Religionszugehörigkeit und Gottesglaube, 2002
Für die ALLBUS-Studie 2002 wurde gefragt: „ Ich möchte noch einmal zum Glauben an Gott zurückkommen. Welche der folgenden Aussagen kommt Ihren Überzeugungen am nächsten?“ (Vorlage einer Liste mit vier Aussagen.)
Der Aussage, an einen „persönlichen Gott“ zu glauben, stimmen 25 Prozent der Befragten zu („Gottgläubige“) - ebenso viele Befragte bekennen das Gegenteil „Ich glaube nicht, dass es einen persönlichen Gott, irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht gibt.“ („Atheisten“)
Die größte Gruppe (34 Prozent der Befragten) stimmt der Auffassung zu, dass es „irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht“ gibt („Transzendenzgläubige“) und 15 Prozent sagen: „Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll.“ („Unentschiedene“).
Eine derartige Unterscheidung würde die Mentalität religiöser Orientierung vermutlich besser beschreiben, als die formale Zugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft.
Weder den Konfessionsmitgliedern noch den Konfessionsfreien ist eine der vier vorgegebenen Auffassungen ausschließlich zuzuordnen.
Der traditionelle (monotheistische) Glaube an einen persönlichen Gott findet nur noch bei den Mitgliedern der evangelischen Freikirchen, den anderen christlichen Kirchen (u.a. Orthodoxe) und den Anhängern einer nicht-christlichen Religionsgemeinschaft (u.a. Muslime) eine Mehrheit.
Da der Glaube an einen persönlichen Gott einen Kernbestandteil der monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) darstellt, wird deutlich, dass die Kenntnis der formalen Religionszugehörigkeit nur etwas über die Relativität einer „Gottesgläubigkeit“ aussagt. Die Abfolge der sich verringernden Wahrscheinlichkeit ist dabei: Evangelische Freikirche / Nicht-Christliche Religion / Andere christliche Religion / Römisch - Katholisch / Evangelisch / Konfessionsfreie.
Und ebenso, wie es unter den Konfessionsfreien „Gottgläubige“ und „Transzendenzgläubige“ gibt, bekennen sich unter den Mitgliedern aller Religionsgemeinschaften ebenso „Atheisten“.
Von den drei großen Bekenntnis-Gruppen (Katholisch / Evangelisch / Konfessionsfrei) sind die Konfessionsfreien dabei vergleichsweise am „homogensten“, da drei Fünftel (61 Prozent) angeben, nicht an irgendeinen Gott oder eine höhere Macht zu glauben – eine deutlichere Übereinstimmung als der christliche „persönliche Gottesglaube“ bei den Katholiken (36 Prozent) oder bei den Evangelischen (23 Prozent).
Anmerkung: Da in Deutschland die relativ nichts sagende formale Kirchenmitgliedschaft das „Zähl-Kriterium“ für die politische Repräsentanz darstellt (z.B. in Rundfunkräten und für Senderechte) zeigt sich darin eine fehlende formale=inhaltliche Übereinstimmung – sofern sie denn überhaupt jemals vorhanden war – die den Kirchenvertretern eine formale Wichtigkeit zuschreibt, die sie inhaltlich nicht (mehr) füllen.