Umfrage.