Sie sind hier

Caritas in Österreich

Die Arbeit der Caritas in Österreich weitet sich zunehmend aus und verdeutlicht den Weg von einer Heils- zu einer Sozial­kirche. Die Mittel­herkunft wird weitgehend offengelegt und unterscheidet sich nicht von der Struktur in Deutschland: Die öffentlichen Kosten­ersätze machen mittlerweile mehr als zwei Drittel der Finanzierung aus, die kircheneigenen Beiträge sind als Mittel­herkunft geringfügig.

Die Caritas in Österreich besteht aus neun selbständigen Diözesan­organisationen, die dem jeweiligen Diözesan­bischof unterstehen, und der Caritas Österreich, als Koordinierungs­einrichtung ohne weitere Kompetenzen.

Tätigkeitsbereiche und Mitarbeiter

Die Tätigkeitsgebiete umfassen alle Aspekte sozialer Hilfen und Betreuungen, einschließlich der internationalen Auslands­arbeit. Die beiden größten Tätig­keits­felder sind – in Relation zur Höhe des Mittel­einsatzes – die Bereiche „Betreuung, Pflege und Hospiz“, also die Älteren (33,8 Prozent der Aufwendungen in 2015) sowie die Arbeit für „Menschen mit Behinderung“ (22,1 Prozent).

Die Verbände haben ein stetiges Wachstum an Mitarbeitern und Kosten.

So ist die Zahl der haupt­amtlichen Angestellten in den Jahren von 2010 bis 2015 um knapp ein Viertel (23,7 Prozent) von 12.015 auf 14.871 gestiegen, ebenso stieg die Zahl der Frei­willigen von rund 27.000 auf rund 40.000 Ehren­amtliche, plus rund 15.000 Frei­willige (2015) in der Flüchtlings­hilfe.

Mittelherkunft

Im gleichen Zeitraum (2010 bis 2015) sind die öffentlichen Kosten­ersätze von 312 Millionen Euro (um 49 Prozent) auf 465 Mio. Euro ange­stiegen.

Die öffentlichen Kostenersätze sind der mehrheitliche Teil der Finanzierung und stellen, zusammen mit den Subventionen aus öffentlichen Haushalten gut zwei Drittel der Finanzierungen (rund 69 Prozent).

Eine Übersicht über die Mittelherkunft in den jeweiligen Diözesan­verbänden weist auf die unter­schiedlichen Schwer­punkte in den Tätigkeits­bereichen hin. Während sieben der neun Verbände eine mehr­heitliche (über 50 Prozent) Finanzierung über öffentliche Kosten­ersätze erhält, setzen Kärnten und Tirol auf andere Tätigkeits­bereiche mit anderen Schwer­punkten.

Wie unterschiedlich sich die Finanzierung der einzelnen Tätigkeits­bereiche darstellt, verdeutlicht eine Übersicht der Caritas des Erzbistums Wien. Während die beiden größten Tätigkeits­bereiche so gut wie aus­schließlich von öffentlichen und privaten Kosten­ersätzen finanziert werden, werden die Auslands­hilfe komplett und die Nothilfe für Flüchtlinge weitest­gehend durch Spenden finanziert.

Unter der Überschrift „Konzern Caritas“ heißt es (2015) im Kurier „Die Bezeichnung ‚Konzern‘ hört Bernd Wachter, General­sekretär der Österreichischen Caritas­zentrale, gar nicht gerne. ‚Wir sehen uns nicht als Konzern, sondern sind eine Hilfs­organisation und Teil der Kirche. Oder würden Sie einem Konzern spenden?‘ Stimmt schon. Trotzdem, nach wirtschaftlichen Maßstäben würde es die Caritas locker unter die Top 50 der größten Unternehmen des Landes schaffen. Die Firma Caritas hat eine Größen­ordnung, dass der Titel ‚Konzern‘ – pardon – nicht über­trieben ist.“

Allerdings müssen solche Darstellungen in der Hinsicht relativiert werden, indem die Größen­ordnungen deutlich sind. Hinsichtlich der 98 Mrd. Sozial­leistungen in Österreich (2014) trägt der Staat 36 Mrd. aus den Budget­mitteln von Gebiets­körperschaften bei. Bezogen auf die Summe der öffentlichen Kosten­ersätze und der Subventionen (in 2014) für die Caritas bedeuten diese 493 Mio. Euro aus Steuer­geldern einen Anteil von 1,4 Prozent der staatlichen Sozial­ausgaben.

