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Deutscher Gewerkschaftsbund - Mitglieder, 1950 - 2005

Die Gesamt-Entwicklung der Mitgliederzahlen der im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften lassen sich in ihrer zeitlichen Veränderung in vier Phasen unterteilen: Nach einem deutlichen Mitgliederzuwachs am Beginn der fünfziger Jahre, stagnieren die Mitgliederzahlen in den 1960er Jahren. Nach den „Septemberstreiks“ 1969 und einer  stärkeren Politisierung steigen die Mitgliederzahlen (insbesondere bei der IG-Metall) deutlich an, bis sie in den 1980er Jahren wieder stagnieren. Der reale Zugewinn an Mitgliedern 1991 in den Neuen Bundesländern ist nach 9 Jahren allerdings egalisiert auf den Stand von 1990 der früheren Bundesrepublik und die Verringerung der Mitgliederzahl setzt sich weiter fort.

2005 sind die Mitgliederzahlen wieder auf dem Stand von 1970/71 angekommen. Die Veränderungsraten gegenüber den Vorjahren (folgende Seite) zeigen aber die Tendenz, dass sie nach den massiven Mitgliederverlusten 1991/1992 (rund 1,5 Mio. Mitglieder), moderat geringer negativ werden.

Die jährlichen Veränderungen der Mitgliederzahlen - an Zuwachs und Verlusten - verweisen recht anschaulich auf politische Stimmungen / Parteien der Bundesregierung und gesamtwirtschaftliche  Situation. Die Stagnation der 1960er Jahr, Protest und Aufbruch, SPD-geführte Bundesregierungen in den 1970ern und die Verluste zu Beginn der CDU - geführten Regierung 1982.


Anmerkung: Da die Mitgliederentwicklung der DGB-Gewerkschaften auch unter dem Gesichtspunkt des Vergleichs mit den Mitgliederzahlen der Kirchen betrachtet werden soll, zeigt sich in den 1970er Jahren die ziemlich exakte Gegenbewegung, dass in diesen „politisierten“ Jahren die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder steigt, während die beiden Kirchen parallel dazu (1970 und 1974) die ersten beiden Austrittswellen verzeichnen.

Der „Organisationsgrad“ bezeichnet den Anteil der abhängig beschäftigten Erwerbspersonen, die gewerkschaftlich organisiert. Unter Nicht-Berücksichtigung des Deutschen Beamtenbundes, der Deutschen Angestelltengewerkschaft und des Christlichen Gewerkschaftsbundes - die zusammen etwa 3 % der Erwerbstätigen organisieren - sei nur der Organisationsgrad des DGB betrachtet.

Im Organisationsgrad stellt sich die Relativität der Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder zu der Gesamtzahl der im Prinzip organisierbaren Erwerbstätigen dar.

Vom Beginn der Bundesrepublik bis zum Ende der 1960er Jahre verringert sich der Organisationsgrad beständig, d.h. die Zahl der Erwerbstätigen steigt stärker als die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder. Die 1970er Jahre sind dann die einzige Phase, während der sich auch der Anteil der DGB-Mitglieder vergrößert. Seit den 1980er Jahren ist der Organisationsgrad beständig am Sinken, auch wenn er durch die Wiedervereinigung kurzfristig auf ein höheres Niveau verschoben wurde.

Diese Entwicklung des Organisationsgrades zeigt sich auch in den Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Deutlich ist die kurze Stabilisierung um 1958 und die „Wachstumsphase“ in den 1970er Jahren. Der Vorteil des höheren Organisationsgrades der Erwerbstätigen in den Neuen Bundesländern verliert sich 1992 innerhalb eines Jahres. Allerdings wird der Negativtrend seit 1992 Jahr für Jahr langsam schwächer - im Negativen ein Trend hin zum Positiven.

In der oberen Grafik sind drei verschiedene Beispiele der Berechnung des Organisationsgrades dargestellt, die sich jedoch insgesamt nur in der Höhe, nicht aber im generellen Trend unterscheiden.

In der unteren Grafik ist einer der internen Gründe für diese Unterschiede dargestellt - die Vergrößerung des Anteils der älteren Gewerkschaftsmitglieder. Darin besteht eine Parallele zur Entwicklung der Mitgliederstruktur der großen Kirchen.

Gewerkschaftsmitglieder: