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Persönliche Wichtigkeit von Religion/Glauben

In 22 Ländern der Welt hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Ipsos MORI  nach verschiedenen Einstellungen gefragt und die Ergebnisse als „Ipsos Global Trends 2017“  veröffentlicht. Dazu gehört auch die Aussage „Meine Religion/Glauben ist sehr wichtig für mich“  der als Mittelwert aus 22 Ländern mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) zustimmen, mit einer Spannweite von 93 Prozent bis 22 Prozent Zustimmung.

Im Vergleich zu der persönlichen Bedeutung von Religion/Glauben in der Umfrage von 2014 ist diese Wichtigkeit größer geworden. Nur in drei Ländern (Argentinien, Belgien und Brasilien) hat sich diese Bedeutung etwas verringert, in drei Ländern ist sie – teilweise auf hohem Niveau – gleich geblieben (Indonesien, Mexiko, Peru) während die große Wichtigkeit von Religion/Glauben für einen selbst in den weiteren 16 Ländern größer geworden ist.

Die Spitzenreiter der persönlichen Wichtigkeit von Religion/Glauben leben in Indonesien (93 Prozent), Süd-Afrika (88 Prozent), Indien (78 Prozent) und in der Türkei (77 Prozent). Alle vier Länder werden religiös von einer Glaubensrichtung dominiert. In Indonesien und der Türkei leben überwiegend Muslime (Sunniten), in Indien Hindus und in Südafrika Christen (verschiedener Bekenntnisse).

Hinsichtlich der Wichtigkeit von Religion/Glauben befindet sich unter den Top Ten nur ein Land in Europa: Polen (60 Prozent sehr wichtig). In Italien sind es ebenfalls etwas mehr als Hälfte der Befragten (52 Prozent) für die Religion/Glaube sehr wichtig ist. In allen anderen teilnehmenden Ländern Europas – ebenso wie in Canada, Australien, aber auch in Süd-Korea und vor allem in Japan) stellen diejenigen, für die Religion sehr wichtig ist, keine Mehrheit.

Auch wenn die Gründe unterschiedlich sein werden, so zeigt das generelle Ansteigen der persönlichen Bedeutung von Religion/Glaube auch eine größere Öffentlichkeit für Religionsfragen, sei es im Alltag, sei es in Konflikten. Sie handelt es sich bei den vier genannten ‚Spitzenreitern‘ jeweils um Länder, in denen nationalistische Bestrebungen sich mit der vorherrschenden Religion verbündet haben.

Religion als eine Einstellung unter anderen

Betrachtet man in dieser Ipsos-MORI-Studie noch weitere Befunde zu Einstellungen und vergleicht sie mit den TOP TEN der persönlichen Wichtigkeit von Religion/Glaube, so zeigen sich hinsichtlich drei weiterer Einstellungen enge Übereinstimmungen, dass von den religionsbezogenen TOP TEN jeweils neun Länder dieser zehn Länder sich ebenfalls in dieser Gruppe befinden.

Zur Frage der „Rolle der Frau: Hausfrau und Mutter?“ sind die höchsten Zustimmungsquoten wiederum in Indonesien (76 Prozent), in Russland (69 Prozent), in Indien (64 Prozent) und in der Türkei (47 Prozent). Der ‚Neuling‘ in dieser Zehner-Gruppe ist Deutschland auf Rangplatz 7.

Das Bemerkenswerte daran ist, dass sowohl Muslime, wie Hindus und auch Orthodoxe Christen diese Auffassungen gleichermaßen vertreten, was darauf verweist, dass alle diese Religionen patriarchalisch auf die Dominanz der Männer ausgerichtet sind.

Auf die Frage: „Sollten Eltern verheiratet sein?“ sind die Zustimmungen noch deutlich höher als bei der Rolle der Frauen. In Indonesien (85 Prozent), in Indien (78 Prozent), in der Türkei (77 Prozent) und in Russland (74 Prozent) wird das Ehe-Modell für die Kinderziehung von Dreivierteln und mehr der Befragten befürwortet. Der ‚Austeiger‘ in diese Zehner-Gruppe ist Süd-Korea auf Rangplatz 6.

Die Bedeutung der Wichtigkeit von Religion für das eigene Leben zeigt sich auch in dem Wunsch: „Ich hätte gern mehr Spiritualität in meinem Leben“. Ohne Beachtung von China (wo die Religionsfrage nicht gestellt wurde) sind es wiederum neun der am höchsten Zustimmenden, die auch in den TOP TEN der Religionswichtigkeit waren.

Der ‚Zusammenklang‘ der persönlichen Wichtigkeit von Religion, der Rollenzuweisung der Frau als Mutter und Hausfrau, den verheirateten Eltern und dem Wunsch nach größerer Spiritualität verweist auf eine religiös begründete Weltanschauung, wobei zu fragen wäre, wer oder was, wen bestärkt?

Dass dieser ‚Zusammenklang‘ auch nur schwach ausgeprägt sein kann, darauf verweisen die Präferenzen des „Wunsch nach einem einfacheren Leben“.

In die TOP TEN (ohne China) rücken die Befragten in Italien auf Platz 1 (77 Prozent), mit Frankreich und Belgien auf Platz 5 und 6 (71 bzw. 70 Prozent) und Süd-Korea auf Platz 10 (66 Prozent).

Die Tatsache, dass sich jedoch auch die religiösen Spitzenreiter (Indonesien, Indien, Russland und Polen) unter den TOP TEN des Wunsches nach einem einfacheren Lebens befinden, die Türkei jedoch nicht, verweist darauf, das Religion als „Vereinfachung“ für die Orientierung in der Welt keine große Rolle spielt.

(CF)