Ordensgemeinschaften 2022
Die Anzahl der Mitglieder in katholischen Ordensgemeinschaften von Frauen wie Männern verringert sich seit Jahrzehnten kontinuierlich. In Deutschland und in der Welt. Die Frauenorden sind von der Verringerung der Anzahl ihrer Mitglieder stärker betroffen als die Ordensgemeinschaften der Männer. Gab es 1965 noch 100.000 Nonnen in Deutschland, so sind es Ende 2021 noch 12.000, von denen 85 Prozent älter als 65 Jahre sind.
1. Vorbemerkung
2. Frauenorden
3. Männerorden
4. Internationales
1. Vorbemerkung
Nach den Angaben in den Kirchlichen Handbüchern (1990 ff.) und den Statistiken der Deutschen Bischofskonferenz zu den Mitgliedern in Ordensinstituten (1998-2021) verringert sich die Zahl der Frauen und Männer in den katholischen Ordensgemeinschaften in Deutschland kontinuierlich.
Zum aktuellen Stand benennt die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) die Gesamtzahlen und die Unterschiede.
„Zur DOK gehören am 31.12.2021 ca. 410 Obere, die insgesamt rund 15.200 Ordensfrauen und -männer in Deutschland vertreten.
Unter den Männerorden und -kongregationen gibt es 109 selbständige Ordensprovinzen, Abteien und Priorate von 63 verschiedenen Ordensgemeinschaften mit 3.377 Ordensmännern in 395 klösterlichen Niederlassungen.
Bei den Frauenorden ist die Zahl der Gemeinschaften, Niederlassungen und Mitglieder in Deutschland um ein Vielfaches größer: Es gibt 304 Generalate, Provinzialate, Abteien und selbständige Einzelklöster mit 11.829 Ordensfrauen, die in 1.011 klösterlichen Niederlassungen leben.
Hinzu kommen 101 ausländische Ordensgemeinschaften mit ca. 1.743 Mitgliedern (1.538 Schwestern und 205 Ordensmänner), die sich zur „Vereinigung katholischer Orden zur Förderung internationaler Solidarität“ (VKO) zusammengeschlossen haben.
Die größten Gruppen bilden die benediktinisch, franziskanisch und vinzentinisch geprägten Ordensgemeinschaften.“
Eine Übersicht über die in Deutschland bestehenden Ordensgemeinschaften von Frauen bzw. Männern findet sich ebenfalls auf den Seiten der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK).
Neben den katholischen Ordensgemeinschaften bestehen in Deutschland noch 32 katholische Säkularinstitute sowie die Evangelischen Kommunitäten bzw. Gemeinschaften mit Konventualinnen.
Dieser Artikel ist die Fortschreibung der beiden Artikel zu Frauenorden in Deutschland sowie Männerorden in Deutschland 1990-2016.
2. Frauenorden
Der Rückgang der Mitgliederzahlen ist bei den Frauenorden höher als bei den Männern. Vor gut 50 Jahren (1965) lebten 100.000 Nonnen in Deutschland (Quelle), 2021 sind es 12.000. (vgl. Tabelle 1.1.). „1955 gab es 3.500 Novizinnen in Deutschland, im Jahr 2013 waren es 62. Die Folge der ‚Verzwergung‘ der Orden ist, dass Klöster und Konvente aufgegeben werden.“ (Quelle)
Im dargestellten Zeitraum von rund 30 Jahren (1990 – 2021) verringert sich die Anzahl der Ordensfrauen um 32.380 von 44.209 (1990) auf 11.829 (2021), d. h. um Dreiviertel (73 Prozent). Der Rückgang bei den Kontemplativen Orden ist (auf niedrigerem Niveau) mit 52 Prozent geringer als bei den tätigen Orden mit 74 Prozent. Im Durchschnitt der Jahre 1990 – 2021 verringert sich die Anzahl der Nonnen in den tätigen Orden um jährlich vier Prozent.
Ursache für den Rückgang ist der fehlende Nachwuchs. Für den Zeitraum 1990 – 2021 sind es pro Jahr im Mittel 1.044 Nonnen weniger aber im Mittel nur 132 Novizinnen pro Jahr. Oder anders gesagt: Dem Rückgang von 30.380 Nonnen stehen 4.114 Novizinnen gegenüber. Das führt zu einer Überalterung der Frauenorden.
In einer Aufschlüsselung über die Altersgruppen, mit der Unterteilung „bis 65 Jahre“ bzw. „über 65 Jahre“ liegt der Anteil der Nonnen, die älter als 65 Jahre sind bei rund 83 Prozent.
