Dortmund: Religionszugehörigkeiten 1910 - 2018
Die Dominanz der beiden großen christlichen Kirchen in Dortmund zeigt sich 1910 in einem Anteil von 98 Prozent ihrer Kirchenmitglieder, der sich bis 1961 (93 Prozent) erhält und sich seitdem kontinuierlich verringert. 2018 sind es noch 52 Prozent, mit der Tendenz, dass 2019/2020 die Fünfzig-Prozent-Marke unterschritten wird.
Dortmund war Freie Reichsstadt und konnte somit auch die religiösen Angelegenheiten selbstständig organisieren und entscheiden. Die Lutheraner setzten sich 1570 mit einer Kirchenordnung durch. Die reformierten Protestanten waren bis 1786 nicht zugelassen. Die Katholiken erhielten erst durch Zuwanderung im 19. Jahrhundert (Bergleute und Stahlkocher aus Polen) wieder eine beachtenswerte Anzahl. Nach der Volkszählung 1900 betrug der Anteil der polnischen Muttersprachler 7,2 Prozent.
1900, das Jahr in dem Religionsstatistik für Dortmund frühestens nachweisbar ist, sind es 98 Prozent Evangelische und römische Katholiken. 1925 sind es 95 Prozent und 1961 ist es noch ein gemeinsamer Anteil von 93 Prozent mit einer 20-Prozentpunkte-Differenz zwischen Evangelischen und Katholiken. Dann verringern sich die Anteile für beide Großkirchen beständig, wobei die Anteile der Evangelischen stärker zurückgehen und sie 2018 (bei gemeinsamen 52 Prozent) nur noch einen Prozentpunkt mehr Anteil an der Bevölkerung haben als die römischen Katholiken.
In der Entwicklung der Anteile sind drei Jahre bemerkenswert: 1980 unterschreiten die EKD-Evangelischen den 50-Prozent-Anteil, 1999 gibt es mehr „Andere“ als Katholiken und 2004 haben die „Anderen“ einen höheren Anteil als die EKD-Evangelischen. Wenn der Trend sich fortsetzt, wofür es Daten gibt, wird der Anteil der bisher dominierenden beiden Großkirchen Ende 2019/2020 die 50-Prozentmarke unterschreiten.
Inwiefern sich die „Anderen“ aufschlüsseln, lässt sich zum Teil aus dem Zensus 2011 ableiten. Für die registrierten Körperschaften des öffentlichen Rechts (Orthodoxe, Evangelische Freikirchen, Jüdische Gemeinde und Sonstige) werden 7,5 Prozent genannt.
Für die Nicht-Körperschaften (Konfessionsfreie, Muslime, Hindus, Buddhisten u. a. m.) sind es 29 Prozent. Eine weitere Differenzierung ist nicht möglich, da es zu der Anzahl der Muslime keine offiziellen Angaben oder Schätzungen gibt. Wenn Zahlen genannt werden schwanken sie zwischen 7.800 Muslimen (die zu den Freitagsgebeten kommen) und eine andere Quelle nennt 70.000 Muslime.
Auch aus Veröffentlichungen der Stadt Dortmund, wie dem Jahresbericht 2019, der sich ausführlich mit Migration beschäftigt, lassen sich keine belastbaren Zahlenangaben ableiten.
Altersverteilung
Der Zensus 2011 gibt allerdings in den Altersverteilungen Hinweise auf Veränderungen in den vier benannten Großgruppen (EKD-Evangelische, römische Katholiken, andere religiöse K. d. ö. R. sowie keine K. d. ö. R.)
In der grafischen Darstellung wird die Dominanz der Älteren, der Über-65-Jährigen, für die beiden christlichen Großkirchen deutlich. Diese Situation lässt sich an den Daten auch noch genauer darstellen.
Aus den zusammengefassten drei Altersgruppen (0-34 Jahre, 35-64 Jahre sowie 65 Jahre und älter) ist zu sehen, dass die beiden christlichen Kirchen in der ältesten Gruppe rund 25 Prozent ihrer Mitglieder haben. Von 2011 aus gerechnet wird dieses Viertel der Mitglieder bis 2030 größtenteils verstorben sein. Diese Verluste werden durch jüngere Kirchenmitglieder nicht ausgeglichen. In der jüngsten Altersgruppe der Unter-Fünf-Jährigen haben die beiden Großkirchen zusammen rund 10.000 Mitglieder, die „Anderen“ dagegen rund 14.000.
Auch eine andere Zahl weist darauf hin, dass sich dieser Trend der Verringerung der Anteile bei den Großkirchen fortsetzen wird.
Kirchenaustritte
Die Anzahl der Kirchenaustritte in Dortmund beträgt in ‚normalen‘ Jahren zwischen insgesamt 2.500 bis 3.000 Kirchenaustritten. In den Nach-Wende-Jahren (1991–1995) sind sie doppelt so hoch. Es ist anzunehmen, dass viele Zuwanderer aus den östlichen Bundesländern zu ihrer eigenen Überraschung als kirchensteuerpflichtige Kirchenmitglieder eingestuft worden waren und nun austreten.
Die nach 2012 wieder ansteigenden Kirchenaustritte verweisen auf das Phänomen, dass der Anteil der Austritte an den Kirchenmitgliedern bei gleich hoher Austrittszahl ansteigt. Waren 2.537 Austritte (1985) gleich 0,53 Prozent der Kirchenmitglieder, so sind 2.354 Austritte (2017) aufgrund der Verringerung der Kirchenmitglieder 0,75 Prozent.
Die Verteilung zwischen Austritten von Evangelischen zu Katholiken ist recht gleichbleibend 54 : 46 Prozent.
Bei den Anteilen der Frauen/Männer bei den Austritten zeigt sich innerhalb der 33 Jahre (1985-2017) eine Veränderung. War die Quote bei den Evangelischen 36:64 (1985), so besteht 2017 eine Gleichverteilung von 49:51. Bei den Katholiken ist diese Tendenz ebenfalls vorhanden, wenn auch nicht so ausgeprägt: 38:62 vs. 43:57.
(CF)