MENA-Staaten: Meinungen zu Religion und Migration
Im Vergleich von 2013 zu 2018/2019 zeigt sich in den MENA-Staaten (Middle East and North-Afrika) ein Anstieg der Konfessionsfreien von insgesamt 8 auf 13 Prozent . Bei den unter-30-Jährigen sind es 18 Prozent, die sich als „nicht religiös“ verstehen. Von den 11 erfassten Ländern trifft das für gut die Hälfte zu. Ebenso steigt in einigen Staaten der Wunsch nach Migration – vorrangig aber nicht nach Europa, sondern auch in die USA und in die Golf-Staaten.
Eine Studie des Arab Barometers (ein Forschungsnetzwerk für Umfrageforschung im Mittleren Osten und Nordafrika (MENA) an der Universität Princeton) im Auftrag der britischen BBC Arab News hat ergeben, dass die Sichtweisen der Menschen in sieben Ländern/Gebieten im Mittleren Osten und Nordafrika im Laufe der vergangenen fünf Jahre weniger religiös gestimmt sind. Die Stichproben sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren.
Von den verschiedenen Befunden seien drei vorgestellt: die religiöse Selbsteinstufung, die Rolle der Religionen sowie die Zielländer einer Migration. Als andere Themen werden in der Umfrage behandelt: Rollenverteilung Frau/Mann, Bewertung der Politik von Trump/Putin/Erdogan, Bewertung von Ehrenmord und Homosexualität sowie welches Land als größte Bedrohung gesehen wird (Israel, USA, Iran, Saudi-Arabien).
Religiosität
Der Anteil der Befragten, die angeben, „nicht religiös“ zu sein ist insgesamt von 8 auf 13 Prozent gestiegen. Mit einer Spannbreite von fünf bis 30 Prozent in den einzelnen Gebieten. Bei der Gesamtzahl handelt es sich um 25.407 Befragte mit persönlichen Interviews in 10 Ländern und den Palästinensergebieten.
Die Anzahl der Menschen, die mit dem Glauben nichts mehr anfangen können („Apostaten“) wurden in der Mehrzahl der elf Gebiete festgestellt, vor allem in Tunesien, Libyen, Algerien, Marokko und Ägypten.
Wie weit diese Anteile auch mit der Meinungsfreiheit - seine Nicht-Religiosität nennen zu können -, zusammenhängt, lässt sich nicht klären. Allerdings ist bemerkenswert, dass die Staaten mit höherem Anteil der Konfessionsfreien am ‚arabischen Frühling‘ beteiligt waren.
Der überdurchschnittliche Anteil der Religionslosen (18 Prozent) bei den Unter-30-Jährigen zeigt eine Parallelität zu den Ergebnissen des 11. Arab Youth Survey (15 Staaten, Feldzeit Januar 2019) dessen Ergebnisse zeigen, dass die 18-24-Jährigen zu zwei Dritteln der Meinung sind, dass Religion eine zu große Rolle im Mittleren Osten spiele.
Ebenso entspricht eine Zeitreihe dieser Entwicklung, in der die jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) seit 2015 in steigenden Anteilen bis 2018 (von 50 auf 66 Prozent) bekunden, dass der Einfluss der Religion eine zu große Rolle spiele.
Migrationsabsicht
In den Jahren von 2013 bis 2018/19 haben sich die Migrationsabsichten in den beteiligten 11 Staaten/Gebieten verändert. In sechs Staaten ist sie stärker geworden, in fünf Staaten/Gebieten geringer.
Vor allem würden ökonomische Gründe für die Migrationsabsicht genannt. Nicht nur zwischen Absicht und tatsächlichem Handeln besteht ein Unterschied, es ist auch die Frage, wohin die Migrationswilligen gehen würden (Mehrfachnennungen waren möglich). Es ist mitnichten ausschließlich Europa, das von rund einem Drittel als mögliches Ziel genannt wird.
Das entspricht auch realen Verhaltensweisen. Für Syrien - das in dieser Umfrage nicht enthalten ist, da in der dortigen politischen und militärischen Situation keine repräsentativen Umfragen möglich sind – liegen dazu Daten vor. Von den Flüchtlingen aus Syrien befinden sich derzeit rund 50 Prozent in der Türkei, 26 Prozent in MENA-Staaten, 13 Prozent in den Golf-Staaten, 10 Prozent in Europa und 1 Prozent in Nordamerika.
(CF)