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Muslimische Beerdigungen in Hamburg 1995 - 2016

In Deutschland bestehen zumindest 127 Islamische Gräberfelder. Dabei handelt es sich entweder um eigene Friedhöfe oder separate Teile von Friedhöfen, auf denen ausschließlich Muslime beigesetzt werden - in Gräbern, die weitestgehend in Gebetsrichtung ausgerichtet sind. Falls möglich, auf der rechten Seite liegend, das Angesicht zur Kaaba gerichtet. Bis auf kleinere Gräberfelder in Dresden, Halle (Saale), Leipzig und Magdeburg befinden sich alle Gräberfelder in den westlichen Bundesländern.

Da die Bestattungszahlen steigen, hat sich innerhalb der Branche der Bestattungsunternehmer mittlerweile auch eine Unterbranche muslimischer Bestattungsunternehmen etabliert.

Als ältestes muslimisches Gräberfeld in Deutschland gilt der Friedhof Columbiadamm Berlin (auch Türkischer Friedhof Berlin), der 1866 offiziell eingeweiht wurde. Das Gräberfeld in Hamburg gilt als zweitälteste Grabfläche.

Als Stadt des Welthandels hat Hamburg auch Kaufleute aus dem Iran angezogen – die Hälfte der iranischen Teppichproduktion soll im Hamburger Freihafen lagern – die ihre Religion lebten und 1957 in bester Lage an der Außenalster ein Grundstück für eine Moschee (Iman-Ali-Moschee) erwarben, das zum Zentrum des schiitischen Islam in Deutschland wurde.

In Hamburg haben drei Kaufleute im Dezember 1941 für die Iranisch-Mohammedanische Gemeinde auf dem Friedhof Ohlsdorf 102 Grabstellen für muslimische Bestattungen erworben. Nachdem diese vollständig belegt waren, wurden weitere muslimische Grabfelder eingerichtet. 1978 wurden entsprechende Grabanlagen auf dem Friedhof Öjendorf angelegt. Im April 1998 ist für muslimische Beerdigungen in Hamburg der Sargzwang aufgehoben worden.

Obwohl in Publikationen nur die überwiegenden Herkunftsländer der Verstorbenen genannt werden (Ohlsdof = Iran, Öjendorf = Türkei und Afghanistan) geht die bekenntnisorientierte Unterscheidung parallel (Iran = Schiiten, Türkei und Afghanistan = Sunniten).

Seit 1995 veröffentlicht die „Hamburger Friedhöfe – AöR“ eine Jahresstatistik. Die Zahlenangaben beziehen sich dabei auf die Beerdigungen in den muslimischen Grabfeldern. Muslime, die auf den Friedhöfen in anderen Grabstätten beerdigt wurde, sind dabei nicht berücksichtigt.

Generell zeigt sich, dass die Anzahl dieser muslimischen Beerdigungen stetig steigt. Die unterschiedliche Situation zwischen den beiden Friedhöfen – Ohlsdorf (1877 eröffnet), ein 389 ha großes, nicht mehr erweiterungsfähiges Areal nördlich der Stadtmitte, sowie Öjendorf, am östlichen Stadtrand gelegen, 1966 eröffnet, 99 Hektar mit Erweiterungsmöglichkeiten -, zeigt sich auch in den muslimischen Bestattungszahlen. Der Anstieg der Bestattungszahlen findet in Öjendorf statt, auf dem sich (zum Jahresende 2016) rund 70 Prozent der muslimischen Grabstellen in Hamburg befinden.

Die Möglichkeiten der sarglosen Bestattung wird auf beiden Friedhöfen genutzt, wobei die Unterschiedlichkeit in den Anteilen nicht durchgängig sind. Waren die Anteile der sarglosen Bestattung von 1998 bis 2001 in Öjendorf deutlich geringer, so sind sie seit 2002 dort höher.

Um der zukünftigen Entwicklung der Nachfrage zu entsprechen, hatte die Hamburger Friedhöfe - AöR im Jahr 2006 eine Friedhoferweiterungsfläche von rund 5 Hektar (ehemaliges Ackerland) erworben, die ausschließlich für muslimische Bestattungen genutzt wird. Von den 1.800 ermöglichten Grabstellen waren (Ende 2015) 1.478 belegt. Eine zweite Erweiterung wird bis Herbst 2017 erfolgen, so dass weitere 2 Teilflächen mit jeweils rund 1.000 Gräbern vorhanden sind, die den Bedarf der kommenden knapp 10 Jahre abdecken sollen.

(CF)