Kirchliche Finanzierungsanteile

In einer Selbstdarstellung beschreibt das Medienreferat der Österreichischen Bischofs­konferenz die Caritas Österreich wie folgt: „Als Hilfs­organisation der Katholischen Kirche setzt sich die Caritas mit ihren neun Diözesan­organi­sationen in vielfältiger Weise für von Armut, Not oder Katastrophen betroffene Menschen ein. Unabhängig von deren sozialer, nationaler oder religiöser Zuge­hörigkeit berät, begleitet und unterstützt die Caritas Menschen in schwierigen Lebens­situationen, mit Krankheit oder Behinderung, nach Unglücks­fällen oder Katastrophen.“

Die Caritas Steiermark präzisiert: „Die Caritas ist DIE soziale Hilfs­organisation der katholischen Kirche in der Steiermark. Wir helfen Menschen in Not rasch und tatkräftig, treten für sie ein und bestärken sie in ihren Fähig­keiten. […] Caritas steht für Mensch­lichkeit und Wert­schätzung. Caritas, die ‚gelebte Nächsten­liebe‘, hat als Kompass das Evangelium, sie ist unverzichtbare Aufgabe der Kirche.“

Aufgrund dieses Selbst­verständnisses - das zudem auf der Sicht­weise beruht, dass alle katholischen Hilfs­werke den Auftrag der Evangelisierung, also der Missionierung haben – darf man einen hohen Anteil der Finanzierung der Caritas seitens der katholischen Kirche erwarten. Das entspricht jedoch nicht der Realität.

Die kirchlichen Beiträge zur Finanzierung der katholischen Caritas werden in den Jahres­berichten der Organisation bis 2004 einzeln ausgewiesen, sie oszillieren bei rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr, während der prozentuale Anteil bei steigenden Gesamt­­kosten konti­nuierlich absinkt (2,27 – 2,16 – 2,1 – 2,0 Prozent). Ab 2005 werden diese kirchlichen Beiträge dann in einer Gruppe („sonstige Erträge“ und „kirchliche Beiträge“) zusammen­gefasst, was der Vermutung Raum gibt, dass die kirchlichen Beiträge weiterhin anteilig abgesunken sind, so dass sie besser nicht einzeln genannt werden. 2011 wird dann noch einmal umgruppiert und die kirchlichen Beiträge werden seitdem – ohne weitere Unterteilung – den Subventionen zugeordnet.

Wie sich diese Anteile über die Jahre verändern, lässt sich aus den Geschäfts­berichten der Caritas in Ober­österreich erschließen, die sich in der Dar­stellung der Finanzierung auf vier Gruppen beschränkt: Öffentliche sowie private Kosten­ersätze, Diözesan­finanzkammer sowie Spenden.

Der Anteil der katholischen Kirche, in Form der Mittel aus der Diözesan­finanzkasse, verringert sich von 3,3 Prozent (in 2004) auf 1,8 Prozent (in 2015). Das ist als Hinweis zu betrachten, dass es sich um einen festen, gleich­bleibenden Betrag handelt, dessen Anteil sich entsprechend der Budget­vergrößerung der Caritas Ober­österreich langsam verringert.

Damit ist – zumindest in Ober­österreich – eine vergleichbare Finanzierungs­struktur vorhanden, wie in der Finanzierung der kirchlichen Wohl­fahrts­verbände in Deutschland, die ebenfalls eine „Kirchenquote“ von 1,8 Prozent realisieren.

In einer Darstellung - ebenfalls von der Caritas in Ober­österreich (aus dem Jahr 2006) - wird veran­schaulicht (durch die Säulenbreite) welches Volumen die Tätig­keits­bereiche in der Arbeit der Caritas in Ober­österreich haben.

Durch die Kennzeichnung der Mittel­herkunft wird deutlich, dass die Mittel der Diözesan­finanz­kammer weitgehend nur in einen Tätigkeits­bereich fließen: „Kinder und Jugendliche“, also in Kinder­tages­einrichtungen und Nachwuchs­betreuung. Ein kleiner Beitrag wird zudem für die „Hilfe für Menschen in Not“ eingesetzt. Die beiden größten Tätigkeits­felder („Menschen mit Behinderungen“ sowie „Familie und alte Menschen“ werden aus­schließlich ohne Kirchen­beiträge finanziert, sondern zu 88 bzw. 82 Prozent aus öffentlichen Kosten­ersätzen sowie 17 Prozent bzw. 9 Prozent aus privaten Kosten­ersätzen.

(CF)