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Generation What? – Glücklich ohne Gott

Die Generation der heute 18- bis 34-Jährigen in Europa: „Was denken sie, welche Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Ängste haben sie?“ Dafür führten Medien (in Deutschland der Bayerische Rundfunk, der SWR und das ZDF) eine breit angelegte Studie durch, die vom SINUS-Institut koordiniert und fachlich begleitet wurde. Aus den vielen Ergebnissen konzentriert sich fowid auf die Darstellung der Einstellungen zu Gott und dem Vertrauen in religiöse Institutionen.

Im Herbst 2016 wurde der Bericht zu Deutschland veröffentlicht, Anfang April 2017 folgte nun der europaweite Abschlussbericht. (Dort auch die Erläuterungen zur Methodik und Repräsentativität.)

Zur Studie schreibt SINUS: „Die vorliegende Studie hat nun die Ergebnisse aus Belgien, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Spanien und Tschechien zu einem europäischen Ergebnisband zusammengefasst. Auch wenn die ausgewerteten Daten nicht die 18- bis 34-Jährigen aller EU-Staaten beinhalten, so umfassen sie mit 59 Prozent mehr als die Hälfte (zusätzlich sind die jungen Schweizer inkludiert). Der vorliegende Bericht ist repräsentativ für über 80 Millionen 18- bis 34-Jährige in Europa.“

Glauben an (einen) Gott

Auf die Frage: „Könntest du ohne Glauben an (einen) Gott glücklich sein“ antworteten in den elf ausgewählten Ländern 85 Prozent der 18-34-Jährigen mit „Ja“.

Am ausgeprägtesten ist diese ‚gottlose‘ Sichtweise unter Belgiern und in Luxemburg (mit über 90 Prozent), gefolgt von den jungen Spaniern (89 Prozent), den Tschechen (88 Prozent), den Schweizern (87 Prozent), den Franzosen (81 Prozent) und den jüngeren Italienern (86 Prozent).

In Deutschland sind es vier Fünftel (79 Prozent) der 18-24-Jährigen, die ohne einen Gottesglauben glücklich sein können. Die jüngeren Griechen unterscheiden sich deutlich davon, bei ihnen sind es zwei Drittel (68 Prozent), die „gottlos glücklich“ sein können.

Auf alle Befragten bezogen sind es etwas mehr Männer (86 Prozent) als Frauen (83 Prozent), die ohne den Glauben an (einen) Gott glücklich sein können. Hinsichtlich der Altersgruppen und der Bildungsabschlüsse gibt es dagegen keine auffallenden Unterschiede, alle Gruppen ‚oszillieren‘ leicht um den mittleren Wert von 84,5 Prozent.

Vertrauen in Institutionen

Hinsicht des Vertrauens in eine Anzahl vorgegebener Institutionen/Organisationen zeigen sich die 18-34-Jährigen recht skeptisch und kritisch. Von den acht dargestellten Institutionen wird fünf mehrheitlich kein Vertrauen bezeugt (Zusammenfassung von „überhaupt nicht“ plus „eher nein“.) Am wenigsten Vertrauen wird religiösen Institutionen (Kirchen) entgegengebracht, die auf die größte Ablehnung (86 Prozent) treffen.

Eine differenzierte Einzelbetrachtung des Misstrauens gegenüber religiösen Institutionen zeigt, dass die Verteilungen eine Ähnlichkeit zu den Anteilen der „Gottlos-Glücklichen“ (Belgien, Luxemburg und Schweiz) haben, allerdings mit der Ausnahme Griechenlands, die unter den Gottlosen den geringsten Anteil hatten (68 Prozent) sich nun aber (mit 91 Prozent) in der Spitzengruppe des Misstrauens gegenüber religiösen Institutionen befinden.

Tabelle 2.1.

Basis für dieses geringe Vertrauen in religiöse Institutionen ist (in Griechenland, der Schweiz, Spanien, Frankreich und Luxemburg) der deutlich überdurchschnittliche hohe Anteil derjenigen 18-34-Jährigen, die die Frage des Vertrauens in religiöse Institutionen mit „überhaupt nicht“ beantworteten.

In Deutschland ist das absolute Misstrauen gegenüber den Kirchen am geringsten ausgeprägt, aber es sind dennoch knapp die Hälfte (47 Prozent) der 18-bis 34-Jährigen, die zu religiösen Institutionen keinerlei Vertrauen haben.

Auch wenn unter den 18-bis 34-Jährigen die Männer und Frauen das Misstrauen gegenüber religiösen Institutionen gleich groß ist (85,7 bzw. 85,4 Prozent) so sind die Männer entschiedener in der Haltung den religiösen Institutionen „überhaupt nicht“ zu vertrauen (60 Prozent) als die Frauen (55 Prozent). In den Altersgruppen zeigt sich, dass das Misstrauen gegenüber religiösen Institutionen in den jeweils älteren Gruppen ausgeprägter ist als bei den Jüngeren (82,4 / 84,5 / 86,3 / 86,8 Prozent). Hinsichtlich der Bildungsabschlüsse gibt es dagegen keinerlei Unterschiede (85,6 / 85,4 / 85,8 Prozent).

In diesen Befunden bestätigen sich auch die Ergebnisse der Studie „Youth in Europe I. Life Perspectives“ von Hans-Georg Ziebertz und William K. Kay (Hrsg.), aus dem Jahr 2005. Ihre Feststellung, dass in Europa eine Jugend heranwächst, die primär pragmatisch orientiert ist und starke Vorbehalte gegenüber jeder Form von organisierter Weltanschauung hat, wird durch die SINUS-Studie bekräftigt.

(CF)