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Religions- und Weltanschauungsunterricht, Berlin, 2005/2006

Die Hälfte (50,7 Prozent) der Berliner SchülerInnen des Schuljahres 2005/2006 nimmt nicht an einem (in Berlin freiwilligen) Religions- oder Weltanschauungsunterricht an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen teil. Mit anderen Worten: Jede(r) zweite der rund 342.000 SchülerInnen wird nicht in weltanschaulichen Fragen unterrichtet.

Drei Weltanschauungen (Evangelisch, Humanistisch, Katholisch) stellen mit 95 Prozent aller teilnehmenden SchülerInnen die Grundrichtungen. Das weitere Angebot von zehn verschiedenen Unterrichtsanbietern teilt sich die verbleibenden 5 Prozent der teilnehmenden SchülerInnen.

An den privaten allgemein bildenden Schulen ist der Anteil gegenüber den öffentlichen Schulen zwar deutlich höher - was nicht verwunderlich ist, da sie beinahe durchweg auf weltanschaulichen Grundlagen beruhen -, kann aber auch nicht alle SchülerInnen erreichen, da rund 17 Prozent der ‚Privatschüler’ auch dort nicht an diesem Unterricht teilnehmen.

Diese erste allgemeine Feststellung ist aber nur in dieser Allgemeinheit richtig, da die Teilnehmerzahlen mit Bezug auf die Gesamtschülerzahlen sich in den vier verschiedenen Jahrgangsstufen gravierend voneinander unterscheiden.

Anmerkung: Gerade im Hinblick auf die folgenden Teilnehmerzahlen der älteren Schüler wird der sachliche Hintergrund für die Einführung eines Pflichtfaches Ethik an den Berliner Schulen deutlich.

In den Jahrgangsstufen 1-4 (also den ersten Klassen der Grund- und Gesamtschulen) nehmen mehr als drei Viertel aller SchülerInnen (76,9 Prozent) am Religions- und Weltanschauungsunterricht teil. In den Jahrgangsklassen 5 und 6 (der Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien) sind es noch zwei Drittel aller SchülerInnen (65,4 Prozent), während die Teilnehmerquote in der Jahrgangsstufe 7 bis 10 (Hauptschule, Realschule, Gesamtschule und Gymnasien) bereits unter ein Drittel aller Schüler sinkt (29,5 Prozent). In der Jahrgangsstufe 11 bis 13 (Gesamtschulen und Gymnasien) sind es dann nur noch 11,2 Prozent aller Schüler die dieses Unterrichtsangebot nachfragen / annehmen. Da die Jahrgangsstufen entsprechende Altersgruppen darstellen, sinkt also mit dem Älterwerden bei den SchülerInnen die Bereitschaft, an einem solchen (freiwilligen) Unterricht teilzunehmen.

Anmerkung: Auffallend ist dabei, dass die Humanistische Lebenskunde noch nicht in einem vergleichbaren Maße wie der Religionsunterricht in den Jahrgangsstufen 7 bis 13 ‚angekommen’ ist.

Die jährlichen prozentualen Veränderungsraten der Teilnehmerzahlen[1] zeigen mehrere Aspekte.

  1. Die Schülerzahlen in Berlin verringern sich jährlich und kontinuierlich.
  2. Die Teilnehmerzahlen am Religions- und Weltanschauungsunterricht sind insgesamt gestiegen.
  3. Die jährlichen Veränderungen verlaufen von der Tendenz parallel zueinander.
  4. Während der Religionsunterricht in sechs von neun Jahren eine Verringerung der Teilnehmerzahlen aufweist, bleibt der Zuspruch zur Humanistischen Lebenskunde in allen Jahren (durchgehend im Plusbereich) ansteigend.
  5. Im dargestellten Zeitraum der neun Schuljahre 1996/1997 bis 2005/2006 verliert der Evangelische Religionsunterricht insgesamt rund 8 Prozent seiner Teilnehmerzahlen, der katholische Religionsunterricht kann dagegen 2005/2006 rund 3 Prozent mehr SchülerInnen erreichen als 1997/1998. Die Humanistische Lebenskunde kann die TeilnehmerInnenzahl von 1997 auf 2006 um 135 Prozent erhöhen, d. h. mehr als verdoppeln.

Auf die tatsächliche Teilnehmerzahl der einzelnen Angebote bezogen, ergibt sich daher auch ein eindeutiger Zusammenhang. (folgende Grafik und Tabelle 3.2.)

[1] Es werden nur die drei größeren Anbieter betrachtet, da bei den kleineren Anbietern aufgrund der geringeren Fallzahlen teilweise ‚verzerrte’ Prozentsätze entstehen. (Vgl. dazu die folgende Tabelle 2.3.)

Die Anteile der freiwillig teilnehmenden SchülerInnen an einem Angebot des Religions- und Weltanschauungsunterrichts in Berlin steigen im dargestellten Zeitraum kontinuierlich an.

Diese breitere Nachfrage nach einem derartigen Schulangebot zeigt sich besonders in der kontinuierlich steigenden Annahme des Angebotes der Humanistischen Lebenskunde.

Anmerkung: Der vergleichsweise große und kontinuierliche Anstieg der Teilnehmerzahlen der Humanistischen Lebenskunde Insgesamt ist - so die vorangegangen Übersichten - bisher eine Alternative zum evangelischen Religionsunterricht in den ersten Klassen der Grund- und Gesamtschulen.

Ob der Islamische Religionsunterricht seine Teilnehmerzahlen vergrößern kann, wird sich zeigen müssen. Ebenso wird sich zeigen, in welche Richtung sich die unterdurchschnittlichen Zuwächse der TeilnehmerInnen des evangelischen wie des katholischen Religionsunterrichtes verändern.