Religiosität nach Religionszugehörigkeit - 2002
„Religiosität“ kann man aufgrund äußerlich sichtbarer Verhaltensweisen beschreiben, z. B. der Häufigkeit des Kirchgangs. Eine andere Möglichkeit ist es, das individuelle Empfinden der eigenen Religiosität zu erfragen. Diese zweite Möglichkeit erscheint zwar auf den ersten Blick ‚unschärfer’, entspricht aber andererseits der Stärke einer kulturellen Selbst-Verankerung, hier der Wahrnehmung von Religiosität. ALLBUS hat 2002 nach dem eigenen Empfinden und der Gottesvorstellung knapp 3.000 Menschen über 18 Jahre danach gefragt.
Frage: „Würden Sie von sich sagen, dass Sie eher religiös oder eher nicht religiös sind? Wir haben hier eine Skala. Wo würden Sie Ihre eigenen Ansichten auf dieser Skala einstufen. Entscheiden Sie sich bitte für eines der Kästchen und nennen Sie mir den darunter stehenden Buchstaben.1
Insgesamt stuften sich (im Jahr 2002) 48,6 Prozent der volljährigen Befragten auf den fünf Feldern des „Nicht religiös“ ein und 51,5 Prozent auf den fünf Feldern der „Religiosität“. Für die verschiedenen Religionszugehörigkeiten und die Konfessionslosen ergaben sich dabei folgenden Verteilungen (in Prozent).
Im direkten Vergleich der Konfessionen ist zu sehen, dass es in allen Konfessionen einen signifikanten Teil von „Nichtreligiösen“ gibt. Bei den Evangelischen ist es sogar fast die Hälfte. Bei der Gruppe der Konfessionsfreien ist das Verhältnis erwartungsgemäß umgekehrt. Mehr als vier Fünftel fühlen sich nicht als religiös.
Bei den evangelischen Befragten stufen sich in fast allen Altersgruppen überdurchschnittlich viele in der mittleren Religiosität (5-8) ein. Jedoch auch über 20 Prozent besonders der „jüngeren“ Generationen (18-44 Jahre) sagen, dass sie nicht religiös sind. Die Älteren zwischen 75 und 89 Jahre fühlen sich dagegen sehr religiös.
Bei den Katholiken stuft sich die übergroße Mehrheit in allen Altersstufen in sehr religiös ein (7-10). Nur ein geringer Prozentsatz und da auch wieder die Jüngeren und erstaunlicherweise auch von den „ganz Alten“ (75-89 Jahre) sagen, dass sie nicht religiös sind.
Bei den Konfessionslosen sind erwartungsgemäß die meisten Nichtreligiösen zu finden. In fast allen Altersgruppen um die 50 Prozent bzw. darüber. Doch auch hier stufen sich besonders die Älteren noch zu etwa 18 Prozent als sehr religiös (9 und 10) ein.
Frauen scheinen sich generell etwas mehr religiös zu fühlen als Männer und da auch wieder besonders die Älteren ab 60 Jahre. Bei den Befragten ohne Konfessionszugehörigkeit ist dieser Trend nicht zu sehen, da sinkt die Religiosität bei Frauen ab 60 Jahre. Doch auch bei der ganz jungen Generation sind die evangelischen und katholischen Frauen nicht mehr religiöser als die Männer.
bei der Frage nach der Glaubens-bzw. Gottesvorstellung wird deutlich, dass es besonders bei den evangelisch und katholisch Befragten eine signifikante Menge gibt, die mit dem Glauben nichts mehr anzufangen wissen (14 und 16 Prozent) bzw. die an keinen Gott glauben (9 und ca. 21 Prozent). damit wird die religiöse Grundlage der Konfessionszugehörigkeit sehr fraglich.
- 1 Den Kästchen wurden bewusst keine Zahlen zugeordnet, da nicht auszuschließen ist, dass die Befragten eine aufsteigenden Zahlenreihe auch inhaltlich bewerten. Beispielsweise liegt der Mittelwert einer 10er-Skala bei 5,5 – d. h. möglicherweise einer ‚schlechten’ Schulnote.
- 2 Aufgrund der geringen Zahl der Befragten ist eine weitere Untergliederung der Mitglieder der drei ‚kleineren‘ Religionsgemeinschafts-Gruppen ohne Plausibilität. Die vorliegenden Verteilungen entsprechen jedoch den Erwartungen eines höheren Empfindens von Religiosität innerhalb dieser Gruppen.
[SFE, CF]