Das heißt jedoch nicht, dass diese Nonnen alle ‚in Rente‘ gehen, rund ein Viertel dieser Nonnen ist weiterhin tätig. Das zeigt sich auch darin, dass nur 64 Prozent als „nicht mehr tätig“ genannt werden.
Die Tätigkeitsschwerpunkte, in denen die Nonnen der tätigen Orden arbeiten, sind gleichbleibend: Wirtschaftsbereiche, Seelsorge, Pflegeberufe und in der Verwaltung.
Hinsichtlich des Rückgangs der Frauenorden hat der Vatikan 2016 (mit der Apostolischen Konstitution Vultum Dei quaerere) festgelegt, dass u. a. die Mindestzahl von fünf Nonnen für ein Kloster einzuhalten sind.
„Eine weitere Neuheit betrifft die Mindestanzahl von Nonnen, die in einem Kloster leben müssen: Bei Unterschreiten der Anzahl von fünf Ordensfrauen, die die ewigen Gelübde abgelegt haben, verliert das Kloster das Recht, eine eigene Superiorin zu wählen. Gleichzeitig muss der Heilige Stuhl über die entstandene Situation informiert werden, um gemeinsam eine Bewertung der Zukunftsfähigkeit der Gemeinschaft zu treffen. Ausländische Nonnen anzuwerben, um die Zukunft des eigenen Klosters zu sichern, wird demnach untersagt.“
Über die Gründe des Wandels gibt es bisher kaum Untersuchungen. In einer Studie der Universität Luzern zu Benediktinerinnen „Klöster sind Teil und gleichzeitig Spiegel der Gesellschaft“ (2021) wird dabei insbesondere auf die Veränderung in den Bildungschancen der Frauen verwiesen.
„Zwischen 1920 und 1960 war diese Entscheidung viel mehr von ökonomischen und bildungstechnischen Motiven und vom religiös assoziierten Umfeld geprägt als heute. Vonseiten der Priester wurde aktiv Nachwuchs für die Klöster gesucht, und gerade im agrarischen Kontext war das Klosterleben daher häufig eine attraktive Option und insofern eine eher unbewusste Entscheidung. Besonders die Frauen hatten damals bildungsmässig wenig andere Möglichkeiten. Heute ist es eine viel bewusstere Entscheidung, ins Kloster einzutreten – die Menschen suchen nach einer gemeinschaftlichen, einer religiös geregelten Lebensform, in der Spiritualität gelebt werden kann.“
3. Männerorden
Der Rückgang der Mitglieder der Männerorden ist ebenfalls Realität, fällt – für den Zeitraum 1990-2021 – mit 51 Prozent geringer aus, auf niedrigerem Niveau: Statt 6.916 Mönchen (1990) sind es noch 3.377 (2021).
Der Rückgang der Anzahl der Mönche betrifft alle Orden / Ordensfamilien. In den rund zehn Jahren von 2012 -2021 verlieren sie im Mittel ein Viertel (26 Prozent) ihrer Mitglieder.
Das Thema der Überalterung betrifft die Männeroden ebenfalls, wenn auch nicht so stark wie die Frauenorden. In den Übersichten zu der Altersstruktur sind es, statt 85 Prozent der Nonnen, gleichbleibend rund 55 Prozent der Mönche, die älter als 65 Jahre alt sind. Im Einzelfall ist es aber auch gravierender, z. B. bei den Franziskanern.
„In Deutschland leben noch 240 Franziskanermönche in 30 Klöstern und Konventen. Die meisten von ihnen sind über 80 Jahre alt, nur 15 Mönche sind derzeit unter 50. Die Überalterung ist ein Problem, daher werden Standorte wie die Kirchengemeinde St. Ludwig in Berlin-Wilmersdorf von den Franziskanern aufgeben.“ (Quelle)
4. Internationales
Seit Mitte der 1960er Jahre nimmt die Anzahl der Nonnen und Mönche weltweit ab. 1970 waren es laut katholischer Kirchenstatistik eine Million Nonnen (1.004.304), 2020 sind es 619.546. Ein Rückgang von 38 Prozent. Bei den Mönchen sind es (1970) weltweit rund 80.000 (79.408), 2020 noch 50.569, ebenfalls ein Rückgang von gut einem Drittel (36 Prozent).
In den USA, für die seit 1965 Daten vorliegen, verringert sich die Zahl der Ordensschwestern von 178.740 (1965) auf 36.321 (2022), ein Rückgang von mehr als Dreiviertel (77 Prozent). Bei den Ordensbrüdern ist der Rückgang von 12.096 (1965) auf 3.516 (2022), ein Rückgang um 70 Prozent.
Auch die detaillierten Kirchenstatistiken des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) zeigen die gleichen Entwicklungen. Das gleiche gilt für die Nachwuchsfragen in Polen.
(CF)