Religions- und Weltanschauungsunterricht, Berlin, 2013/2014
In Berlin werden von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft jeweils zum Schuljahresbeginn die statistischen Zahlen u.a. zum Religions- und Weltanschauungsunterricht in den einzelnen Jahrgangsstufen sowie nach Stadtbezirken und Schultyp veröffentlicht, die sogenannten „Oktoberzahlen“.
Insgesamt hat in diesem Schuljahr die Zahl der am Religions- oder Weltanschauungsunterricht teilnehmenden SchülerInnen wieder leicht abgenommen (2012: 52,24 Prozent; 2013: 52,05 Prozent). Weiterhin besucht etwa jede(r) zweite Schüler(in) den Religionsunterricht oder den Humanistischen Lebenskundeunterricht. Einen Rückgang der Schülerzahlen mussten vor allem die Kirchen verzeichnen.
Mit fast 94 Prozent aller teilnehmenden SchülerInnen sind Evangelischer, Humanistischer und Katholischer Unterricht die meistbesuchten weltanschaulichen Unterrichtsfächer. Die verbleibenden knapp 6 Prozent teilen sich die Angebote von fünf weiteren Unterrichtsanbietern.
Der Anteil der Teilnehmer am Religionsunterricht ist an den privaten allgemein bildenden Schulen deutlich höher (71,3 Prozent), als der an den öffentlichen Schulen (ca. 50 Prozent) – was nicht verwunderlich ist, da sie vorwiegend auf christlich-weltanschaulichen Grundlagen beruhen. Jedoch auch dort nimmt etwa ein Viertel der SchülerInnen an keinem Weltanschauungs- und Religionsunterricht teil. Die SchülerInnen, die am „Sonstigen Religions- und Weltanschauungsunterricht“, darunter fällt auch der Freie Christliche Religionsunterricht, teilnehmen, kommen inzwischen ausschließlich aus Privatschulen.
Ein Drittel der Teilnehmer am Religions- oder Weltanschauungsunterricht der Berliner Schulen (55.559) nehmen am Humanistischen Lebenskundeunterricht teil. Dieser verzeichnet mit 1.748 SchülerInnen mehr im Vergleich zum Vorjahr (2012: 53.811) den höchsten Zuwachs im Bereich des Religions- und Weltanschauungsunterrichts. Im gleichen Zeitraum nahmen am evangelischen Religionsunterricht 480 SchülerInnen mehr teil und beim katholischen 234 weniger. Damit steigen weiterhin kontinuierlich die Teilnehmerzahlen am Lebenskundeunterricht und liegen bereits seit 2011 deutlich über 50.000 SchülerInnen.
Diese Feststellung ist aber nur in dieser Allgemeinheit richtig, da die Teilnehmerzahlen mit Bezug auf die Gesamtschülerzahlen sich in den vier verschiedenen Jahrgangsstufen gravierend voneinander unterscheiden.
In den Jahrgangsstufen 1-4 (Grundschulen) nehmen vier Fünftel aller SchülerInnen (80 Prozent) am Religions- und Weltanschauungsunterricht teil.
In den Jahrgangsklassen 5 und 6 (Grundschulen, Integrierte Sekundarschulen1 und Gymnasien) sind es reichlich zwei Drittel aller SchülerInnen (69 Prozent), während die Teilnehmerquote in der Jahrgangsstufe 7 bis 10 (Integrierte Sekundarschule und Gymnasien) auf fast ein Viertel aller Schüler sinkt (26,7 Prozent). In der Jahrgangsstufe 11 bis 13 (Gymnasien) sind es dann nur noch ca. 13 Prozent aller SchülerInnen, die dieses Unterrichtsangebot annehmen.
Diese Verteilungen innerhalb der jeweiligen Jahrgangsstufen sind seit Jahren weitgehend auf gleichem Niveau.
Bemerkenswert ist dabei, dass in den älteren Jahrgangsstufen die geringere Nachfrage nach Religions- und Weltanschauungsunterricht für alle Angebote gleichermaßen gilt.
