Konfessionen in Mecklenburg-Vorpommern 1871 – 2022
In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 80 Prozent der Bevölkerung konfessionsfrei (2022). Von 1871 bis 2022 sank die Zahl der Kirchenmitglieder von 99 Prozent auf 16,3 Prozent der Bevölkerung. Rund 3 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. In den letzten drei Jahrzenten (von 1993 bis heute) sank der Anteil der Kirchenmitglieder insgesamt um 36 Prozent.
1. Datengrundlagen
2. Situation 2022
3. Historische Entwicklung
4. Altersverteilung und Stadt-Land-Unterschiede
1. Datengrundlagen
Die Daten sind vorhanden:
- 1871 und 1990: „Die Volkszählung am 1. Dezember 1990“, in: Statistik des Deutschen Reiches, Band 150, Berlin: 1903, S. 108.
- 1925 und 1933: „Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach den Ergebnissen der Volkszählung
1933, Heft 3: Nach der Religionszugehörigkeit“, in Statistik des Deutschen Reichs, Band 451,3. Berlin: 1936, S.32/33.
- 1950-2000 in den Statistischen Jahrbüchern Mecklenburg-Vorpommerns im Jahrgang 2007 (Kap. 1.7.1. „Kirchliche Verhältnisse“, S.116, 117).
- 2011 enthielten die Ergebnisse des Zensus die Daten für die kleineren, im Melderegister erfassten Religionsgemeinschaften, die fowid in einer Sonderauswertung vorliegen: Für die öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften sind es 2011 (vgl. Tabelle 4) rund 1,4 Prozent. Die Anzahl der Muslime ist so gering, dass sie in einer Übersicht zu den Bundesländern nicht als Prozentsatz beziffert wird. Das bedeutet, dass in den üblichen Darstelllungen von drei Gruppen: EKD-Evangelische, römischen-Katholiken und Anderen/Konfessionsfreien für Mecklenburg-Vorpommern die dritte Kategorie diese kleineren Religionsgesellschaften enthält und rund 1,5 Prozentpunkte abgezogen werden müssen, um die Anzahl/Anteil der Konfessionsfreien zu benennen.
2. Situation 2022
Im Jahr 2002 waren 83,7 Prozent der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern konfessionsfrei bzw. gehören kleineren Religionsgesellschaften an, 13,1 Prozent evangelisch und 3.2 Prozent katholisch.
Zur Anzahl der Mitglieder in Moscheegemeinden in Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine offiziellen Daten. Die Zahl von Anhängern des Islams in Mecklenburg-Vorpommern ist gering, hat sich jedoch vor allem seit 2015/2016 durch Migration aus Syrien und anderen islamischen Mehrheitsgesellschaften aus dem Nahen und Mittleren Osten erhöht.
3. Historische Entwicklung
In den ersten Volkszählungen am Ende des 19. Jahrhunderts werden für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 1871 zusammen 99 Prozent Evangelische Lutheraner gezählt und 1890 insgesamt 98 Prozent Lutheraner. (Vgl. Tabelle 1) Auch wenn sich bis 1946 der Anteil der Protestanten etwas verringert, bleibt durch den Anstieg der römischen Katholiken (von vier auf 14 Prozent) der Anteil der Kirchenmitglieder bei 98 Prozent. So ist 1946 die Evangelisch-lutherische Kirche mit 1,8 Mio. Mitgliedern (= 83,4 Prozent) die weiterhin dominierende Denomination.
In der weiteren Entwicklung, von der Gründung der DDR im Jahr 1949 bis zur Deutschen Einheit 1990, gibt es für ganz Mecklenburg-Vorpommern keine belastbaren Gesamtzahlen, da in den Volkszählungen der DDR nicht nach dem Religionsmerkmal gefragt wurde. Allerdings hat die Lutherische Landeskirche Mecklenburgs ihre Mitglieder gezählt. Es lässt sich ein deutlicher Rückgang der Mitgliederzahlen um 66 Prozent erkennen. (vgl. auch Tabelle 2)
Es ist eine kontinuierliche Entwicklung, die hinsichtlich der Kirchenaustritte nur 1958 einen ‚Gipfelpunkt‘ zeigt. (Vgl. dazu: „Kirchenaustritte und Kirchenmitglieder in der DDR“.)
Nach der Deutschen Einheit kam es von 1990 bis 1992 zu einem sprunghaften Anstieg der Austrittszahlen. In diesem kurzen Zeitraum traten 121.000 Mitglieder, etwa 30 Prozent, aus der Landeskirche aus.
1993 liegen für beide Kirchen wieder vollständige Mitgliederzahlen vor und die Anzahl der Kirchenmitglieder belief sich in jenem Jahr auf 25 Prozent der Bevölkerung.
In den drei Jahrzehnten von 1993 bis 2022 verringerte sich die Anzahl der Kirchenmitglieder insgesamt um 36 Prozent (0,31 Prozentpunkte jährlich). Nach aktuellen Zahlen (2022) liegt sie bei 16,3 Prozent. (Tabelle 3)
Im Vergleich der Konfessionsanteile 1946 und 2022 zeigt sich eine spiegelbildliche Umkehrung der Konfessionsanteile von 83,4 Prozent evangelische Kirchenmitglieder (1946) und 83,7 Prozent Andere / Konfessionsfreie (2022):
Der Anteil der EKD-evangelischen und römisch-katholischen Kirchenmitglieder beläuft sich (2022) in Mecklenburg-Vorpommern auf zusammen 266.000 Personen, d. h. 16,3 Prozent der Bevölkerung.
4. Altersverteilung und Stadt-Land-Unterschiede
Der Zensus 2011 zeigt in seiner möglichen Aufschlüsselung der Ergebnisse, wie sich die Altersverteilung zwischen den Konfessionen unterscheidet. In den Anteilen der einzelnen Konfessionen in den Altersgruppen steigt der Anteil der christlichen Kirchenmitglieder mit dem Alter.
In absoluten Zahlen betrachtet sind jedoch die ältesten Altersgruppen vergleichsweise klein.
Diese Verteilungen verweisen u. a. darauf, dass diese Entwicklung unumkehrbar ist. Ob und wie stark diese weitere Entwicklung sind, wird sich in den Ergebnissen des Zensus 2022 zeigen, dessen Ergebnisse voraussichtlich im Spätsommer 2024 veröffentlicht werden.
Ein weiteres Ergebnis des Zensus 2011 weist in die Richtung einer nicht umkehrbaren Entwicklung: es sind die Stadt-Land-Unterschiede. (Vgl. Tabelle 4) Liegt der Landesdurchschnitt der Kirchenmitglieder bei 21,1 Prozent, so ist dieser Anteil in allen Städten geringer: In Wismar (13,4), Neubrandenburg (13,8) und Rostock (14,8 Prozent) sind es unter 15 Prozent, ebenso wie in der Landeshauptstadt Schwerin mit 16,4 Prozent Kirchenmitgliedern. Den höchsten Anteil an Kirchenmitgliedern haben die Landkreise Demmin (27,6) und Ostvorpommern (27,1 Prozent).
Tabellen:
Die Daten der Tabellen befinden sich in der auslesbaren Excel-Datei im Anhang.
(CF)