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Sterbehilfe - Verhaltensbeurteilung, 2002

Hinsichtlich einer persönlichen Bewertung des Verhaltens, dass ein Arzt einem unheilbar kranken Patienten auf dessen Verlangen hin ein tödliches Gift gibt, bewerten zwei Drittel der Befragten (69,7 Prozent) diese Situation als „weniger“ oder „überhaupt nicht schlimm“.

Auch wenn in der Verhaltensbeschreibung ausschließlich ein „unheilbar kranker Patient“ benannt wird, ist damit hinreichend formuliert, was in Deutschland unter aktiver Sterbehilfe verstanden wird und unter Strafe gestellt ist.

Im Unterschied zur allgemeinen gesetzlichen Rahmenbedingung bewerten nur weniger als ein Drittel der Befragten (30,3 Prozent) dieses Verhalten als „ziemlich“ oder „sehr schlimm“.

Frauen sind dabei ablehnender (32, Prozent) als Männer (28,2 Prozent) und die negative Bewertung einer derartigen aktiven Sterbehilfe wird in den älteren Altersgruppen zunehmend stärker ausgeprägt geäußert. Bewerten von den 18 - 29-Jährigen 29 Prozent diese Sterbehilfe eher negativ, sind es - kontinuierlich ansteigend -, bei den 75-Jahre und Älteren 44 Prozent.

Die regionalen Schwerpunkte der Parteien, ihre religiöse „Gestimmtheit“ und die Religionszugehörigkeiten bewirken gegenseitig, dass die negative Bewertung in den Alten Bundesländern (32 Prozent), von den Wählern der CDU/CSU (38 Prozent) und von Katholiken (38 Prozent) überdurchschnittlich genannt wird, als es bei den Evangelischen (28 Prozent) oder der SPD (24 Prozent) der Fall ist.

Eindeutig am wenigsten schlimm, d.h. annehmend, bewerten die Anhänger von Bündnis90/Grüne (86 Prozent), die Wähler der PDS (84 Prozent) und die Konfessionslosen (84 Prozent) diese aktive Sterbehilfe.

Die sich in diesen Unterschieden andeutende Komponente bestätigt sich im Bezug der Selbsteinstufung der eigenen Religiosität und den Bewertungen der aktiven Sterbehilfe.

Die Befragten stuften sich auf einer (10er-)Skala von „Nicht religiös“ bis „Religiös“ nach der Intensität ihrer Religiosität selbst ein. (→ Religiosität , Alte und Neue Bundesländer, 2002)

Die Grafik zeigt dabei, dass eine schlichte Gleichung „Je religiöser, desto stärker die Ablehnung der aktiven Sterbehilfe“ zu eindimensional ist, d.h. dass sie für nicht unerhebliche Anzahl von religiöser Selbstwahrnehmung eben nicht gilt, wobei jedoch gleichzeitig die Tendenz zu einer solchen einfachen Gleichung durchaus richtig ist.

Das zeigt auch die folgende grafische Umsetzung des gleichen Zusammenhangs.

Die (schraffiert dargestellten) linearen Trendlinien zeigen, wie die beiden ‚äußersten’ Bewertungen von „sehr schlimm“ und „überhaupt nicht schlimm“ am eindeutigsten religiös / nicht-religiös beeinflusst werden.

Wie schon bei den Mittelwerten - bei denen die beiden negativen Bewertungen mit einer überdurchschnittlichen Religiosität verbunden waren -, zeigen auch die linearen Trendlinien diese genaue Unterscheidung in den vier Bewertungen der aktiven Sterbehilfe.

Zusätzlich wird ersichtlich, dass die „Nicht-Religiösen“ sich eindeutiger positionieren als die „Religiösen“.