Die jährlichen prozentualen Veränderungsraten der (Teilnehmer)zahlen2 zeigen mehrere Aspekte:
- Die Teilnehmerzahlen am Religions- und Weltanschauungsunterricht sind über die Jahre relativ leicht angestiegen. Dieser Anstieg liegt im Wesentlichen in den ansteigenden Teilnehmerzahlen der Humanistischen Lebenskunde begründet.
- Bei der Analyse der Veränderungen sind nicht nur die absoluten Teilnehmerzahlen zu betrachten, da sich die Schülerzahl in Berlin ständig ändert, in diesem Jahr ist sie sogar wieder gestiegen, und sich somit die Bezugsgrößen verändern. Die verlässliche Zahl ist der jeweilige Anteil der Teilnehmer (Quote) am jeweiligen Unterricht bezogen auf die Gesamtschülerzahl insgesamt und in den Jahrgangsstufen.
- Der evangelische Religionsunterricht hat gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang in der Teilnahmequote von insgesamt 0,21 Prozentpunkten, beim katholischen Religionsunterricht sind es -0,18 Prozentpunkte und die Humanistische Lebenskunde kann ihren Anteil um 0,3 Prozentpunkte erhöhen.
- Im dargestellten Zeitraum (achtzehn Schuljahre 1996/97 bis 2013/14) erhöht sich die Teilnehmerquote am evangelischen Religionsunterricht um 0,6 Prozentpunkte (von 23,7 Prozent auf 24,3 Prozent aller Schüler). Auch wenn sich seit 2005 die Teilnehmerquote jeweils leicht verringert hat, nehmen (mit Bezug auf die Gesamtschülerzahl) aktuell etwas mehr Schüler am evangelischen Religionsunterricht teil als 1996.
- Das gleiche gilt auch für den katholischen Religionsunterricht, der – mit durchweg leicht besser werdenden Quoten – seine TeilnehmerInnenzahl von 1996/97 zu 2013/14 um knapp 1,7 Prozentpunkte verbessern kann.
- Die Humanistische Lebenskunde kann die Quote der TeilnehmerInnen im gleichen Zeitraum um fast 13 Prozentpunkte (von 4,2 auf 17,2 Prozent aller SchülerInnen) erweitern, d. h. mehr als vervierfachen.
Um durchzusetzen, dass der Religionsunterricht als gleichberechtigtes Pflichtfach neben Ethik gestellt wird, ist „Pro Reli“ mittels Volksentscheid 2009 in die Öffentlichkeit gegangen und gescheitert. Sie waren der Auffassung, dass das Pflichtfach Ethik die Teilnahme am freiwilligen Religionsunterricht zurückdränge und der zunehmende Leistungsstress die Teilnahme am Religionsunterricht erschweren würde. Dies belegten sie mit sinkenden Teilnehmerzahlen in der Jahrgangsstufe 7 bis 10.
Diese Darstellung entsprach nicht ganz den tatsächlichen Zahlen (nur im Schuljahr 2007 gab es eine sinkende Teilnehmerquote in dieser Jahrgangsstufe). ein Vergleich der Teilnehmerquoten des Jahres 2011 mit dem aktuellen Jahr (vgl. Tabelle 2.5.) zeigt, dass die Teilnehmerzahlen in dieser Jahrgangsstufe in der Tat deutlich gesunken sind.
Der evangelische Religionsunterricht verliert in der Teilnahmequote gegenüber dem Jahr 2011 insgesamt 0,2 Prozentpunkte. In den vier Jahrgangsstufen betrifft dies am stärksten die Klassen 1 bis 4 ( 1,46 Prozentpunkte), in den Klassen 7 bis 10, die „Ethik“ als Pflichtfach haben, und auch in der gymnasialen Stufe ist die Teilnehmerquote in diesem Jahr sogar gestiegen. In den Klassenstufen 5 und 6 ist ein Rückgang von 0,57 Prozentpunkten zu verzeichnen.
Die Teilnehmerzahlen für den katholischen Religionsunterricht weisen für alle Jahrgangsstufen Rückgänge auf, am stärksten in 5 und 6 (0,85 Prozentpunkte) und 11/12 (0,53 Prozentpunkte).